Slowenien ist in den nächsten zwei Wochen mit Planica erstmals Gastgeber einer Nordischen Ski-WM.
Bis 5. März gehen wenige Kilometer von Österreich entfernt am traditionellen Skiflug-Schauplatz 24 Medaillenentscheidungen im Springen, der Kombination und im Langlauf über die Bühne. Zum größten Sportevent in der Geschichte Sloweniens werden mehr als 100.000 Zuschauer erwartet, Corona-Einschränkungen gehören der Vergangenheit an. ÖSV-Medaillenerfolge sollen hingegen anhalten. Das österreichische Team um Eva Pinkelnig, Stefan Kraft und Johannes Lamparter darf sich nach zahlreichen Weltcuperfolgen berechtigte Hoffnungen auf reichlich Edelmetall machen. Vor zwei Jahren in Oberstdorf waren es als zweiterfolgreichste Nation weit hinter Norwegen sieben WM-Medaillen, vier in Gold. Auch diesmal ist eine ähnliche Ausbeute realistisch.
Auf eine konkrete Zielzahl wollte sich ÖSV-Skisprung- und Kombi-Chef Mario Stecher aber nicht festlegen. "Man kann mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden sein. Wir haben zwei Weltcupführende mit Pinkelnig und Lamparter, auch sonst waren immer wieder einzelne Leute vorne dabei. Wir können positiv in die WM gehen", sagte Stecher.
Dank des großen Leistungsvermögens dürfe man sich in beiden Sparten einiges erwarten. "Wenn wir weiter diese guten Leistungen bringen, bin ich überzeugt, dass auch Medaillen gelingen. Wir haben über die Saison gesehen, dass wir sehr viel drauf haben. Wenn uns diese Leistungen auch bei der WM gelingen, werden auch die Medaillen kommen."
ÖSV-Stars kommen in Topform
Die 100. der WM-Geschichte für den ÖSV sollte bei aktuell 97 leicht zu schaffen sein. Stecher warnte aber vor übertrieben hohen Erwartungen. "Wir sind gut aufgestellt, man kann aber trotzdem nicht davon ausgehen, dass am Tag X alles stimmt. Man braucht auch das Quäntchen Glück." Zudem sei man nie vor Ungemach wie Verletzungen gefeit. "Momentan schaut es gut aus, aber wir wissen alle, wie schnell es gehen kann."
Davon kann die sturzverletzungsgeplagte Pinkelnig aus der Vergangenheit ein Lied singen. Derzeit ist die Skispringerin aber topfit und neben Lamparter nach mehreren Saisonsiegen die heißeste ÖSV-Edelmetallanwärterin. Aber auch Kraft, wie Lamparter Titelverteidiger, und seine Skisprungkollegen sollten ganz vorne mitmischen können. Chiara Kreuzer darf ebenso in Richtung der Medaillen schielen. Ob Sara Marita Kramer nach längerer Pause wieder zu alter Stärke gefunden hat, bleibt hingegen abzuwarten. Fix um Medaillen mitkämpfen wird Österreich hingegen in den jeweiligen (Mixed)-Teambewerben.
Im Langlauf verfügt man in Person von Teresa Stadlober weiterhin nur über eine einzige Kandidatin auf Spitzenplätze. Die Olympia-Dritte hat sich zuletzt dem Weltcuppodest wieder angenähert und könnte sich im Idealfall ihre erste WM-Medaille schnappen.
Norwegen will erneut abräumen
Norwegen stellt dagegen in fast allen Bewerben bei Frauen und Männern einen oder sogar mehrere Goldanwärter. Angeführt von den Weltcupseriensiegern Johannes Hösflot Kläbo (Langlauf), Halvor Egner Granerud (Skispringen) und Gyda Westvold Hansen (Kombination) wollen die Skandinavier ihren langjährigen Status als erfolgreichste Nation behaupten. Russland und Belarus sind indes wie schon den gesamten Winter über aufgrund der Ukraine-Krieg-Sanktionen nicht teilnahmeberechtigt.
Das Aushängeschild von Gastgeber Slowenien ist sein starkes Skisprungteam. Auf Veranstalterebene hat sich das Organisationskomitee ein möglichst klimaschonendes Konzept mit Müllvermeidung, viel öffentlichem Verkehr und Nachhaltigkeit verordnet. Die Einhaltung des Budgets von 16 Millionen Euro wird angesichts hoher Inflation und Energiepreise sowie der zuletzt nach unten geschraubten Zuschauerwartungen eine Herausforderung. Bezüglich der Unterkünfte für Fans und Teams arbeitetet man mit den Nachbarregionen in Kärnten und Italien zusammen. Auch der Großteil des ÖSV-Trosses ist am Faaker See untergebracht.
Die Austragung der Weltmeisterschaften wurde Planica erst nach drei vergeblichen Bewerbungsversuchen für die Titelkämpfe 2017, 2019 und 2021 zugesprochen. Die Wettkampf-Infrastruktur im seit einigen Wochen tief verschneiten "Tal der Schanzen" lässt aber keine Wünsche offen und wird deshalb von etlichen Nationen gerne als Trainingsstützpunkt genutzt. Regelmäßige Weltcups gab es jüngerer Vergangenheit in Planica aber nur im nicht im WM-Programm stehenden Skifliegen.