Der Erfolgstrainer sprach erstmals über die Tragödie seines Lebens.
Er war der erfolgreichste Skisprung-Trainer aller Zeiten. Hat alles gewonnen, das man gewinnen kann. Während seiner Ära wurden die "Superadler" rund um Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern geformt und trotzdem würde er all das Tauschen, wenn er nur könnte. Pointner macht gerade das Schlimmste durch, das einem Elternteil passieren kann. Am 5. November 2014 versuchte seine damals 16-jährige Tochter Nina sich das Leben zu nehmen, seitdem liegt sie mit schweren Hirnschäden im Wachkoma in Hochzirl. Bei "Frühstück bei mir" mit Claudia Stöckl sprache der Jahrhundert-Trainer und seine Frau jetzt erstmals über das traurige Schicksal ihrer Famile.
Von Mutter wiederbelebt
Ihre Mutter Angela hatte die Tochter damals gefunden und wiederbelebt. Sie erinnert sich noch genau an den tragischen Tag: "Nina hat mich angerufen, ob ich sie von der Schule abholen kann, es ging ihr nicht gut, sie wollte aber nicht darüber reden. Ich habe noch weg müssen und sie kurz allein gelassen, in der Zeit hat sie es getan."
Depressionen
Auslöser dürften Depressionen gewesen sein. Dies liegt in der Familie, auch Alexander Pointner und sein Sohn Max haben sich deswegen in Behandlung begeben. Auch Nina hat sich behandeln lassen, wie ihre Mutter erzählt. "Nina war bereits sechs Wochen in psychiatrischer Behandlung, es hat allerdings keinerlei Anzeichen gegeben, dass es so akut werden kann. Jetzt wissen wir: Es gibt eine plötzliche suizidale Einengung, bei der das ohne Vorwarnung passieren kann."
Schuldgefühle
Beide machen sich Vorwürfe und werden von Schuldgefühlen geplagt und auch für den Rest der Familie ist die Situation - denkbar - keine einfache, wie Pointner gesteht. "Die gesamte Familie ist seit dem Vorfall in Therapie. Natürlich habe ich mich oft gefragt, ob ich als Trainer zu viel unterwegs war, mich zu wenig um die Familie gekümmert habe. Mein Therapeut sagt: 'Man kann Vergangenes nicht wieder gut machen. Aber man kann es jetzt gut machen.'"
Hoffnung nicht aufgegeben
Obwohl sich die Ärzte mit Besserungsprognosen zurückhalten, gibt Pointner die Hoffnung für seine Nina nicht auf, wie er im Interview sagt. "Ich habe die Überzeugung, dass es wieder wird, ich lasse mich von dieser Hoffnung auch nicht abbringen. Denn es ist das, was mich aufrecht erhält."
Angela über ÖSV: "Selten so viele feige Männer gesehen"
Mit dem unschönen ÖSV-Abgang hat der erfolgreichte Skisprung-Trainer aller Zeiten kein Problem mehr. Für ihn gibt es wichtigere Dinge. Er wisse nun, was wirkliche Probleme seien. Mit ehemaligen Kollegen oder Funktionären des Skiverbands habe Pointner keinen Kontakt mehr. Auch Nachfragen zum Gesundheitsszustand der Tochter oder dem eigenen Befinden blieben seitens des Vereins aus. Für Frau Angela eine Frechheit, wie sie gesteht. "Da denke ich mir: 'Der Alex war tagein tagaus mit euch unterwegs, ihr habt so intensiv miteinander getan, und dann wird nicht einmal nachgefragt wie es ihm geht.' Ich habe selten so viele feige Männer auf einem Haufen gesehen. Die brüsten sich alle, springen von den höchsten Schanzen und dann haben sie im zwischenmenschlichen Bereich solche Hemmungen."