Skispringen
Iraschko will nicht mehr kämpfen
03.12.2014
FIS stutzte Damen-Skisprung-Kalender zurück. Iraschko schüttelt nur den Kopf.
Der Skisprung-Weltcup der Frauen ist im vierten Jahr seines Bestehens gegenüber der Vorsaison ziemlich zusammengestutzt worden. Insgesamt wurde das Programm von zwölf auf acht Stationen bzw. von 21 auf 14 Saisonbewerbe reduziert. Außerdem gibt es nach dem Auftaktbewerb am Freitag in Lillehammer sechs Wochen Pause. Die Olympia-Zweite Daniela Iraschko-Stolz ist damit überhaupt nicht glücklich.
"Ist zum Verzweifeln"
"Der Weltcup beginnt und dann hört er schon wieder auf. Es ist echt zum Verzweifeln. Letztes Jahr haben wir so eine lässige Saison gehabt, so spannende Wettkämpfe. Wir haben im Vergleich zu den letzten Jahren sehr wenige Weltcups, sie haben uns viel gestrichen. Das ist schade, aber man muss es so nehmen wie es ist", meinte die Ex-Weltmeisterin.
Jetzt sollen andere kämpfen
Den von ihr viele Jahre bestrittenen Kampf für ihre Sportart überlasse sie mittlerweile anderen. "Ich habe schon so viel gekämpft in meinem Leben für das Damenskispringen. Ich akzeptiere es einfach nur noch die letzten Jahre und ärgere mich nicht mehr. Es sind jetzt andere an der Reihe, das zu machen. Ich möchte es einfach einmal genießen, das Leben als Profisportler. Es bringt mir nichts, wenn ich mich ärgere. Ich werde keine Chance haben, es zu ändern."
Die lange Pause zwischen dem Auftakt und dem nächsten Bewerb am 10. Jänner in Japan habe aber auch etwas Gutes. Sie könne deshalb um Weihnachten sogar eine Woche Urlaub in Erwägung ziehen, ein paar Tage ohne Training könnten nicht schaden. Vor allem ihrem seit einem Kreuzbandriss im März 2013 arg lädierten linken Knie, das im heurigen Februar neuerlich operiert werden musste.
"Wird nicht mehr so wie früher"
Die Verletzung sei zwar auskuriert, wie vorher werde es aber nie mehr sein, so die im Sommer für Wacker Innsbruck in der Frauenbundesliga als Stürmerin spielende Steirerin. "Es wird immer so sein, dass es zwickt. Es war halt kaputt, es ist wieder repariert worden, ganz gut wird es nicht mehr. Es hindert mich eigentlich nicht. Wir sind gut im Plan, es scheint zu funktionieren."
Spitzenplatzierungen als ZIel
An ihren Zielen ändere das und auch die zusammengekürzte Saison ohnehin nichts. "Ich nehme mir sehr wohl vor, von Anfang an ganz vorne dabei zu sein. Letztes Jahr hat es am Schluss ganz gut funktioniert, und auch nach der Verletzung habe ich da wieder weitergemacht, wo ich davor war", so die Gewinnerin von bisher fünf Weltcupkonkurrenzen, der der Gesamtsieg in ihrer Trophäensammlung noch fehlt.
Auch Seifriedsberger feiert Comeback
Aus dem ÖSV-Team zählt auch die ebenfalls von einem Kreuzbandriss (Dezember 2013) wiedergenese WM-Dritte Jacqueline Seifriedsberger zu den Anwärterinnen auf Spitzenplätze. Dahinter soll der neue ÖSV-Trainer Andreas Felder den Nachwuchs um Chiara Hölzl weiter an die Spitze heranführen. "Wir sind als Truppe sehr, sehr stark drauf und wirklich gut", betonte Iraschko-Stolz.
Sie selbst hat wieder zu ihrem in den vergangenen beiden Jahren verlorenem Flugsystem zurückgefunden. "Dieses 100-prozentige Vertrauen in mein System, das hätte ich jetzt wieder. Jetzt ist es zwar wieder so ein Hopp- oder Drop-Sprung, den hatte ich aber früher, als ich ganz gut war, auch. Das ist das, wie ich springen will - mit sehr viel Risiko, aber ich kann es aber auch einschätzen und ich kann es gut steuern, das macht schon auch die Erfahrung aus."
Wenig machbar am Materialsektor
Von ewiger Materialtüftelei hält Iraschko-Stolz nicht viel. Die Voraussetzungen dafür seien ohnehin ziemlich beschränkt. "Wir haben nicht die Möglichkeiten an Materialtests wie die Herren oder die Kombinierer im Sommer. Wir bekommen von den Firmen genau das Material wie jeder andere und nicht mehr. Das, was ich oder Jacqui haben, kann sich jeder genauso kaufen und es geht auch."
Sie wisse nicht, wie das bei anderen Nationen gehandhabt wird. Ski, Bindung und Anzug seien aber ohnehin nur nebensächlich. "Man muss zuerst gut Skispringen, das Material kann dich nur unterstützen. Ich bin sowieso der Meinung, dass wir viel zu viel eine Tüftlernation geworden sind."
Vorbild Diethart
Es spreche zwar nichts gegen die Suche nach Kleinigkeiten, die einen weiterbringen, aber man könne auch zu viel tüfteln. "Wenn du gut springst, kannst du mit verschiedenem Material gewinnen." Das beste Beispiel sei Thomas Diethart, der aus dem Continentalcup kommend, in dem er sicher nicht das Topmaterial gehabt habe, zum Tourneesieg gesprungen ist. "Das 100-prozentige Vertrauen ist das Ein und Alles. Kein Material der Welt kann dir das Selbstvertrauen geben."