Mit Selbstvertrauen in Super-G
Kriechmayr: 'Sicher bin ich der große Favorit'
08.02.2021
Vincent Kriechmayr akzeptiert Favoritenrolle vor Neuland-Super-G - Auch Mayer zählt zum Favoritenkreis.
Der Österreichische Skiverband (ÖSV) schickt Vincent Kriechmayr, Matthias Mayer, Christian Walder und Max Franz in die erste Herren-Entscheidung bei der Ski-WM in Cortina. Das Quartett bestreitet am Dienstag (13.00 Uhr im Sport24-LIVE-Ticker) den Super-G. "Sicher bin ich der große Favorit, aber es sind schon viele andere große Namen auch am Start", sagte Kriechmayr. Speziell ist, dass die Herren abgesehen von der Besichtigung am Renntag keinen Kontakt mit der Strecke hatten.
Kriechmayr gewann zuletzt in Kitzbühel sowie in Garmisch-Partenkirchen und führt den Super-G-Weltcup an. Zwei Sieger aus der Saison sind wegen Verletzungen nicht in Cortina: Aleksander Aamodt Kilde (Kreuzbandriss) aus Norwegen hatte den Super-G in Gröden gewonnen, der US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle (Halswirbelverletzung nach Kitz-Sturz) in Bormio. Der Schweizer Mauro Cavieziel, der in Val d'Isere triumphiert hatte, hat seine Knieverletzung rechtzeitig vor der WM überwunden. Der Deutsche Thomas Dreßen, der nach einer Hüft-Operation erst vergangene Woche in den Weltcup zurückgekehrt war, lässt den Super-G wie erwartet aus und konzentriert sich auf die Abfahrt.
Erwartet wird ein "Gemetzel"
"Sicher bin ich jetzt Favorit, wenn ich die letzten zwei Rennen gewonnen habe. Aber wie ich schon gesagt habe, ein Großereignis ist immer etwas Spezielles und für Überraschungen gut", meinte der Oberösterreicher Kriechmayr. "Im Weltcup lässt man sich doch hin und wieder Reserven, weil man nicht ausscheiden will, weil es um Punkte geht und Weltcupstände. Bei einer WM ist jeder am letzten Zacken unterwegs, das macht den Favoritenkreis ein bisschen größer." Man könne sich ein "Gemetzel" erwarten, prognostizierte der Silber-Gewinner von Aare 2019.
Bei Kriechmayrs Siegen stand Mannschaftskollege Mayer jeweils mit ihm auf dem Podest. Der Kärntner war in Kitzbühel Dritter und belegte in Garmisch den zweiten Platz. "Es freut mich natürlich schon sehr, dass es heuer so gut läuft, ganz klar. Aber ich denke nicht viel herum. Ich probiere das umzusetzen, was ich mir vornehme. Das hat mir bis jetzt einmal sehr gute Ergebnisse gebracht, so möchte ich jetzt einmal weitermachen", erklärte Mayer.
Wegen Lawinengefahr wurden die für Montagnachmittag geplante Streckenbesichtigung sowie die Kurssetzung für das Rennen am Dienstag gestrichen. Auch Hangbefahren gab es keines, es werde daher viel von der Besichtigung vor dem Start und den Instinkten abhängen. "So was habe ich in meiner Weltcup-Karriere überhaupt noch nie gesehen auf die Art und Weise. Und davor wird es das auch nicht so gegeben haben, was ich mitgekriegt habe. Es wird sicher ganz ein spezieller Weltmeister werden", betonte der 30-jährige Olympiasieger.
Italiener kennen Strecke bereits
Zum Favoritenkreis zählt auch der Schweizer Marco Odermatt, der es wie Mayer und Kriechmayr in Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen auf das Podium schaffte. Mayer und Odermatt seien "auch in einer Superform", meinte Kriechmayr. Auch Dominik Paris und Christof Innerhofer, die vor zwei Jahren italienische Meisterschaften auf der Vertigine-Piste fuhren, wollte er nicht ausschließen. "Das glaube ich schon, dass sie einen kleinen Vorteil haben, sie kennen die Strecke." Sich Last-Minute-Tipps von den Südtirolern zu holen, sei aber keine Option, scherzte Mayer: "Der Paris will nichts sagen, der Innerhofer redet zu viel."
Walder war in Val d'Isere Dritter, der Kärntner spekuliert mit einer erneuten Überraschung. "Im Europacup war es bei mir oft so, wenn ein Super-G vor den Abfahrtstrainings war, bin ich oft meine besten Rennen gefahren. Ich glaube, es ist für alle gleich. Wir sind alle schon lange im Geschäft. Von dem her sollte es für keinen ein Problem sein, wenn er noch nie runtergefahren ist", sagte er. "Außenseiterchancen habe ich schon. Im Super-G weiß ich, dass ich schnell fahren kann. Das habe ich schon ein paar Mal gezeigt heuer. Die anderen kochen auch nur mit Wasser."
Franz schaffte es erst mit dem sechsten Platz in Garmisch ins Super-G-Aufgebot, sonst war er in der Weltcup-Saison nicht in die Top-Ten-Ränge gefahren. "Da hat es endlich funktioniert ohne großen Bock. Es waren kleine Fehler drinnen, aber ohne die geht es eh nicht. Es war sehr knapp, aber endlich habe ich den Speed einmal ins Ziel bringen können und habe es einmal auf Papier stehen jetzt", erläuterte der dritte Kärntner im Super-G-Quartett. "Schnell bin ich, ich habe einen guten Grundspeed. Das heißt es jetzt einfach da umsetzen." Die Faktor Piste komme nach den jüngsten Schneefällen auch dazu.