Er ist der Superstar dieser WM. Aber was macht unseren Gold-Adler aus?
Stefan Kraft hat sich am Donnerstag in Lahti als erster österreichischer Skispringer zum Doppel-Weltmeister in Individual-Bewerben aufgeschwungen. Nach Gold von der Normalschanze triumphierte der 23-jährige Salzburger auch vom Salpausselkä-Bakken. Damit steht Kraft auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere.
+++ Kraft schreibt Geschichte: Super-Adler erobert Doppel-Gold +++
Die Gründe für seine aktuelle Dominanz - Kraft hatte vor der WM sieben Weltcup-Podestplätze in Serie erreicht - sind vielfältig:
Sein Körper: Mit 56 kg bei 1,70 m Größe verfügt der Pongauer im Skispringen über Idealmaße. Zum geringen Gewicht gesellt sich enorme Sprungkraft. "1,30 oder 1,40 Meter hoch aus dem Stand wird es schon sein", sagte Kraft in Lahti.
Seine Psyche: Nach den jüngsten Erfolgen im Weltcup verfügt Kraft über enormes Selbstvertrauen. Auch ohne Mentaltrainer versteht er es, sich perfekt auf die Bewerbe zu fokussieren. "Es gelingt mir immer öfter, im Wettkampf die besten Sprünge zu zeigen", betont Kraft, den bei seinem aggressiven Sprungstil großer Mut auszeichnet.
Seine Persönlichkeit: Trotz der guten Preisgelder - im Weltcup hat Kraft in dieser Saison bisher umgerechnet 124.000 Euro brutto und bei der WM vorerst 59.000 Euro verdient - und der Popularität hebt Kraft nicht ab und ist bescheiden geblieben. "In meinem Alter so viel zu verdienen ist ein Wahnsinn. Ich weiß, wie vielen Sportlern in anderen Sportarten es schlechter geht", hatte er während der Vierschanzen-Tournee gesagt. Patrick Murnig, der Kraft in der Agentur Jump and Reach betreut, weiß: "Stefan ist ein herzensguter Mensch."
Seine Sprungtechnik: Kraft hat sich im Trainerteam unter Chef Heinz Kuttin vor der WM-Saison nochmals weiterentwickelt. Der Sprungstil des Weitenjägers passt nun bei allen Windbedingungen. Um hohe Noten zu erhalten, gab es im Sommer ein Coaching mit einem Punkterichter. "Da habe ich gelernt, den Oberkörper nach der Landung aufrechter zu halten. Das war wichtig", betonte Kraft. In Lahti waren die besseren Haltungsnoten am Donnerstag sogar entscheidend. Ein Mosaikstein zu den Erfolgen ist auch die vom ÖSV in Ramsau installierte Anlaufspur.
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Sein Privatleben: Betreuer sagen, dass Kraft seinen Ehrgeiz aus dem Elternhaus mitgebracht hat. Vater Rene und Mutter Margot ermöglichten ihrem einzigen Sohn den Sport und den Schulbesuch in Stams. Sie sind so oft als möglich bei Bewerben dabei, die Erfolge in Lahti mussten sie aber aus der Ferne verfolgen. Seit drei Jahren ist der Skispringer mit Marisa liiert, einer angehenden Krankenschwester und Tochter eines Mitglieds des ÖSV-Skitechnikerteams. Eine gemeinsame Wohnung wurde schon gekauft.
Seine Trainer: Im Leistungszentrum Rif bei Hallein sorgen ÖSV-Co-Trainer Alexander Diess (Trainingsplanung) und Stützpunktcoach Harald Diess für Top-Kondition des aktuellen Aushängeschilds. Heinz Kuttin lenkt als Cheftrainer, im Hintergrund arbeiten Matthias Hafele (Sprunganzüge) und das von Stefan Kaiser geleitete Skiserviceteam für perfektes Material. Die Physiotherapeuten Klaus Ullmann und Herbert Leitner sorgen für körperliches Wohlbefinden.
Sein Zimmerkollege: Seit Beginn der Weltcup-Karriere sind Kraft und Michael Hayböck Zimmerkollegen. Die Freunde treiben sich gegenseitig zu Spitzenleistungen und sind nur beim Lieblings-Fußballverein nicht einer Meinung. Kraft drückt Bayern München die Daumen, Hayböck dem FC Barcelona.
Sein Management: Der Tiroler Patrick Murnig betreut Kraft seit sechs Jahren in seiner Agentur Jump and Reach und als "systemischer Coach". Langzeit-Kopfsponsor Krafts (Vertrag bis 2019) ist der Süßwarenhersteller Manner.