Matt holt Bronze

Jaaaa! Hirscher rast zu Slalom-Gold

15.02.2013

Marcel Hirscher holt mit Teufelsritt Slalom-Gold vor Neureuther und Mario Matt.

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Mit einer Sternstunde für Gastgeber Österreich ist am Sonntag die alpine Ski-WM 2013 in Schladming zu Ende gegangen. Marcel Hirscher holte im Herrenslalom 0,42 Sekunden vor dem Deutschen Felix Neureuther und 0,58 vor seinem Landsmann Mario Matt Gold. Der 23-jährigen Salzburger gewann damit vor fast 40.000 Zuschauern sein erstes Einzelgold. Dank Hirscher und Matt war Österreich am Ende mit insgesamt acht Stück die an Medaillen erfolgreichste Nation in Schladming.



ÖSV-Team im 1. Durchgang geschlossen stark
Österreich war mit einem vom 23-jährigen Hirscher angeführten Quartett angetretenen, das mit Matt, Manfred Pranger und Benjamin Raich drei Routiniers und Slalom-Exweltmeister inkludierte. Alle vier fuhren auf überraschend "schmierigem" Terrain schon in Lauf eins gewaltig. Hirscher erzielte trotz einer "Besichtigungsfahrt" (Trainer Michael Pircher) 0,28 Sekunden vor Neureuther und 0,56 vor Matt Bestzeit, aber auch Pranger (6.) und Raich (8.) lagen trotz kleinerer Fehler in Schlagdistanz mit Medaillen.

"Der erste Durchgang ist nur zum Einordnen. Im zweiten kann noch alles passieren", warnte Hirscher angesichts der relativ geringen Rückstände dennoch. Der Annaberger hatte in der Früh noch eine kleine Schrecksekunde zu überstehen gehabt, weil die Manschette seines Rennschuhs gebrochen war und getauscht werden musste.

Fehler-Orgie
Als es dann im Finale um alles ging, lagen bei einigen Medaillenkandidaten die Nerven blank. Raich, vierfacher Sieger auf Planai, fuhr beherzt. Aber ein Steher im Steilhang beendeten die Hoffnungen des Weltmeisters von 2005 auf ein versöhnliches WM-Ende - Platz 13. Gleich darauf und an fast gleicher Stelle beendete Pranger mit einem Einfädler nach Super-Zwischenbestzeit sein letztes WM-Rennen.

Danach fiel der Austro-Deutsche Fritz Dopfer auf Platz vier zurück. Der Halbzeit-Vierte Manfred Mölgg aus Italien fädelte im Kampf um seine zweite Schladming-Medaille ein und schied ebenfalls aus.

Top 3 eiskalt
Nur die letzten drei ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Matt kam mit Bestzeit ins Ziel, damit hatte er eine Medaille sicher. Neureuther legte nach, seine starke Fahrt brachte ihn wie erhofft auf Platz eins und die Fans zum Schweigen.

Hirscher erfüllt alle Erwartungen
Die offiziell 37.000 alleine im gewaltigen Zielstadion waren aber gleich wieder aus dem Häuschen, als Hirscher um 14.22 Uhr die Bestzeit Neureuthers angriff. Mit einem wilden Ritt baute der Salzburger seinen Vorsprung sogar konstant aus, am Ende hatte er im Duell gegen seinen deutschen Rivalen und Freund klar die Nase vorne. Im Ziel Hirscher warf vor Freude die Ski weg und sich selbst auf den Bauch und in den Schnee.

"Ich kann es gar nicht fassen. Ich tu' mir schwer, das zu beschreiben", lautete Hirschers erste Reaktion, als er sich nach Gold im Teambewerb und Silber im Riesentorlauf seine erste Einzelgoldmedaille gesichert hatte.

Unglaubliche Erfolgsbilanz
Bei seinen drei Schladming-Teilnahmen hat Hirscher damit jeweils eine Medaille gewonnen und sich am Ende selbst zum 14. österreichischen Slalomweltmeister gemacht. In mittlerweile insgesamt 18 Saisonrennen hat der unglaubliche Salzburger nun 16 Mal das Podest erreicht und davon acht Mal gewonnen. Vergleiche mit den Größten seiner Zunft folgten auf den Fuß.

Wer am Boden blieb, war einmal mehr Hirscher selbst. "Es war nicht leicht. Ich habe natürlich mitbekommen, dass Mario und Felix mit Bestzeit abgeschwungen haben", erzählte der neue Weltmeister. "Das jetzt ist genial. Aber es war auch heftig. Die Stimmung war sensationell", sagte Hirscher, bevor er die Medaille und danach aus der Hand von Thomas Stangassinger noch im Zielstadion das Ehrengeschenk übernahm.

Fairer Neureuther
Neureuther gratulierte herzlich. "Ich lasse ja nicht gerne Emotionen zu. Aber das heute war an der Schmerzgrenze. Man hätte die Geschichte nicht besser schrieben können, so viel wie über uns zwei vorher geschrieben wurde", sagte der Bayer. "Klar will man nicht so gerne, dass ein Piefke in Österreich Weltmeister wird", scherzte er. "Die Revanche für Cordoba ist mir nicht ganz gelungen, aber beinahe. Ich verspreche, das nächste Mal wird's Marcel schwerer haben."

Matt stellt Altersrekord auf
Auch Matt (33) freute sich darüber, ältester Slalom-Medaillengewinner geworden zu sein. "Man muss angesichts der Dichte mit Bronze zufrieden sein. Alle haben riskiert, bei Vielen ist es nicht aufgegangen", sagte der Weltmeister von 2001 und 2007.

Zurecht betrübt war Pranger. "Ich bin wieder verdammt schnell und sicher drauf. Ich habe daher gespürt, dass etwas möglich ist und alles auf eine Karte gesetzt. Das jetzt zipft mich natürlich voll an, in solchen Momenten ist der Sport beinhart."

Mit zwei Mal Gold und Silber sowie vier Bronzemedaillen schloss Österreich damit die Heim-WM hinter den USA (4/0/1) noch auf Platz zwei ab. Nach Meinung von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sogar als Erster. "In zwei Jahren fahren wir in den USA eine WM. Sie gehen nach der Anzahl, nach deren Medaillenspiegel wären wir jetzt also sogar Erster."

Endstand im Herren-WM-Slalom

1. Marcel Hirscher (2)
01:51.03
2. Felix Neureuther (3)
+00.42
3. Mario Matt (1)
+00.65
4. Andre Myhrer (5)
+01.05
5. Ivica Kostelic (6)
+01.12
6. Alexis Pinturault (15)
+01.24
7. Fritz Dopfer (4)
+01.49
8. Jens Byggmark (9)
+01.82
9. Mattias Hargin (11)
+01.93
10. Mitja Valencic (20)
+02.17
11. Stefano Gross (14)
+02.31
12. Jean-Baptiste Grange (23)
+02.43
13. Benjamin Raich (12)
+02.59
14. Michael Janyk (24)
+02.78
15. Adam Zampa (36)
+02.86
16. Santeri Paloniemi (34)
+03.00
17. Markus Vogel (21)
+03.03
18. Marc Gini (28)
+03.11
19. Akira Sasaki (38)
+03.33
20. Krystof Kryzl (27)
+03.51


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Marcel Hirscher (AUT/Goldmedaille): "Ich kann es eigentlich gar nicht fassen. Was soll ich sagen, das ist genial. Es war sehr schwierig, die beiden vor mir haben mit Bestzeit abgeschwungen. Ich weiß nicht, wie ich mich so ablenken konnte, so oft will ich das nicht ausprobieren. Die Stimmung war sensationell. Ich war so fokussiert, habe gespürt, dass ich gut unterwegs bin und bin die letzten Tore intelligent gefahren."

Felix Neureuther (GER/Silbermedaille): "Das ist gewaltig. Ich lasse Emotionen nicht so gerne zu, aber das war absolute Schmerzgrenze. Endlich habe ich bei einem Großereignis das geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe probiert, locker zu bleiben und das runterzubringen, was ich draufhabe. Man konnte die Geschichte nicht besser schreiben. Die Revanche von Cordoba ist mir nicht ganz gelungen, aber ich bin sehr stolz. Es war ein nicht ganz optimaler Lauf, Marcel hat es wieder einmal sehr gut gemacht. Aber das nächste Mal wird er es wieder schwerer haben."

Mario Matt (AUT/Bronzemedaille): "Ich bin sehr zufrieden mit der Bronzemedaille. Die Dichte ist so groß im Slalom, auch andere haben voll angegriffen, bei denen ist es nicht aufgegangen. Ich habe mir vom Material her leichter getan als im ersten Durchgang."

Manfred Pranger (AUT/ausgeschieden im 2. Durchgang): "Ich habe gespürt, dass etwas möglich ist, voll attackiert und dann leider eingefädelt. Das kann passieren, aber es zipft mich voll an. In solchen Momenten ist der Sport beinhart. Ich wollte im zweiten Durchgang abschwingen und den Einser sehen, leider ist es in die Hose gegangen."

Mathias Berthold (ÖSV-Herren-Cheftrainer): "Ich habe schon bei Mario gedacht, dass es sich ausgehen, dass er Felix packen könnte. Da muss man auch Felix gratulieren. Aber Marcel ist im Slalom immer extrem zuverlässig, ist immer vorne. Ich habe auch mit Trainerkollegen gesprochen, es war ein Rennen auf extrem hohem Niveau. Die Piste hat im zweiten Durchgang nachgegeben. Aber die Topleute haben gezeigt, dass sie damit klarkommen. Es war ein extrem geiles Rennen. Ich bin jetzt froh, dass dieses Scheiß-Medaillengerede ein Ende hat."

Edi Unterberger (Servicemann Hirscher): "Es war eine sehr schwierige Situation, das viele Drumherum. Aber er war locker am Start. Heute wird sicher gefeiert, aber nicht so intensiv. Es geht ja weiter und wir haben noch weitere Ziele."

Ferdinand Hirscher (Trainervater): "Das ist ein wunderbarer Tag, mit viel Freude und großer Spannung in der Früh. Wir mussten noch die Manschette (am Schuh, Anm.) wechseln. Aber es ist super gegangen. Es war extrem schwierig, aber wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen. Er probiert immer, nicht an Titel zu denken, sondern an die Informationen, die er vom Trainerteam bekommt. Er ist so fokussiert, dass er dann nicht an Titel denkt."

Heinz Fischer (Bundespräsident): "Ich gratuliere Marcel Hirscher und dem gesamten österreichischen Ski-Team für den großartigen Erfolg bei der WM in Schladming, wo der letzte Tag in einem spannenden Finale mit Slalom-Gold durch Hirscher gekrönt wurde."

Werner Faymann (Bundeskanzler): "Die beiden Österreicher haben heute auf der Planai ihre Form zum richtigen Zeitpunkt ausgespielt, ich gratuliere ihnen herzlich." Sie hätten somit beim letzten Bewerb der WM für einen weiteren Höhepunkt aus österreichischer Sicht gesorgt. "Für die kommenden Aufgaben im Weltcup wünsche ich dem ÖSV-Team viel Erfolg", so der Bundeskanzler.

Norbert Darabos (Sportminister): "Marcel Hirscher hat zwei souveräne Läufe gezeigt und verdient den von ganz Österreich ersehnten Einzeltitel geholt. Mit insgesamt zweimal Gold und einmal Silber ist er somit neben Ted Ligety der erfolgreichste Skiläufer dieser WM. Herausragend auch die Leistung von Doppelweltmeister Mario Matt, der einen fulminanten zweiten Lauf hingelegt hat."

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