Zwei Startplätze waren beim ÖSV noch offen: Entscheidung ist gefallen.
Die Qualifikation im österreichischen Herren-Tteam für die WM-Abfahrt am Samstag in St. Moritz ist einmal mehr ein Rennen vor dem Rennen gewesen. Viel deutlicher als Vincent Kriechmayr kann man sich aber nicht qualifizieren, er verwies am Donnerstag mit Bestzeit im Abfahrtstraining Lokalmatador Beat Feuz um 1,30 Sekunden auf Platz zwei.
+++ "Das ist zu viel": ORF-Experte Raich kritisiert Hirscher +++
Olympiasieger Matthias Mayer aus Kärnten kam auf Rang drei (1,34). Er bekam den Vorzug gegenüber Romed Baumann, der hinter Super-G-Weltmeister Erik Guay (1,41) auf Platz fünf (1,60) landete. Die Saisonsieger Hannes Reichelt und Max Franz waren Fixstarter.
"Es sind doch drei Zehntel, das ist eine ganz klare Geschichte. Unsere Ergebnisse im Weltcup waren relativ dieselben. Von dem her hat keiner einen Vorteil oder Nachteil. Ich hoffe und denke, dass sie sich für mich entscheiden werden", hatte sich Mayer nach dem Training zuversichtlich gezeigt.
Trainer entscheiden pro Mayer
Der im Super-G ausgeschiedene Mayer hatte in den fünf Saisonabfahrten die Ränge 17, 17, 8, 8 und 14 eingefahren, Baumann 20, 11, 26, 7 und 10. Kriechmayr war zuletzt in Garmisch-Partenkirchen Siebenter. Für alle drei galt: wer im Donnerstag-Training der Beste ist, bekommt ein Ticket. Per Trainerentscheid wurde am späten Nachmittag der vierte Startplatz vergeben.
Materialtechnisch ist man auch "abgesichert": Mayer fährt Head, Kriechmayr Fischer, Reichelt Salomon und Franz Atomic. Salomon-Pilot Baumann trat zum sechsten Mal in seiner Karriere zu einer Abfahrts-Quali bei einem Großereignis an - er hatte zum sechsten Mal das Nachsehen.
Bei Weltmeisterschaften traf es ihn 2009 in Val d'Isere, 2013 in Schladming, 2015 in Beaver Creek und nun 2017 in St. Moritz, sowie bei Olympischen Spielen 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi. Sein einziger Start bei einem Großereignis war bei der WM 2011 in Garmisch, als er als bester Österreicher Vierter wurde.
(c) GEPA
Baumann verpasst Saisonziel
"Jedes Mal zuschauen müssen", sagte der frustrierte Baumann, der das Gefühl hatte, dass der Quali-Modus jedes Mal ihn "frisst". Auch im Super-G wurde er bereits nicht berücksichtigt, ihm bleibt damit nur die Alpine Kombination in St. Moritz. Er müsse jetzt schauen, "wo er mit der Motivation" stehe. "Das war das große Saisonziel von mir, in der Abfahrt am Start zu stehen."
WM-Debütant Kriechmayr ging hingegen am Mittwoch mit Platz fünf im Super-G "der Knopf auf", er genoss die abendliche Siegerehrung im Kulm-Park in Moritz und legte sich in der Quali am Donnerstag voll ins Zeug. "Das waren hundert Prozent, bei einem mehr wäre ich auf der Schnauze gelegen", sagte der 25-Jährige.
"Ich freue mich, dass ich bei der WM-Abfahrt dabei bin, das ist die Königsdisziplin, die hat in Österreich schon große Bedeutung. Zu den schnellsten vier zu gehören, ist eine Genugtuung. Aber ich bin nicht nur wegen der Qualifikation oder dem Training hier, ich möchte bei den Rennen Topergebnisse zeigen."
Kriechmayr nun Mitfavorit
Er sei die Ideallinie gefahren - oder sogar noch besser als besichtigt. "Bei einer Kurve hat es mich weiter runtergedrückt, ich bin draufgestiegen und wusste nicht, ob sich das ausgeht, dass ich drinnenbleibe. Aber anscheinend hat es gut gepasst". Beim letzten Sprung passierte ein Schönheitsfehler: "Das war ein bisserl zum Schämen, das ist das Einzige, was nicht gut gelaufen ist."
Mit Startnummer eins war Mayer gefahren, der dachte im Ziel, eine gute Fahrt gehabt zu haben. Doch mit zwei folgte Kriechmayr und nahm ihm 1,34 ab. "Mothl hat gesagt, er hat dann Angst gehabt, dass er eine Vollschleife bekommt. Aber ich bin mehr am Zacken gefahren als Mothl, auch wenn glaubt, er ist schon gut gefahren, er wird nochmals was draufsetzen können", glaubt Kriechmayr.
Nach dem "brutal schlechten Start in die Saison" ist der Verlauf der WM Balsam auf Kriechmayrs Wunden. "Ich habe wieder gesehen, dass ich schnell Skifahren kann. Das freut mich irrsinnig, ich hätte das hier nicht gelaubt. Schauen wir mal, ob mir das fürs Rennen nochmal gelingt und die Konkurrenz nochmals so einen Schub machen kann."