Weltrekordhalter verpasst eine Medaille. Gold geht an einen Norweger.
Das nötige Wunder ist ausgeblieben. Stefan Kraft hat sich bei der Skiflug-WM in Oberstdorf mit dem undankbaren vierten Rang begnügen müssen. Dem schon vor dem Finale weit hinter den Top drei gelegenen Weltrekordler fehlten am Samstag nach nur einem Durchgang 19,2 Punkte auf Bronze. Die Medaillen gingen an Daniel Andre Tande, Kamil Stoch und Richard Freitag.
Der vierte Durchgang wurde wegen zu starker Windböen abgesagt. So strahlten nach insgesamt drei Flügen lauter neue Gesichter vom Einzelpodest der Skiflug-WM. Tande (200 m) sorgte für Norwegens erstes Einzelgold seit dem Sieg von Roar Ljökelsöy 2006. Im Vorjahr hatte ihn bei der Vierschanzen-Tournee in Bischofshofen ein Bindungsdefekt um den möglichen Gesamtsieg gebracht. Im heurigen Weltcupwinter war der 23-Jährige schon dreimal Zweiter, zuletzt auf dem Kulm hinter seinem Teamkollegen Andreas Stjernen.
Diesmal war Tande aber eine Klasse für sich und sicherte sich nach drei Weltcupsiegen seinen ersten wichtigen Titel. Stoch (211,5) fehlten am Ende 13,3 Punkte auf seinen letzten großen Sieg, der ihm nach Olympia, WM, Tournee und Gesamtweltcup noch fehlt. Der Weltcup-Spitzenreiter holte aber sein erstes bzw. das insgesamt zweite Flug-WM-Edelmetall für Polen nach Bronze von Piotr Fijas 1979. In der Vorwoche in Bad Mitterndorf war er in Folge der Tournee-Strapazen nicht über Platz 21 hinausgekommen.
Lokalmatador Freitag (190,5) wurde von Stoch zwar noch deutlich auf Platz drei verdrängt, dem Deutschen gelang zwei Wochen nach seinem Sturz in Innsbruck vor mit 25.000 Fans ausverkaufter Heimkulisse aber ein fast perfektes Comeback.
Kraft (206) verpasste seine zweite Einzelmedaille nach Bronze auf dem Kulm 2016 deutlich. Die erhoffte "Rakete" gelang dem Doppelweltmeister von Lahti neuerlich nicht. "Er hat sich echt gut angefühlt, es war vom Gefühl her jetzt mein Bester. Irgendwas fehlt, dass ich noch einmal richtig absegle", so der Pongauer. Auf den fünftplatzierten Stjernen (223,5) rettete er gerade noch 1,5 Punkte.
ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin ärgerte sich zwar über den undankbaren Blechrang von Kraft, gestand aber die Überlegenheit der besten drei ein. "Das Ergebnis passt, es sind die besten Skiflieger vorne, aus. Natürlich ist aus unserer Sicht ist der vierte Platz immer der beschissenste. Stefan war gut unterwegs, aber schon zu weit weg, um zu sagen, ich kann Druck aufs Podium machen", sagte Kuttin.
Auf die Galaform des Vorjahres fehle bei Kraft aber nicht viel. "Ganz der Alte ist er noch nicht, es fehlt noch eine kleine Nuance. Die anderen haben auch mehr Selbstvertrauen seit der Tournee", meinte Kuttin und lobte seinen Topmann. "Er hat eine absolut gute Leistung gebracht."
Während die Norweger und Polen auch mannschaftlich voll überzeugten, landeten die anderen beiden Österreicher nach dem Verletzungs-Out von Michael Hayböck am Samstag nur im geschlagenen Feld. WM-Debütant Clemens Aigner (194,5), vor einer Woche noch Siebenter, wurde 18. Manuel Poppinger (177,5) belegte den 23. Platz.
Der Rest seiner Mannschaft habe eine "solide" Leistung gebracht, so Kuttin. "Das war ein gutes Niveau, aber sie können mehr." Dementsprechend sei man im Teambewerb am Sonntag auch Außenseiter. "Wir haben nichts zu verlieren, wir können nur gewinnen. Wir sind ganz klarer Außenseiter, aber der Glaube daran ist da." Ob der am Unterarm angeschlagene Hayböck im Teambewerb am Sonntag antreten kann, ist offen. Sein Ersatzmann wäre Florian Altenburger.
Die beiden weiteren Österreicher Clemens Aigner und Manuel Poppinger holten die Ränge 18 und 23. Der Teambewerb am Sonntag (16 Uhr im oe24-LIVE-TICKER) schließt die Titelkämpfe im Allgäu ab.