Mit einem zweiten Platz bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg hat sich Skispringer Manuel Fettner hochzufrieden in die Weihnachtspause verabschiedet.
Es war das beste Weltcup-Ergebnis in der Karriere des 37-jährigen Tirolers, der erste Sieg bei einem Einzelspringen lässt nach 289 Weltcup-Starts noch auf sich warten. Wenige Tage vor dem Start der 71. Vierschanzentournee ist Fettner aber zuversichtlich, zumal in der Schweiz nicht viel aufs oberste Stockerl fehlte. "Das tut einfach gut zu wissen", betonte der Routinier gewohnt gelassen. Ein Ende der schier ewigen Durststrecke ist zwar in Reichweite, doch Fettner bleibt angesichts der starken Konkurrenz realistisch. Der Pole Dawid Kubacki und der Slowene Anze Lanisek gewannen in dieser Saison sieben von acht Bewerben, die beiden Weltcup-Dominatoren sind derzeit nur schwer zu überflügeln. "Ich bin eher so der mathematische Typ", sagte Fettner im APA-Gespräch. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von den beiden Topfavoriten gewinnt, sei natürlich am größten. Aber: "Wenn sehr viel zusammenpasst, ist alles möglich."
Teamkollege Stefan Kraft sieht Fettner im Favoritenkreis um den Tourneesieg. "Er kann sicher ein Wörtchen mitreden", sagte der Weltmeister über den Team-Olympiasieger. "Er ist heuer so stabil wie noch nie." Der erste Weltcup-Sieg sei daher nur eine Frage der Zeit. "Es muss passieren, er kann es nicht erzwingen", betonte Kraft. Einmal war Fettner schon der Sprung nach ganz oben gelungen, beim Sommer-Grand-Prix in Courchevel im vergangenen August.
Möglicherweise ein gutes Omen: Sein bisher einziges Podium bei der Tournee gelang Fettner vor zwölf Jahren mit Platz drei in Oberstdorf. "Das ist auf jeden Fall ausschlaggebend dafür, dass ich seitdem immer gerne nach Oberstdorf fahre", sagte Fettner. "Die Schanze taugt mir, aber ich bin schon auf jeder Schanze gut und schlecht gesprungen." Am Mittwoch steht auf der Schattenbergschanze im Allgäu die Qualifikation auf dem Programm, ehe Fettner anders als im Vorjahr beim Auftakt am Donnerstag (ab 16.30 Uhr im Sport24-Liveticker) ganz vorne dabei sein will.
Eigene Planung bei Regenerationszeiten
Dass es bei Fettner seit drei Jahren wieder aufwärts geht, liegt auch am Setup. "Ich habe im Materialbereich bei meiner Abstimmung die richtigen Entscheidungen getroffen und Sachen gefunden, die mir helfen", erklärte der Routinier. Zwar gehe Fettner noch nicht alles leicht von der Hand, aber "zum Glück stehe ich da, wo ich gerade stehe". In Peking krönte er seine Karriere mit Olympia-Silber von der Normalschanze und Team-Gold, nun könnte der Innsbrucker knapp 22 Jahre nach seinem Weltcup-Debüt am Bergisel auch bei der Tournee um den Sieg mitkämpfen.
ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl fand eine Erklärung für den Erfolg seines Schützlings auch in der körperlichen Verfassung. "Hut ab, dass er so fit ist", sagte der Coach. Sein Team müsse mit Blick auf die Regenerationszeiten im Vergleich zu jüngeren Athleten schon ein bisschen anders planen. "Aber er macht das gut. Er ist sehr fokussiert unterwegs, sehr stabil und in einigen Bereichen noch konsequenter geworden", erklärte Widhölzl. In den vergangenen Jahren habe Fettner auch viel dazugelernt.
Dass es in Engelberg knapp nicht mit dem erlösenden Sieg reichte, hatte für Fettner auch etwas Positives: "Ich hätte wahrscheinlich mehr Presseanfragen beantworten müssen", sagte er und lachte.