Mit sieben Medaillen bei Weltmeisterschaften hat Marco Schwarz endgültig seinen Platz im Olymp des österreichischen Skisports einzementiert. Nur Toni Sailer, Benjamin Raich und Marcel Hirscher waren noch erfolgreicher als der Kärntner Alleskönner, den nichts aus der Bahn zu werfen vermag.
Einmal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze hat Schwarz bei internationalen Titelkämpfen auf die Habenseite gebracht. "Er ist ein unglaublicher Skifahrer, sicher einer der besten im Zirkus. Er war in jeder Disziplin unter den besten zehn", zollte Vincent Kriechmayr seinem Teamkollegen Respekt. Und wohl noch nie war der 27-Jährige mit Sternzeichen Löwe so erfolgshungrig wie bei der WM 2023 in den französischen Alpen. Silber in der Kombination, Sechster im Super-G, Vierter in der Abfahrt hieß die Ausbeute bis Freitag, als er im Riesentorlauf eine Bronzemedaille nachlegte.
"Ich habe mich vom ersten Lauf da herunter an wohlgefühlt", sagte Schwarz über die schattig-schwierige WM-Strecke "L'Eclipse" in Courchevel. "Die können wir gerne im Weltcup auch fahren - mit allen Disziplinen." Seine trockene Einschätzung nach dem ersten Durchgang, in dem er keinen Geringeren als Riesentorlauf-Gigant Marco Odermatt über eine halbe Sekunde distanziert hatte, lautete lapidar: "Es hat sich sehr gut angefühlt."
Sein Weltcup-Debüt hatte der Kärntner aus Radenthein im Bezirk Spittal an der Drau am 16. November 2014 in Levi gegeben, seit damals gehört Schwarz im Slalom regelmäßig zum ÖSV-Aufgebot. Im Riesentorlauf landete er im Dezember 2015 in Val d'Isere als 19. auf Anhieb in den Punkterängen.
Schwarz ist ein Familienmensch
Knapp eine Woche später fuhr "Blacky" in Madonna di Campiglio wie aus dem Nichts das erste Mal auf das Podest. Und schon damals - Schwarz katapultierte sich vom 17. Halbzeitrang auf Platz drei - war der Blondschopf im Anschluss die Coolness in Person. Dabei war es ein Rennen, in dem eine Menge passierte: Henrik Kristoffersen gewann vor Hirscher, den bei seiner zweiten Fahrt eine Kamera-Drohne nur um wenige Zentimeter verfehlte.
Der Ruhepol, dessen Familie mit Mutter Angelika, Vater Rudi und dem älteren Bruder André ihn oft zu Rennen begleitet, feierte seine größte Stunde am 15. Februar 2021 in Cortina d'Ampezzo, als er WM-Gold in der Kombination gewann. Gemäß eigener Erklärung mit nur vier Tagen Super-G-Training. Das Gefühl für die langen Bretter hatte er aber immer schon. Der Athlet des SC Bad Kleinkirchheim war immerhin 2014 Super-G-Junioren-Weltmeister und gewann bei derselben Junioren-WM in Jasna Bronze in der Abfahrt.
Slalom leidet unter neuen Speed-Liebe
Auch im Weltcup wollte er in der Vergangenheit schon Speed-Bewerbe bestreiten, sein Kreuzbandriss im Februar 2019 in Bansko und eine Knöchelverletzung im Winter 2021 machten ihm zwischenzeitlich aber Striche durch diese Rechnung. So widmete er sich erstmals im vergangenen Sommer mit Plan und Ziel in der Vorbereitung den schnellen Disziplinen. Im Herbst trainierte der Vollbartträger mit der Speed-Mannschaft in Copper Mountain in den USA. In Wengen belegte Schwarz vor knapp einem Monat in seiner ersten Weltcup-Spezialabfahrt den sechsten Platz.
Wenn allenfalls eine Disziplin unter seinem Speed-Faible leidet, dann der Slalom - also ausgerechnet jenes Metier, das ihm sein Weltcup-Comeback ermöglicht hatte. Weil die ÖSV-Männer damals abgesehen von Superstar Hirscher im Slalom brutal schwächelten. Dass er auch zwischen den Kippstangen weiterhin zu den Besten seines Fachs gehört, kann Schwarz aber am Sonntag im finalen WM-Bewerb unter Beweis stellen.