Österreicherin deklassiert Konkurrenz. Rebensburg, Lindell-Vikarby auf den Plätzen.
Anna Fenninger hat sich am Donnerstag mit ihrem Riesentorlauf-Triumph zur Doppelweltmeisterin der Alpin-Ski-WM in Vail/Beaver Creek gekrönt. Die Super-G-Siegerin und Abfahrtszweite setzte sich nach einer famosen Bestzeit im ersten Lauf am Ende mit eindrucksvollen 1,4 Sekunden vor Viktoria Rebensburg durch, die Deutschland die erste Medaille dieser WM sicherte.
Video: Fenninger holt Gold
"Es war heute ein Wahnsinn. Ich hatte im zweiten Lauf noch einen großen Fehler, und dann sehe ich den großen Vorsprung, das kann ich gar nicht glauben", sagte Fenninger mit zittriger Stimme im Ziel. "Es war mir sehr wichtig, im Riesentorlauf eine Medaille zu holen. Es fühlt sich nicht an, als ob ich unbesiegbar wäre, aber der Flow fühlt sich gut an", betonte die 25-jährige Salzburgerin, die es mit ihrem Double ihrer Salzburger Landsfrau Alexandra Meissnitzer gleichmachte. Die mittlerweile 41-jährige Abtenauerin, nun ORF-Co-Kommentatorin, holte 1999 ebenfalls in Super-G und Riesentorlauf Gold.
Video: Rebensburg überraschend zu Silber
"Ich habe vor dem zweiten Durchgang nicht daran gedacht, dass ich weit vorne bin, sondern gewusst, dass ich noch viel geben muss. Beim Fehler hat es mich ein bisschen verschnitten, ich bin auf der Kante hängen geblieben, da habe ich geglaubt, ich liege gleich auf der 'Pappn'", schilderte Fenninger die Schrecksekunde vor dem Ziel. Am Ende reichte es trotzdem noch locker zur zweiten Goldenen. "Es ist das, was ich mir zum Schluss gewünscht habe. Dass ich es erreicht habe, ist wunderschön. Das war eine Wahnsinns-WM", frohlockte Fenninger.
Video: Kirchgasser fällt auf Rang 6 zurück
Bronze holte die Schwedin Jessica Lindell-Vikarby (+1,49 Sek.). Olympiasiegerin Tina Maze (1,74) ging dagegen nach Abfahrts- und Kombi-Gold sowie Super-G-Silber in ihrem vierten WM-Bewerb als Fünfte erstmals leer aus. Damit kann die 31-jährige Slowenin nicht mehr ihr angepeiltes Ziel von fünf Einzel-Medaillen in Beaver Creek erreichen.
Video: Zettel fährt auf Rang 7 vor
Kirchgasser vergibt Medaille
Neben Fenninger lag zur Halbzeit auch noch Michaela Kirchgasser als Zweite auf Medaillenkurs. Doch die Team-Weltmeisterin und Kombi-Dritte machte im Finish einen schweren Fehler und fiel dadurch noch mit 1,75 Sekunden Rückstand auf ihre Teamkollegin auf Platz sechs zurück. "Es war ein cooles Rennen, leider ist mir beim letzten Schwung der Ski weggegangen, und dann war die Zeit weg. Aber der Flow ist nicht gebrochen, es hat eben nicht sein wollen", meinte die 29-jährige Salzburgerin.
Brem scheiterte nach 20 Sekunden
Eva-Maria Brem hatte ihre Medaillenhoffnungen dagegen bereits im ersten Durchgang nach nur 20 Fahrsekunden begraben müssen. Die Tirolerin war als Weltcup-Führende im Riesentorlauf und damit als Mitfavoritin in ihr erstes WM-Einzelrennen gegangen. Die 26-Jährige wurde aber gleich von der ersten Welle ausgehoben und sprang weit am nächsten Tor vorbei. Bis dahin, das ergaben ÖSV-Stoppungen, war sie sogar schneller als später Fenninger. Mehr dazu lesen Sie hier.
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"Ich war zu weit links, die Welle ist sehr markant", beschrieb Brem die Situation. "Dieses Rennen wäre sehr wichtig gewesen für mich. Ich ärgere mich nicht über die möglicherweise verpasste Medaille, sondern über den dummen Fehler", betonte die Team-Weltmeisterin. "Aber ich bin gesund, es gibt schlimmere Dinge im Leben als ein verpatztes Rennen. Deshalb wird es mir gelingen, es bald abzuhaken. Das Leben geht weiter."
Starkes Finale von Zettel
Die leicht erkrankte Kathrin Zettel kam im ersten Durchgang nicht über Rang 13 hinaus, verbesserte sich aber im Finale noch unmittelbar hinter Michaela Kirchgasser auf Platz sieben. "Es war heute nicht mein Tag", erklärte die Niederösterreicherin, die nun hofft, dass sie bis zum Slalom am Samstag wieder vollkommen gesund wird.
Zuvor steht aber am Freitag der Riesentorlauf der Herren auf dem Programm, in dem Marcel Hirscher nach Kombi- und Team-Sieg auf den dritten WM-Titel losgeht, es wäre der insgesamt sechste für Österreich in Colorado. Denn drei Bewerbe vor Schluss hält das ÖSV-Team schon bei fünf Goldmedaillen, dazu kommen noch zwei Mal Silber und ein Mal Bronze. Bereits jetzt ist die WM 2015 die fünfterfolgreichste für Österreich. Sogar das historische Ergebnis von 1962 in Chamonix, als insgesamt 15 Medaillen - sechs in Gold, vier in Silber und fünf in Bronze - erobert wurden, kann übertroffen werden.
Endstand
1. Anna Fenninger AUT 2:19,16
2. Viktoria Rebensburg GER +1,40
3. Jessica Lindell-Vikarby SWE +1,49
4. Tina Weirather LIE +1,55
5. Tina Maze SLO +1,74
6. Michaela Kirchgasser AUT +1,75
7. Kathrin Zettel AUT +2,15
8. Mikaela Shiffrin USA +2,47
9. Maria Pietilae-Holmner SWE +2,68
10. Sara Hector SWE +2,80
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Anna Fenninger (AUT/Gold): "Es war heute ein Wahnsinn. Ich hatte im zweiten Lauf noch einen großen Fehler, und dann sehe ich den großen Vorsprung, das kann ich gar nicht glauben. Es war mit sehr wichtig, im Riesentorlauf eine Medaille zu holen. Es fühlt sich nicht an, als ob ich unbesiegbar wäre, aber der Flow fühlt sich gut an. Ich habe vor dem zweiten Durchgang nicht daran gedacht, dass ich weit vorne bin, sondern gewusst, dass ich noch viel geben muss. Beim Fehler hat es mich ein bisschen verschnitten, ich bin auf der Kante hängen geblieben, da habe ich geglaubt, ich liege gleich auf der 'Pappn'. Es ist das, was ich mir zum Schluss gewünscht habe. Dass ich es erreicht habe, ist wunderschön. Das war eine Wahnsinns-WM."
Viktoria Rebensburg (GER/Silber): "Wahnsinn, ich hätte nicht mehr gedacht, dass es zu einer Medaille reicht. Ich bin im zweiten Durchgang von oben bis unten Vollgas gefahren, habe praktisch das Messer zwischen den Zähnen gehabt. Ich habe ein gutes Setup gefunden, dadurch konnte ich wieder Gas geben. Es ist cool für das ganze Team, dass wir jetzt eine Medaille haben."
Jessica Lindell-Vikarby (SWE/Bronze): "Diese Medaille bedeutet mir sehr viel, ich kann es noch gar nicht begreifen. Es war ein schwieriger Weg für mich in diesem Jahr. Ich war ein wenig enttäuscht, als ich im Ziel hinter Rebensburg war, aber als ich gesehen habe, dass es sich für eine Medaille ausgeht, war ich glücklich."
Michaela Kirchgasser (AUT/6.): "Es war ein cooles Rennen, leider ist mir beim letzten Schwung der Ski weggegangen, und dann war die Zeit weg. Aber der Flow ist nicht gebrochen, es hat eben nicht sein wollen."
Kathrin Zettel (AUT/7.): "Der zweite Lauf war besser, aber es wäre noch besser gegangen. Es war heute einfach nicht mein Tag. Ich werde daran arbeiten, dass ich bis zum Slalom gesund werde. Der Slalom ist meine stabilste Disziplin heuer."
Lindsey Vonn (USA/14.): "Ich hatte im Steilhang einen Fehler, habe aber trotzdem gekämpft und bin sehr zufrieden. Ich habe zuletzt nicht viel Riesentorlauf trainiert, das Timing war nicht so da. Im zweiten Durchgang habe ich endlich den Rhythmus bekommen. Im Knie habe ich noch ein bisschen Schmerzen, aber es ist besser geworden."
Tina Maze (SLO/5.): "Es war im zweiten Lauf schon ein bisschen weich. Ich hatte nichts mehr zu geben, Anna hat einen unglaublichen ersten Lauf hingelegt, und der hat ihr viel Selbstvertrauen gebracht. Ich wollte auch so einen Lauf hinlegen, habe dann aber zu viele Fehler gemacht, das hat mich verunsichert."