Von Görgls Goldrausch zu Vonns verpatzter WM: Highlights und Enttäuschungen.
DIE TOPS
Elisabeth Görgl: Mit Doppel-Gold in den Speed-Disziplinen Super-G und Abfahrt war Elisabeth Görgl der weibliche Superstar der WM. Einen Tag vor ihrem Super-G-Triumph hatte die Steirerin noch dazu auch auf der Showbühne überzeugt. Goldkehlchen Görgl sang im Rahmen der Eröffnung den WM-Song "You are the Hero".
ÖSV-Damen: Fünf Bewerbe - viermal Gold, einmal Silber. Die Truppe von Damen-Rennsportleiter Herbert Mandl legte die beste WM-Bilanz aller Zeiten hin. Neben dem Speed-Double von Elisabeth Görgl schnappte sich Teamküken Anna Fenninger Gold in der Super-Kombination, Marlies Schild hielt dem Riesendruck stand und eroberte den langersehnten Sieg im Slalom. Hinter Schild gewann Kathrin Zettel Slalom-Silber. Die einzige nicht-österreichische Weltmeisterin war die Slowenin Tina Maze im Riesentorlauf.
Christof Innerhofer: Der Südtiroler verließ Bayern mit einem kompletten Medaillensatz. Gold im Super-G, Silber in der Super-Kombination, Bronze in der Abfahrt. Innerhofer führte damit ein sehr starkes italienisches Team an, das in der Medaillenwertung Rang drei hinter Österreich und Frankreich belegte. Peter Fill mit Bronze in der Super-Kombination, Federica Brignone mit Silber im Riesentorlauf und Manfred Mölgg mit Slalom-Bronze am Schlusstag rundeten die Bilanz der "Squadra" ab.
Canadian Cowboys: Die kanadischen Herren sind selbst von einer ellenlangen Verletztenlisten nicht unterzukriegen und schlagen immer wieder beherzt am Tag X zu. Diesmal sicherte sich Erik Guay Abfahrts-Gold und somit den prestigeträchtigsten Sieg der WM. Sehr zur Freude von Max Gartner, dem österreichischen Präsidenten des kanadischen Verbands.
Startnummer 1: Gleich drei Rennen in Folge gingen an Athleten mit der Startnummer 1. Den Anfang machte Tina Maze (Damen-Riesentorlauf), es folgten Ted Ligety (Herren-Riesentorlauf) und Marlies Schild (Damen-Slalom). Für Elisabeth Görgl war die 16 die magische Zahl der WM, sie holte beide Goldmedaillen mit dieser Startnummer.
Moral der ÖSV-Herren: Mit zwei Medaillen blieben die ÖSV-Herren natürlich deutlich hinter der Bilanz der Damen. Angesichts der Verletzungen von Hans Grugger, Mario Scheiber, Georg Streitberger, Marcel Hirscher, Benjamin Raich und Hannes Reichelt ist die Ausbeute der Rumpftruppe aber durchaus akzeptabel. Hannes Reichelt holte Silber im Super-G, Philipp Schörghofer Bronze im Riesentorlauf.
WM-Wetter: Den Pisten auf der Kandahar und dem Guiberg setzte das Warmwetter zu. Bei den WM-Zuschauern sorgten die teilweise zweistelligen Plusgrade inklusive Sonne aber für richtig gute Laune und verwandelte den WM-Ort in "Garmisch-Partykirchen". Beim Damen-Slalom am Samstag war es noch einmal richtig schön, am Schlusstag zeigte sich die Sonne dann nicht mehr.
WM-Organisation: Nicht nur FIS-Präsident Gian Franco Kasper war von der deutschen Gründlichkeit im Organisationskomitee begeistert. Die Pisten waren perfekt auf das Warmwetter vorbereitet und hielten daher den vielen Rennen stand. Selbst das befürchtete Verkehrschaos blieb weitgehend aus, und nach zwei, drei Tagen fanden auch die Medien-Shuttles spontan ihr Ziel. Die Arbeitsbedingungen für die Medienvertreter in der umfunktionierten Eishalle waren größtenteils auf Olympia-Niveau.
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DIE FLOPS
Lindsey Vonn: Die US-Amerikanerin war als Titelverteidigerin in Abfahrt und Super-G angereist und hatte die WM nach Abfahrtssilber vorzeitig verlassen. Eine vor den Welttitelkämpfen zugezogene Gehirnerschütterung, Äußerungen über die Präparierung der Kandahar, ihre Trainingsfahrt in Touristenkleidung sowie das Fernbleiben der Startnummernauslosung hatten für viele Schlagzeilen gesorgt. Vonn reagierte beleidigt.
Zeitmessung: Warme Temperaturen, eine schmelzende Schneedecke, ein zu euphorischer Stadionsprecher, ein Marder und Pistenarbeiter, die Kabel durchbissen oder mit Spitzhacken durchtrennten. Nichts, dass es nichts gab, was als Begründung dafür herangezogen worden war, dass es zahlreiche Ausfälle von Zwischen- und Endzeiten sowie konfuse Übertragungen auf die Stadion-Datenleinwände gegeben hatte. Auch bei den TV-Zusehern war für Verwirrung gesorgt.
Virus: Magen-Darm-Grippe und Virusgrippe waren die zwei häufigsten Flachleger der WM. Es erwischte nicht nur Sportler, sondern auch Medienschaffende und Volunteers. Viel mehr erlagen aber dem TirolBerg-Syndrom oder dem sogenannten "Peaches"-Fieber. Zugezogen im weißen Zelt im WM-Park und der Garmischer Szenekneipe.
DSV-Team: Drei Medaillen hat sich das Gastgeberland zum Ziel gesetzt, zwei Bronzemedaillen durch Maria Riesch in Super-G und Abfahrt sind herausgekommen. Erkrankungen und Verletzungen schwächten die deutsche Mannschaft, dazu ließen die Leistungsträger aus.
Schweiz: Mit zwei Goldenen, drei Silbernen und einer Bronzenen hat die Schweiz bei der WM 2009 die Medaillenwertung vor Österreich (2/1/2) gewonnen. Die WM in Garmisch-Partenkirchen stürzte die Eidgenossen ins Jammertal. Silber durch Didier Cuche in der Abfahrt war die einzige Ausbeute. Dafür gab es viermal Blech. Sechs Medaillen hatte sich Swiss Ski erhofft gehabt.
Müde Stars: Laut Prognosen hätte es die WM einer Lindsey Vonn, einer Maria Riesch oder eines Ivica Kostelic werden sollen. Doch die Stars waren angeschlagen und müde. Während Vonn und Riesch Gehirnerschütterung und Virusgrippe auszukurieren hatten, wurde der Kroate Kostelic während der WM ans Meer zum Sonnetanken gebracht. Auch andere waren weit entfernt von dem, was sie eigentlich drauf haben. Michael Walchhofer landete in seiner letzten WM nur auf den Rängen sieben und elf. Bode Miller war zumindest beim Feiern Weltklasse.