Die Französin gewinnt vor Goggia. Beste Österreicherin wurde Haaser als 23.
Die französische Riesentorlauf-Spezialistin Tessa Worley ist in Maribor zu ihrem elften Sieg im alpinen Ski-Weltcup gefahren. Gleichzeitig mussten die ÖSV-Damen eine historische Niederlage einstecken: Auf dem 23. Platz war Ricarda Haaser am Samstag die beste rot-weiß-rote Technikerin. So schlecht war es um die österreichischen Damen in dieser Disziplin noch nie bestellt gewesen.
Worley gewann mit 0,16 Sekunden Vorsprung auf die Italienerin Sofia Goggia, für die es bereits der siebente Podestplatz in diesem Winter war. Dritte wurde mit einer Viertelsekunde Rückstand die Schweizerin Lara Gut, die im Finale US-Star Mikaela Shiffrin vom Podium fernhielt. Die Gesamtweltcup-Spitzenreiterin landete trotz ihrer Halbzeit-Führung auf Platz vier, ließ in beiden Läufen im unteren Abschnitt viel Zeit liegen.
Shiffrin hatte vor dem Jahreswechsel zuletzt zwei Riesentorläufe sowie den Slalom am Semmering gewonnen, war am Dienstag allerdings im Slalom von Zagreb ausgefallen. Im Riesentorlauf-Weltcup vergrößerte Worley mit ihrem dritten Saisonsieg den Abstand zu Shiffrin auf 85 Punkte, im Gesamtweltcup liegt die US-Amerikanerin nun 205 Punkte vor Gut.
Debakel für ÖSV-Damen
Zum Schauplatz eines Debakels wurde der Pohorje erneut für die österreichischen Damen. Bis heuer ist der 22. Platz der Vorarlbergerin Anita Wachter am 4. Jänner 1985 das schlechteste ÖSV-Ergebnis im Riesentorlauf in der Weltcup-Geschichte seit 1967 gewesen. Am Samstag wurde Haaser nur 23., womit ein neuer Tiefpunkt erreicht wurde.
Michaela Kirchgasser kam auf Platz 24, als 26. holte die 21-jährige Salzburgerin Stephanie Resch ihre ersten Weltcup-Punkte. Anna Veith und Katharina Truppe fielen im zweiten Durchgang aus, Stephanie Brunner hatte schon im ersten Durchgang nicht das Ziel gesehen.
Dabei war gerade für Rückkehrerin Veith alles angerichtet, um für eine Überraschung zu sorgen. Doch die Salzburgerin, die im dritten Rennen nach ihrer Verletzungspause mit nur 0,69 Sekunden Rückstand auf Shiffrin zur Halbzeit Achte war, erwischte schon früh in ihrem zweiten Lauf eine Welle und konnte nur mit Mühe einen Sturz vermeiden.
"Normalerweise wäre ich nach so einem Rennen sehr enttäuscht, aber jetzt weiß ich, dass es viel Schlimmeres gibt", meinte die 27-Jährige, die am Semmering ihr Comeback gegeben hatte und den zweiten der beiden Riesentorläufe am Zauberberg auf Platz 25 beendete. "Im Gegensatz zum Semmering habe ich es geschafft, ans Limit zu gehen." Im ersten Durchgang habe man schon annähernd die wahre Anna Veith gesehen, merkte sie an. "Das Knie macht keine Probleme", fügte sie hinzu.
Haaser vergab eine bessere Platzierung schon im ersten Durchgang, als sie vor der zweiten Zwischenzeit aus dem Rhythmus kam. In der Entscheidung wollte ihr keine Steigerung mehr gelingen. "Ich war nicht am Limit unterwegs", räumte die Tirolerin ein. Kirchgasser vermisst derzeit nach eigener Aussage die Lockerheit. "Ich habe im Moment nicht diese Selbstverständlichkeit, auch wenn es schwierig ist. Aber das kann schon morgen wieder anders ausschauen", übte sich die Salzburgerin in Zweckoptimismus.
Maze brach letzte Fahrt ab, um Trainer zu umarmen
Nicht mehr mit sportlichem Ehrgeiz bei der Sache war Tina Maze. Die Slowenin, die in der vergangenen Saison zunächst eine Auszeit eingelegt hatte, schob sich mit Startnummer 34 noch einmal aus dem Starthaus, um vor allem ihren Landsleuten Gelegenheit zu geben, den Ski-Star ausgiebig zu feiern.
Nach rund einer halben Minute unterbrach die Weltcup-Gesamtsiegerin, zweifache Olympiasiegerin und viermalige Weltmeisterin ihre Fahrt und herzte ihre Trainer. Nach dem letzten Tor bremste Maze noch einmal, schnallte ihre Ski ab und spazierte unter lautem Beifall über die Ziellinie. Die Einlage wirkte für alle Augenzeugen wie eine offizielle Bestätigung dafür, dass ihr 401. Weltcup-Rennen auch das letzte gewesen sein dürfte.
"Das war ein total emotionaler Tag für mich", sagte Maze. Die unvermeidliche Frage nach dem Karriereende wollte sie aber wieder nicht abschließend beantworten. "Sage niemals nie. Aber es deutet alles darauf hin", meinte eine der erfolgreichsten Skirennläuferinnen der Geschichte. Seit ihrem Weltcup-Debüt am 2. Jänner 1999 in Maribor gewann die Slowenin 26 Rennen und 13 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. 2014 in Sotschi eroberte sie Olympia-Gold in Abfahrt und Riesentorlauf. In der Saison 2012/13 holte sich Maze mit der Rekordpunktezahl von 2.414 Punkten den Gesamtweltcup.
Während eine herausragende Karriere also wohl zu Ende ging, nahm eine andere einen noch holprigen Anfang. Die für Kenia startende Oberösterreicherin Sabrina Simader kam bei ihrem ersten Weltcup-Einsatz im ersten Durchgang mit 8,14 Sekunden Zeitdefizit als 61. und Letzte ins Ziel. Die 18-Jährige lebt seit ihrem vierten Lebensjahr in Österreich, wo sie von ihrem 2012 verstorbenen Stiefvater Josef Simader das Skifahren gelernt hat.
"Ich war sehr nervös am Start", gestand Simader. Ihr großes Ziel sind Teilnahmen an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften - allerdings nur für das Land, in dem sie auf die Welt gekommen ist. "Ich fühle mich meinem Heimatland sehr verbunden, darum war es auch nie eine Überlegung, für Österreich zu starten", stellte sie klar.