Sölden-Debatte

Streit um Weltcup-Auftakt: Jetzt sprechen die Ski-Stars

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Während Topstars mit Kritik am frühen Saisonauftakt nicht sparen, sind andere Hauptdarsteller im alpinen Ski-Weltcup um sportlichen Fokus bemüht.  

Optisch wird der Weltcup-Auftakt in Sölden bei rechtzeitigem Schneefall vielleicht ein winterliches Bild abgeben, inhaltlich ist die Thematik abseits des sportlichen Geschehens schwierig. Für manch Aktiven geht es nicht allein um Klimaschutz, sondern auch um Wettbewerbsnachteil. Der Weltverband (FIS) ist gefordert.

Die Debatte um den dank Depotschnee möglichen frühen Saisonstart auf einem schrumpfenden österreichischen Gletscher ist facettenreich. "Natürlich muss der Skisport sich entwickeln, muss mit der Zeit gehen, natürlich müssen wir Sachen verändern. Aber aktuell ist ein bisschen zu viel negative Stimmung drinnen", sagte Vincent Kriechmayr vor dem Start am Rettenbachferner. "Mir würde es natürlich gefallen, wenn nur die Leute mitreden, die sich auskennen. Es sind sehr viele, die sich auf den Skisport einschießen."

Schneekontrolle vor dem Weltcuprennen am Rettenbachferner in Sölden
© APA/EXPA/JOHANN GRODER
× Schneekontrolle vor dem Weltcuprennen am Rettenbachferner in Sölden

Er hätte sich in der Covid-Pandemie nie zugetraut, mit jemandem aus dem medizinischen Bereich über Impfungen oder andere Dinge zu diskutieren, weil ihm Erfahrung, Ausbildung und Wissen fehle. Er habe kein Problem früher, etwa in Südamerika, wo viele Teams ihre Vorbereitung absolvieren, oder später in die Saison zu starten, erklärte Kriechmayr. Der Oberösterreicher merkte aber auch an, dass man nach sieben Monaten Training nur fünf Monate Rennzeit habe, so etwas gäbe es in keiner anderen Sportart. "Unsere Eltern haben sehr viel geopfert, dass wir jetzt hier stehen. Ich glaube, ich mache nichts falsch, wenn ich Rennen fahre."

"Beruf ausüben"

Norwegens Skistar Aleksander Aamodt Kilde will ebenfalls einfach nur seinen "Beruf ausüben". Er sei durch seinen Job sicher kein gutes Beispiel für klimafreundliches Verhalten. "Aber ich kann meine Stimme erheben und auf notwendige Veränderungen hinweisen", sagte er im APA-Gespräch. Er sehe, was auf den Gletschern passiere, es sei schockierend. "Wir können den Trend nicht mehr umkehren, wir können ihn aber verlangsamen. Wir müssen zusammen die Welt verändern."

"Bis zu welchem Grad sollen wir unsere Umwelt an einen Zeitplan anpassen, den wir haben wollen? Oder sollten wir unsere Zeitpläne an die Umwelt anpassen?", fragte jüngst etwa Mikaela Shiffrin, die wie ihr Lebensgefährte Kilde eine von der NGO "Protect Our Winters" initiierte Petition an die FIS unterschrieben hat. "Try Harder, FIS" (Streng dich mehr an, FIS) unterstützen bisher knapp über 30.000 Personen.

"Wir wollen einen Systemwandel. Der Beitrag, den jeder Einzelne leistet, ist wichtig, aber mindestens genauso wichtig sind die großen Firmen in unserer Branche und das, was die FIS tut", sagte Kilde. In einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Umfrage unter 1.000 Personen in Österreich wünschen sich 83 Prozent der Befragten, die FIS würde mehr für den Klimaschutz tun.

Im Sommer trainierten die Nationen in Argentinien, Chile oder Neuseeland, seit der Rückkehr nach Europa waren für die meisten wegen der warmen Temperaturen und dürftigen Schneelage nur einige Tage Skitraining möglich. So auch für Kilde und das norwegische Team. "Es ist schwierig für uns Athleten, bereit zu sein. Es gibt in Europa jetzt vielleicht vier Orte, wo man fahren kann. Und da sind nur dreißig Sekunden möglich. Dann kommt man nach Sölden und hat eine Minute Rennzeit. Das ist falsch. Besser vorbereitet wäre das sicherer für uns und schaut besser aus." Mit einem späteren Saisonstart könnte man sich vielleicht auch das Überseetraining sparen.

Probleme bei der Vorbereitung

Der Franzose Alexis Pinturault sieht dringenden Bedarf, sich mit der FIS deshalb zusammenzusetzen. Dank des Schnee-Depots sei die Durchführung eines Rennens im Oktober in Sölden kein Problem, sehr wohl aber die fehlenden Trainingsmöglichkeiten im Vorfeld. "Wenn wir keine gute Vorbereitung machen können und eine Mannschaft einen großen Vorteil hat. Zum Beispiel die Schweizer, die Saas Fee und Zermatt haben und entscheiden, wann sie zumachen und es für die anderen Teams nicht mehr möglich ist, zu trainieren."

Auch Lucas Braathen erzählte, dass die Vorbereitung dieses Jahr gänzlich anders gewesen sei, weil er nach fünf Wochen Neuseeland noch lediglich ein paar Tage auf einem Gletscher in Norwegen trainieren konnte. "Die FIS muss Adaptierungen vornehmen. Und mit dem Klima und nicht gegen das Klima arbeiten. Wir müssen die nächste Saison mit einer anderen Perspektive arrangieren. Es ist wichtig, den Fokus zu haben, was ist gut für das Klima und gut für den Sport."

Franziska Gritsch wird von Sölden gesponsert. Sie habe zwar nicht das Gefühl, sich für ihren Beruf rechtfertigen zu müssen, finde die derzeitige Diskussion um das Skifahren aber schade. "Skifahren ist mein Job, nicht über politische Themen zu quatschen." Sie wolle am Samstag einen guten Job erledigen. "Der Skisport gehört nach Österreich, ist eine riesengroße Bereicherung für uns alle, so soll es bleiben. Dass Ende Oktober in die Saison gestartet wird, ist für uns extrem cool."

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