Der Salzburger knackte mit seinem Sieg im WM-Slalom die Bestmarke von Ski-Legende Toni Sailer.
Es wird dauern, bis ihm diesen Rekord jemand wegschnappt. Marcel Hirscher ist seit Sonntag der erfolgreichste alpine Skirennläufer der WM-Geschichte. Der Salzburger gewann in Aare seinen dritten Slalom-Titel bei Weltmeisterschaften und zog mit sieben Goldmedaillen mit Toni Sailer gleich. Dank zusätzlich vier Silbermedaillen bei einer von Sailer thront er nun alleine.
Nach der Halbzeitführung in Aare wollte Hirscher am Leaderbord nicht am vorbereiteten mit Rentierfell gepolsterten Sitz Platz nehmen. Nicht etwa aus Aberglaube, sondern damit die müden Füße vom Sitzen nicht noch müder werden, hieß es aus seinem Lager. Denn ausgerechnet am WM-Anreisetag hatte Hirscher eine Erkältung erwischt, mit Hendlsuppe und viel Schlaf wurde er für den Riesentorlauf fit und schnappte sich am Freitag die Silbermedaille.
"Ein gewaltiges Ergebnis angesichts der Umstände, eine Medaille mehr für die Sammlung, aber ich bin müde und freue mich, wieder ins Bett zu kommen", sagte der 29-Jährige nach dem ersten Medaillenerfolg in Aare. Es galt einen Rückfall zu vermeiden, Samstag war deshalb Haushalten mit den Kräften angesagt. Nur für ein paar Trainingsläufe verließ er das Appartement.
Enorme Erleichterung bei Superstar
Sonntagfrüh machte er einen frischen und kraftvollen Eindruck, die leichten Minusgrade und zumindest in der Früh härtere Piste ließen sogar seine Augen vor Freude glänzen. Nach dem vollbrachten Gold-Coup war auch bei Hirscher enorme Erleichterung spürbar. "Danke an das ganze Team, sie haben das möglich gemacht. Sie haben so hart gearbeitet, mich an den Start zu bringen", sagte Hirscher nach seinen "vielleicht letzten Weltmeisterschaften". "Ich fühle Dankbarkeit. Als ich hierhergekommen bin, war es nicht selbstverständlich, dass ich mitfahren kann."
Mit nun elf Medaillen bei Weltmeisterschaften zog Hirscher mit dem Luxemburger Marc Girardelli (11) und dem Norweger Lasse Kjus (11) gleich, nur noch der Norweger Kjetil Andre Aamodt (12) liegt vor ihm. Auf Weltcupebene bewegt sich Hirscher schon länger in eigenen Sphären. Der vierfacher Welt-Alpinskisportler des Jahres und fünffache Sportler des Jahres in Österreich ist auf dem besten Weg zu seinem achten Gesamtweltcupsieg in Folge. Dem zweifachen Olympiasieger von Pyeongchang fehlen mit 68 Siegen im Weltcup noch 18 auf Ingemar Stenmark.
Der Schwede war sich als Gast bei der WM in Aare sicher, dass er gegen Hirscher als Skirennläufer keine Chancen gehabt hätte. "Er ist so stark. Er hat alles, die Physis, er ist stark im Kopf." Vor allem die Fähigkeit, sich nach nicht so guten Ergebnissen wieder aufzurichten, imponiere dem früheren Slalom- und Riesentorlauf-Spezialisten.
Karriere-Fortsetzung offen
Wie lange Hirscher noch weiterfährt, ist offen. Sein Leben hat sich im vergangenen Jahr stark verändert. Im Juni heiratete er seine Langzeitfreundin Laura, Anfang Oktober wurden sie Eltern eines Buben. "Es ist ein bisschen eine Sucht dahinter, das Skifahren, vor allem der Wettkampf ist das, was den Rest am Leben erhält", sagte er über die Fortsetzung seiner Karriere. Freilich gäbe es jetzt aber "mehrere Prioritäten", er wolle seine Rolle als Familienvater "sehr ernst nehmen". Deshalb hält er das Rahmenprogramm rund um die Rennen sehr knapp, erfüllt nur die Pflicht.
Bei den Winterspielen im Februar 2018 in Pyeongchang machte der Absolvent der Hotelfachschule Bad Hofgastein, der sein erstes Weltcuprennen am 17. März 2007 als Junioren-Weltmeister im Riesentorlauf in Lenzerheide fuhr, die Karriere mit zwei Goldmedaillen rundum perfekt. Es waren wichtige Mosaiksteinchen im Erfolgspuzzle, an dem er aber immer noch kräftig zubaut.
Marcel Hirscher setzt auf Kontinuität in seinem Umfeld, auf beruflicher Seite begleiten ihn u.a. die Skifirma Atomic, sein Trainer Michael Pircher, sein Pressesprecher Stefan Illek und natürlich Vater Ferdinand seit Jahren. Der schnauzbärtige Skilehrer "Ferdl" ist die Konstante am Pistenrand. Das Erfolgsgeheimnis des Sohnes? "Das liegt sicher in seiner Kindheit. Er ist auf der Alm aufgewachsen, er war immer koordinativ sehr gut. Das kommt ihm heute zugute."