Ligety gewinnt

Baumann rettet ÖSV-Ehre mit Bronze

10.02.2013

Ligety gewinnt vor Kostelic und Baumann

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Romed Baumann hat bei der Ski-WM in Schladming endlich für die erste ÖSV-Herren-Medaille gesorgt. Nach Abfahrts-Bestzeit reichte dem Tiroler die elfte Zeit im eisigen Flutlicht-Slalom, um hinter Ted Ligety (USA) und dem Kroaten Ivica Kostelic zu Bronze zu fahren. Während der verletzte Titelverteidiger Aksel Lund Svindal ebenso einfädelte wie Österreichs Medaillenhoffnung Benjamin Raich, avancierte Ligety überlegen zum ersten Doppel-Weltmeister von Schladming.

Denn der amerikanische Riesentorlauf-Spezialist holte sich fünf Tage nach seinem Überraschungs-Coup im Super-G mit gleich 1,15 Sekunden Vorsprung auf Kostelic seinen zweiten Titel bei dieser WM. Nachdem einige Mitfavoriten wie Raich ausgeschieden waren und Kostelic einen schlechten Lauf erwischt hatte, kurvte der Abfahrts-Sechste mit kontrolliertem Risiko zum Sieg.

Raich vergibt Riesenchance
Die 18.000 Zuschauer hatten im sechsten WM-Bewerb und ersten Flutlichtrennen dieser WM zunächst den Schock vom Raich-Ausfall zu verdauen. Der routinierte Tiroler ging nach einer starken Abfahrt (12.) als größte heimische Medaillenhoffnung ins Rennen, fädelte aber bei Hälfte des Hanges, auf dem er schon vier Flutlichtslaloms gewonnen hat, ein.

Kostelic mit Problemen
Der Rennverlauf zeigte, welch Riesenchance Raich damit vergeben hatte. Topfavorit Alexis Pinturault (FRA) hatte sich als Abfahrts-22. selbst aus dem Rennen genommen, nach Raich fielen weitere Läufer aus. Kostelic ("Ich habe die Kurven erst nach dem Tor gemacht") blieb im Slalom unter seinem gewohnten Standard. "Ich hatte schon oben Probleme, die Abstimmung war nicht optimal", sagte ein schwer enttäuschter Raich. "Schade, die Piste war perfekt für mich und den Hang mag ich auch."

Baumann rettet ÖSV-Team...
Umso erfreulicher war es, dass Baumann am Tag, als in Schladming schon die ersten Krisenbilanzen gezogen wurden, die Nerven behielt. Nach Abfahrts-Bestzeit ließ sich der für die Spezialabfahrt nicht aufgestellte Hochfilzener zunächst bei der Besichtigung des eisigen Slalomhanges zwar die Schneid abkaufen, als letzter Slalom-Starter aber nur ganz wenig Zeit abnehmen.

... und schrammt nur knapp an Silber vorbei
Damit hätte Baumann am Ende sogar fast noch Silber geholt. Nur zwei Hundertstel blieb der 27-Jährige in der Gesamtrechnung hinter Kostelic. Aber 17 Hundertstel vor dem erneut sensationell starken Finnen Andreas Romar, der in der Spezial-Abfahrt schon Fünfter geworden war.

Premiere für Baumann
Baumanns erste Einzelmedaille strahlte daher fast so hell wie Gold. Wie bei Landsfrau Nicole Hosp war es auch beim früheren Sieger von zwei Weltcup-Kombinationen in der jüngeren Vergangenheit nach einem Markenwechsel alles andere als gut gelaufen. Wie Hosp sorgte Baumann auch bei den Herren dafür, dass die erste heimische Medaille Kombi-Bronze bedeutete.

Mayer mit solider Leistung
Während Matthias Mayer erstmals mit Brillenkamera fuhr und als Gesamt-Zehnter ein gutes WM-Rennen für den mit nur drei Läufern angetretenen ÖSV ablieferte, sonnte sich Baumann nach seinem bisher größten Erfolg im Flutlicht: "Der Rennverlauf hat mir geholfen. Als ich sah, dass Romar auf Kostelic fast keine Zeit verliert, habe ich gedacht, das kann ich auch", berichtete der 27-jährige strahlend.

Platzsprecher peitscht Baumann nach vorne
Während der Fahrt habe er durch den Platzsprecher mitbekommen, auf Platz zwei zu liegen, erzählte Baumann. "Deshalb habe ich geschaut, dass ich Gas gebe. Ich wollte so Slalom fahren, wie ich es vor sechs, sieben Jahren gemacht habe. Das ist mir gelungen. Das jetzt ist einfach großartig."

Ligety als großer Triumphator
Der erste Doppel-Weltmeister heißt aber Ligety. Dabei kommt mit dem Riesentorlauf die beste Disziplin des US-Amerikaners erst. "Ich war nach der Abfahrt in einer guten Position und bin dann einfach klug gefahren, habe die Kontrolle bewahrt", erzählte "Shred". Der Kombi-Olympiasieger von 2006 ist nun in diesem Bewerb auch Weltmeister. "Ich hoffe, es klappt auch im Riesentorlauf."

Ergebnis Herren-Kombination Gesamt:

1. Ted Ligety (27)
02:56.96
2. Ivica Kostelic (22)
+01.15
3. Romed Baumann (16)
+01.17
4. Andreas Romar (9)
+01.34
5. Sandro Viletta (13)
+01.42
6. Alexis Pinturault (21)
+01.45
7. Silvan Zurbriggen (8)
+01.46
8. Carlo Janka (18)
+01.69
9. Dominik Paris (15)
+01.92
10. Matthias Mayer (11)
+02.41

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Meinungen nach der Herren-Kombi:

Romed Baumann (Österreich/Bronze): "Der Rennverlauf hat mir eigentlich geholfen. Ich habe gesehen, dass Leute wie Romar auf den Ivica fast keine Zeit verlieren. Da habe ich mir gesagt, ich muss mich zusammenreißen, dann schaffe ich das auch. Ich habe den Platzsprecher schreien gehört, dass ich Zweiter bin und habe dann nur mehr versucht, Gas zu geben. Es war so geil. Ich habe mir vorgenommen, einfach so Slalom zu fahren, wie ich es vor sechs, sieben Jahren gemacht habe. Alles andere habe ich ausgeblendet. Bei der Besichtigung habe ich mir ein bisschen die Schneid abkaufen lassen, weil der Hang so steil und eisig ist, es ist dann aber eigentlich besser gegangen, als ich es geglaubt hatte. Ich bin gut ins Fahren gekommen."

Benjamin Raich (Österreich/ausgeschieden): "Ich habe von oben weg ziemliche Probleme gehabt. Die Abstimmung war nicht optimal, ich bin natürlich schwer enttäuscht. Die Bedingungen waren eigentlich perfekt für mich, es war eine eisige Piste, und den Hang habe ich eigentlich sehr gerne, aber man muss es eben erst runterbringen. Vom Romed war es eine gewaltige Leistung."

Ted Ligety (USA/Weltmeister): "Ich wusste, dass ich nach der Abfahrt in einer guten Position war, bin smart gefahren. Es war schwierig, ich habe auch versucht, kontrolliert zu fahren. Ich bin seit neun Jahren im Weltcup und weiß, wie ich mit Druck umgehen muss. Jetzt hoffe ich, dass ich auch im Riesentorlauf ein gutes Rennen hinlegen kann."

Ivica Kostelic (Kroatien/Silber): "Ich bin sehr glücklich, es war eine glückliche Medaille, ich habe die Medaille diesmal in der Abfahrt geholt. Es war ein echt schlechter Slalom-Lauf, ich bin die Kurven schlecht gefahren. Ich bin nicht gut in den Rhythmus gekommen und war auf der ganzen Strecke zu spät. Ich habe mitbekommen, dass Benjamin Raich ausgeschieden ist, habe aber deshalb nicht taktiert. Kombination ist Skifahren für mich, die Disziplin zeigt, wie fähig der Skifahrer ist."

Andreas Romar (Finnland/Vierter): "Natürlich ist es für mich sehr enttäuschend, es war von mir ein sehr guter Slalom, ich war knapp dran, dann ist aber noch Romed gekommen. Es war dennoch eine tolle WM für mich, wenn mir das vor Schladming jemand gesagt hätte, dass ich hier Vierter und Fünfter werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt."

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