"Erschreckend"
Pointner schießt scharf gegen ÖSV
13.03.2018
Alexander Pointner sieht die Leistung des Skisprung-Teams sehr kritisch.
Er ist der erfolgreichste Skisprung-Trainer Österreichs und war Coach der sogenannten "Super-Adler". Alexander Pointner war bis April 2014 mit Schlierenzauer, Morgenstern, Kofler, Loitzl & Co das Maß aller Dinge und räumte alles ab. Von diesen Erfolgen sind unsere Adler derzeit weit entfernt. Im Nationencup stürzte der ÖSV auf Platz vier ab, holte diese Saison lediglich sieben Podestplätze.
"Es ist erschreckend, wenn wir im Nationencup nicht ganz vorne sind. Österreich hat so viele Ressourcen, doch wenn man abgeschlagen am vierten Platz liegt und praktisch keine Chance auf Rang drei hat, muss man sich seine Gedanken machen und genau analysieren," so Poitner bei "Sport und Talk" auf ServusTV.
Unerklärlich sei für ihn der Rückfall von Vorjahres-Dominator Stefan Kraft gewesen, der eigentlich sehr gut in den Weltcup gestartet und Dritter beim Auftakt geworden war. "Man hat gesehen, dass es zu Beginn eigentlich gepasst hat. Wenn du Dritter wirst, stimmt die Technik und auch die körperliche Komponente. Aber natürlich sind die Erwartungen nach der überragenden Vorsaison von Kraft gestiegen. Sofort kamen die Fragen, was noch auf Platz eins fehlt. Dann machen die Trainer auf kleine Fehler aufmerksam, die eigentlich gar nicht groß zu thematisieren wären. Wenn man dann Woche für Woche etwas probiert, die Ergebnisse aber nicht besser werden, ist es klar, dass auch ein Stefan Kraft nervös wird."
Zu viele Trainer
Der Ex-Coach sieht zu viele Trainer, aber niemand der die Letztverantwortung übernimmt - zu seiner Zeit stand er allein noch im Mittelpunkt. "Wer hat derzeit das Sagen? Wer übernimmt die Verantwortung? Sportdirektor Ernst Vettori oder Cheftrainer Heinz Kuttin? Bei der Vierschanzentournee war Kuttin bei keinem der vier Springen am Turm. Und dann muss sich auch nur Kraft vor den Kameras rechtfertigen, warum es nicht läuft." Und weiter: "Bei Olympia waren fünf Trainer mit. Und ja, klar sagen die Athleten, dass es super ist, wenn ihre Spezialtrainer dabei sind, doch es wird zu komplex, da jeder helfen möchte und der eine das und der andere das sagt."
Einen Tipp gibt Pointner dem ÖSV noch mit auf den Weg. Wichtig sei vor allem "dass Menschen im Team sind, die Ruhe ausstrahlen, die auch wenn sie manchmal Fehler sehen, diese nicht immer ansprechen. Im Skispringen geht sehr viel mit dem richtigen Selbstvertrauen."
Eine Rückkehr als Trainer kann sich der 47-Jährige derzeit nicht vorstellen: "Ich hatte tolle zehn Jahre, die mich auch sehr gefordert haben. Aufgrund meiner Familiensituation bin ich derzeit aber nicht bereit dafür, zurückzukehren, auch wenn mich der Sport weiterhin sehr interessiert. Doch ich möchte mich zurzeit nur mit Menschen umgeben, die mir guttun."