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Nachdem der Riesentorlauf das aktuelle Leistungsvermögen humorlos widergespiegelt hat, hängen die Medaillen für das ÖSV-Quartett auch im abschließenden WM-Slalom hoch.

Titelverteidigerin Katharina Liensberger und Katharina Truppe betonen trotz aller Rückschläge ihre Chance. Die große Gejagte heißt am Samstag (ab 10 und 13.30 Uhr im Sport24-Liveticker) aber, wie könnte es nach Riesentorlauf-Gold anders sein, Mikaela Shiffrin.

Dass die US-Amerikanerin beim Méribel-Abgesang mit einem achten Weltmeistertitel höchstens eine neue Slalom-Serie starten kann, liegt auch an Liensberger. Vor zwei Jahren kürte sich die Vorarlbergerin, von einer Welle der Euphorie getragen, zur Doppel-Weltmeisterin von Cortina. Shiffrin, die zuvor seit 2013 in vier WM-Slaloms ungeschlagen war, blieb hinter Liensberger und Petra Vlhova nur Bronze.

2023 haben die damalige Zweite und Dritte die Sensationsweltmeisterin abgehängt. Liensberger legte zwar 2022 bei Olympia noch Silber nach, ringt aber seit Saisonbeginn mit sich selbst und war in ihrer Paradedisziplin noch nicht besser als Sechste. Der Umkehrschwung blieb bisher aus, der Rausfall aus der für den Start wichtigen Topgruppe der besten Sieben war die Konsequenz.

Alpinchef Mandl gibt sich zweckoptimistisch

Nach Rang 24 im WM-Riesentorlauf flüchtete sich Liensberger in Allgemeinplätze, in denen verdächtig oft ein Wort vorkam, das ihr auf der Piste fehlt: "Vertrauen". Fast mantraartig betonte die 25-Jährige im Zielraum von Méribel: "Ich weiß, dass die Uhr bei null steht. Ich weiß, dass ich eine Chance habe. Die gilt es zu nutzen." Alpinchef Herbert Mandl sprach zweckoptimistisch: "Ich glaube, dass sie das schon wegsteckt. Sie hat gewusst, dass im 'Riesen' keine Wunderdinge passiert sind. Das hat sie auch im Training gesehen. Im Slalom fährt sie sehr schnell."

Dasselbe Attribut fand Mandl am Donnerstag für Franziska Gritsch, allerdings fiel auch das Wörtchen fehlerhaft. Zu fehlerhaft. Allein der zwölftplatzierten Tirolerin war es aber zu verdanken, dass die Österreicherinnen am historisch schlechtesten WM-Abschneiden seit 1987 in Crans Montana (16. Sylvia Eder) gerade noch einen Bogen herum machten. Gritsch, die Marathon-Frau im zwölfköpfigen WM-Team, kiefelte an der verschenkten Kombi-Medaille, meldete sich aber mit schnellem Parallel-Schwung zurück, und sagte vor ihrem fünften Einsatz: "Mir taugt es in Méribel, es ist eine extrem coole Stimmung, das Wetter passt, der Hang taugt mir."

"Auch ich bin da!", erinnerte Katharina Truppe. Als Riesentorlauf-Zaungast verkündete die Kärntnerin, neben Sonne auch Zuversicht getankt zu haben. "Wenn du jeden Tag bei Sonnenschein trainierst, macht das was mit einem. Da blüht das Skifahrerherz erst richtig auf. So macht das Training gleich ein bisschen mehr Spaß", sagte Truppe vor ihrem ersten und einzigen WM-Rennen in Méribel. "Für meine ganze Performance war es leichter, dass ich mich nur auf den Slalom konzentrieren kann."

Damen verzichten auf 5. Startplatz

Truppe ist als Killington-Dritte Österreichs einzige Podestfahrerin in dieser Slalomsaison. Und nimmt sich die heimischen Medaillen-Gewinnerinnen Ricarda Haaser, Cornelia Hütter oder Nina Ortlieb zum Vorbild. "Wir", sagte Truppe über das ÖSV-Team, "haben überrascht, gerade in der vorigen Woche. Warum sollte es im Slalom nicht auch so sein? Die Chance ist da, wenn ich meine Lockerheit am Samstag finde und mit einem Grinser am Start stehe, ist sicher vieles möglich."

Dank Liensbergers Titelverteidigerin-Status könnte der ÖSV im Slalom fünf Läuferinnen aufstellen. Den Bonusplatz wird aber nicht gebraucht. Schon Katharina Huber rutschte mit nur einem Top-15-Ergebnis (11.) als vierte Starterin gerade noch ins Aufgebot. Die ersten Sieganwärterinnen heißen Shiffrin, Wendy Holdener und Lena Dürr. Die Schweizerin Holdener kann nach zweimal Silber ohne Druck ins Rennen gehen, Dürr steigerte sich in den jüngsten drei Weltcup-Slaloms von Platz drei auf eins. Olympia-Championesse Vlhova möchte ebenfalls mitmischen, machte aber bei ihrem Méribel-Debüt im Riesentorlauf nicht den flottesten Eindruck.

Eine WM hat oft eigene Gesetze, nicht immer räumen die erklärten Favoriten ab, betonten die ÖSV-Asse. Im Riesentorlauf war das jedoch genau so der Fall.

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