Unsere Ski-Damen haben bei der WM in Courchevel/Meribel die dritte Medaille im dritten Rennen geholt. Nina Ortlieb rast bei ihrer WM-Premiere sensationell zu Silber, Gold geht an die Schweizerin Jasmine Flury. Blech-Pech hatten Cornelie Hütter und Mirjam Puchner, die ex aequo Vierte werden.
Es ist nicht der Tag der Topfavoritinnen bei der Alpinski-WM in Meribel gewesen, denn Abfahrts-Gold ging überraschend an Jasmine Flury. Die 26-jährige Nina Ortlieb setzte indes am Samstag die Erfolgsserie der ÖSV-Frauen fort und landete nur 4/100 hinter der Schweizerin auf dem Silberrang. Bronze holte sich Corinne Suter (+0,12). Sofia Goggia verhinderte bei der Einfahrt in den Zielhang bei einem Einfädler einen Sturz nur knapp und wurde disqualifiziert.
Österreichs Frauen beeindruckten in dem Rennen, indem die Piste für höhere Nummern keine Topzeiten mehr zuließ, mit Kompaktheit im vordersten Feld. Vierte wurden ex aequo die WM-Super-G-Bronzene Cornelia Hütter und Mirjam Puchner (je +0,37), auf Platz sieben kam Stephanie Venier (+0,57). Sie war im letzten Abdrücken auf den WM-Zug aufgesprungen und hatte sich erst in der teaminternen Qualifikation am Donnerstag durchgesetzt.
Ortlieb war mit Startnummer fünf über die Piste "Roc de Fer" gegangen und musste lange warten, ehe sie sich der Medaille sicher sein konnte. "Unglaublich, das ist schwer in Worte zu fassen, was in einem vorgeht. Ganz realisiert man es immer noch nicht. Es waren zwei kleine Fehler drinnen, die ich mir einfach sparen hätte können. Am Limit passieren Fehler. Es war einer zu viel für die Goldene, aber ich habe heute die Silberne gewonnen", sagte die Vorarlbergerin, Tochter von ÖSV-Finanzreferent Patrick Ortlieb.
Blech-Pech für Hütter und Puchner
Nina Ortlieb hat einiges durchgemacht - in den vergangenen Wochen und überhaupt in ihrer Karriere. Am 21. Jänner zog sie sich bei einem Sturz in der Abfahrt von Cortina d'Ampezzo eine Gehirnerschütterung zu, kämpfte danach um ihren ersten Start bei einem Großereignis. Die Medaille ist aber auch eine große Genugtuung, nachdem sie sich im Jänner 2021 im rechten Knie das vordere Kreuzband, das Innenband, den Außenmeniskus und die Patellasehne gerissen hatte. Der Weg zurück war hart.
Puchner "zipfte" der vierte Platz an, aber sie habe es selbst in der Hand gehabt. "Ich brauche niemand die Schuld geben. Ich hatte ein super Material. Ich habe es nicht runterbekommen." Hütter meinte, der vierte Platz sei ein "Voll-Blödsinn". Aber irgendwer müsse Vierter werden. "Das Skifahren hat mich schon so viele Tränen gekostet, das ist es nicht wert, dass ich zum Weinen anfange und mir den Tag vermiese." Venier nahm nach schwierigen Wochen und Monaten "den siebenten Platz mit offenen Händen".
ÖSV-Frauen-Rennsportleiter Thomas Trinker kommt nach mäßigen Saisonleistungen just bei der WM aus dem Mitfreuen nicht heraus. "Sehr viel Emotion, jetzt gerade ein bisschen das Gefühl von Müdigkeit. Die letzten Wochen und Monate waren anstrengend. Wir sind irrsinnig froh, dass es uns gelungen ist, dass die Damen zeigen, was sie können", fasste er seine Gedanken in Worte.
Superstar Sofia Goggia erneut enttäuscht
Die neue Weltmeisterin Flury stahl am Samstag ihrer höher eingeschätzten Landsfrau Lara Gut-Behrami (9.) die Show. Sie war in diesem Winter in Abfahrten Vierte und Zehnte in St. Moritz sowie Zehnte in Lake Louise und freilich daher nur Außenseiterin auf das Podest. Bei ihren bisherigen WM-Einsätzen kam sie über Platz zwölf 2017 in St. Moritz in der Abfahrt nicht hinaus. "Heute ist mir ein super Lauf gelungen, es ist unglaublich. Das werde ich jetzt so richtig genießen", sagte Flury.
Ganz anders war die Gefühlslage bei Goggia, die enttäuscht die Nullnummer dann doch gefasst nahm. "Der Druck war nicht der Grund, das ist der Sport. Du bist die Favoritin, aber manchmal holst du die Medaille nicht, das gehört zum Sport dazu. Ich habe mir nichts vorzuwerfen." Auch Ilka Stuhec (SLO/6.) war unter den geschlagenen Favoritinnen. Titelverteidigerin Suter errang Bronze, nach einem schrecklich aussehenden Sturz in der ersten Abfahrt in Cortina mussten auch bei ihr in den vergangenen Wochen auf dem Weg nach Frankreich erst einige Blessuren heilen.
Für Österreich war es die bereits fünfte Medaille in Meribel/Courchevel, Silber hatte auch Marco Schwarz in der Kombination geholt. Bronze ging jeweils in der Kombination an Ricarda Haaser und Raphael Haaser sowie im Super-G an Hütter.