WM-Slalom

Silber für Kirchgasser - Shiffrin gewinnt

15.02.2013

Shiffrin siegt vor Kirchgasser und Hansdotter.

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Michaela Kirchgasser hat sich am vorletzten Tag der Ski-WM in Schladming mit Slalom-Silber endlich ihre erste Einzelmedaille geholt. Die 27-jährige Salzburgerin wurde nach einer Nervenschlacht nur vom US-Jungstar Mikaela Shiffrin um 0,22 Sekunden bezwungen, Bronze ging an die schwedische Halbzeit-Führende Frida Hansdotter. Shiffrin ist mit 17 Jahren und 40 Tagen die jüngste Alpinski-Weltmeisterin seit 1985. Titelverteidigerin Marlies Schild wurde in ihrem Comeback-Rennen Neunte.

Die 31-jährige Salzburgerin war damit unmittelbar vor der von Schlafproblemen geplagten Kathrin Zettel (10.) und Schwester Bernadette (12.) sogar zweitbeste Österreicherin. Und das nur 58 Tage nach ihrer schweren und von einer Operation und dem vermeintlichen Saisonende begleiteten Knieverletzung.

Marlies Schild Neunte
"Ich bin im Training schon besser gefahren. Aber ich habe heute gemerkt, wie schwierig es ist", so die Slalom-Königin. "Ich konnte heute nicht das letzte Risiko eingehen, aber wen wundert's. Es war mir trotzdem tausendmal lieber, da Neunte zu werden, als auf der Tribüne zuschauen zu müssen."

Ein Monsterfeld von 139 Läuferinnen hatte sich für den zehnten und vorletzten WM-Bewerb angemeldet. Am Ende kämpften nach einem knappen ersten Durchgang vier Damen um Gold und zumindest sechs um die Medaillen. Zu denen gehörte als Erste Kirchgasser, die als Halbzeit-Sechste und nur 0,55 Sekunden Rückstand auf Hansdotter als einzige der dank Titelverteidigerin Schild fünf ÖSV-Starterinnen in Medaillen-Schlagdistanz geblieben war.

Kirchgasser wird belohnt
Und ausgerechnet die schon so oft unbelohnt gebliebene Salzburgerin, die nur 21 Kilometer vom WM-Ort entfernt in Filzmoos zu Hause ist, behielt diesmal die Nerven. Mit zweitbester Laufzeit katapultierte sich "Kirchi" noch auf Platz zwei nach vorne, obwohl ihr die Torstangen gleich zwei Mal die Skibrillen verschlagen hatten. Einmal musste sie deshalb sogar mit der Hand nachhelfen.

Kirchgassers halber "Blindflug" wurde nach drei Team-Trophäen endlich mit der ersten Einzelmedaille beloht. Das zweite ÖSV-Silber war die insgesamt sechste Medaille für Österreich in Schladming, das "Minimal-Soll" war damit vor dem abschließenden Herrenslalom erreicht. Für den wahrscheinlich spektakulärsten Herrenslalom seit Ewigkeiten gilt Marcel Hirscher als Favorit, 40.000 Fans werden erwartet.

Spannender Slalom der Damen
Die Minuten, bis Kirchgassers Silber fest stand, waren freilich nichts für schwache Nerven. Mitfavoritin Tina Maze blieb hinter der Österreicherin zurück und beendet die Titelkämpfe ebenso mit drei Medaillen wie Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, die gleich danach einfädelte. Shiffrin fuhr Bestzeit und als die Finnin Tanja Poutiainen, die die skandinavische Halbzeit-Doppelführung als Zweite komplettiert hatte, auch zurückfiel, hatte Kirchgasser ihre Medaille fix.

Der wilde Jubelschrei darüber wurde gleich darauf von Tränen abgelöst. Denn auch Hansdotter rutschte nach hinten, obwohl ihr Trainer Rudy Soulard den Kurs gesetzt hatte. Damit sorgte Kirchgasser im letzten WM-Rennen ihres Cheftrainers Herbert Mandl endlich für "ihre" Medaille, die ihr vermutlich jeder gönnte.

Kirchgasser freut sich über Silber
"Ich bin so froh, es ist so geil. Ich wollte alles, nur nicht wieder Vierte werden", gestand Kirchgasser unter Tränen, litt aber auch mit Poutiainen. "Ich weiß ja selbst gut, wie blöd es ist, Vierte zu werden." Ihr Malheur mit der Brille hatte sie offenbar nur noch mehr motiviert "Nur mehr obi die Latten", habe sie sich gedacht. "Es war alles oder nichts und jetzt bin ich mit Silber belohnt. Es ist Wahnsinn", jubelte Kirchgasser, die vergangenes Jahr bei der Generalprobe auf dem WM-Hang sogar gewonnen hatte.

Damals war Shiffrin noch knapp 16-jährig gewesen und über Platz 15 nicht hinausgekommen. Diesmal war die junge Slalom-Sensation aus Eagle-Vail aber nicht zu biegen. Viertbeste Laufzeit reichte für den Teenager, um von Platz drei noch zum Sieg zu stürmen. Zum nicht wirklich überraschenden, denn nach ihren drei Saisonsiegen im Weltcup war Shiffrin hoch gehandelt worden.

Shiffrin behielt die Nerven
Dass sie auch bei der WM und einiger gesundheitlicher Probleme die Nerven behielt, war dennoch bemerkenswert. "Mika" war danach ebenfalls den Tränen nahe. "Ich weiß nicht, ob ich jemals realisiere, was da gerade passiert ist. Es ist völlig verrückt", stammelte die von ihrer Familie und Manager Kilian Albrecht angefeuerte Amerikanerin. Jetzt ist sie die drittjüngste Slalom-Weltmeisterin der Geschichte und die jüngste überhaupt seit ihrer Landsfrau Diann Roffe 1985. Die USA ist mit vier Titeln im Medaillenspiegel von Schladming damit nicht mehr einzuholen.

Während Hansdotter, die im Weltcup bei allen Shiffrin-Siegen Zweite gewesen war, dennoch jubelte ("Ich bin super-happy mit einer Medaille"), trat Zettel die Heimreise mit leeren Händen an. Nach den Plätzen fünf (Super-Kombination) und vier (Riesentorlauf) gelang der nicht fitten Niederösterreicherin der erhoffte Sprung auf das Podest nicht.

Zettel etwas angeschlagen
"Es war heute mit der Kraft nicht perfekt", klärte Zettel auf. "Es war heute deshalb nicht mehr drin. Es tut schon weh, Schladming ohne Medaille zu verlassen. Aber ich hoffe, es passt bald wieder."

Bernadette Schild fuhr mit drittbester Laufzeit noch auf Platz zwölf. Die kranke Nicole Hosp tröstete sich nach Platz 15: "Ich fahre trotzdem mit zwei Medaillen heim", sagte die Team-Weltmeisterin und Super-Kombi-Dritte.

Ergebnis WM-Slalom der Damen:

1. Mikaela Shiffrin (5)
01:39.85
2. Michaela Kirchgasser (10)
+00.22
3. Frida Hansdotter (2)
+00.26
4. Tanja Poutiainen (3)
+00.61
5. Tina Maze (1)
+00.76
6. Maria Pietilae-Holmner (8)
+01.06
7. Veronica Velez Zuzulova (4)
+01.33
8. Sarka Zahrobska (21)
+01.37
9. Marlies Schild (11)
+01.58
10. Kathrin Zettel (6)
+01.67

Die Meinungen zum Rennen.

Die Meinungen zum Rennen.

Mikaela Shiffrin (USA/Gold): "Ich habe das noch nicht realisiert und weiß nicht, ob ich es jemals realisieren werde. Im ersten Lauf war ich zwar solide unterwegs, konnte aber nicht mein ganzes Potenzial abrufen, meine Beine waren schwer. Im zweiten Lauf hat es besser funktioniert. Ich war schon etwas nervös vor dem Rennen."

Michaela Kirchgasser (AUT/Silber): "Ich bin so froh, es ist einfach so geil: Bei den letzten Läuferinnen - ich bin da gestanden und habe gedacht: 'Alles, nur nicht wieder Vierte.' Im Moment geht alles noch ein bisschen an mir vorbei. Im zweiten Lauf habe ich voll riskiert und bin dafür belohnt worden."

Frida Hansdotter (SWE/Bronze): "Ich bin sehr glücklich mit dem dritten Platz und der Medaille. Ich habe zwei gute Läufe gezeigt."

Marlies Schild (AUT/9.): "Ich bin im Training besser gefahren als heute. Rennen zu fahren, ist eben etwas anderes. Gratulation an die Siegerin, ich werde weiterkämpfen. Das Problem war, dass ich das letzte Risiko, schnell zu sein, nicht eingehen konnte. Aber Neunte zu werden ist besser, als auf der Tribüne zu sitzen und zuzuschauen. Ob ich die letzten Saisonrennen fahren werde, weiß ich noch nicht."

Kathrin Zettel (AUT/10.): "Es geht mir jetzt zwar schon besser, aber mit der Kraft war es nicht perfekt. Es war nicht mehr drin für mich. Es tut ein bisschen weh, aber es nützt auch nichts. Jetzt fahre ich halt ohne Medaille aus Schladming heim."

Bernadette Schild (AUT/12.): "Vor allem im Mittelteil war es ein richtig cooles Gefühl. Ich habe gemerkt, es geht, es fühlt sich leicht an."

Nicole Hosp (AUT/15.): "Ich habe im Flachen noch einmal alles riskiert und dabei leider einen Fehler gemacht. Aber die WM war ein großer Erfolg für mich, ich komme mit zwei Medaillen nach Hause."

Herbert Mandl (Damen-Cheftrainer): "Die Michi (Kirchgasser, Anm.) hat einen super zweiten Lauf hingelegt. Ich habe ihr das zugetraut, vor allem aus dieser Position nach dem ersten Durchgang. Für sie ist es besser, wenn sie aus dem Hinterhalt angreifen kann. Die Piste hätte ein bisschen härter sein können, aber im Großen und Ganzen war es ein sehr guter Slalom. Es schaut so aus, als ob es meine letzte WM als Damen-Cheftrainer gewesen ist. Ich werde die Ski Austria Academy St. Christoph übernehmen, Werner Wörndle geht in Pension. Dadurch muss ich weniger reisen und kann mehr bei meiner Familie sein. Das ist eine sehr reizvolle Aufgabe, ich kann zur Nachwuchsarbeit viel beitragen. Wer mein Nachfolger wird, ist noch nicht entschieden."

Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): "Jetzt sind die angestrebten sechs Medaillen in der Tasche. Ich habe immer gesagt, dass es daheim sehr, sehr schwierig wird. Der Druck ist halt da. Aber auch für die anderen wie Svindal oder Maze. Die spüren das genauso, weil sie bei uns in Österreich wie Helden gefeiert werden. Für die Kirchi war es ideal, dass sie nach dem ersten Durchgang Sechste war. Wenn sie weiter vorne dabei ist, hat sie nämlich immer Angst zu verlieren. Morgen im Herren-Slalom geht's noch einmal richtig auf, da wird's sehr emotional werden."

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