ÖSV-Adler kann die Halbzeit-Führung nicht verteidigen. Ein Pole jubelt.
Stefan Kraft hat den perfekten Abschluss seines überaus erfolgreichen Jahres 2017 nicht ganz geschafft. Der 24-Jährige klassierte sich am Samstag zum Auftakt der 66. Vierschanzentournee in Oberstdorf als Vorjahressieger an der vierten Stelle. Die Ausgangsposition vor dem Neujahrsspringen in Garmisch ist trotz 16,9 Punkten Rückstand auf den siegreichen Tournee-Titelverteidiger Kamil Stoch gut.
Der Salzburger Kraft hatte im ersten Durchgang als einer von wenigen Springern etwas Aufwind gehabt und die guten Bedingungen zur klaren Bestweite von 132 Metern und Halbzeitführung genützt. Anders als im Vorjahr musste er die Spitzenposition aber abgeben, nur 119 Meter bei starkem Rückenwind und ein etwas zu später Absprung warfen den zweifachen Oberstdorf-Sieger zurück
"Der zweite war sicher nicht beste Sprung, aber trotzdem ganz okay. Bei diesen Bedingungen hätte ich einen perfekten Sprung gebraucht", meinte der Ex-Tourneesieger. Damit schaffte es erstmals seit elf Jahren kein Österreicher in Oberstdorf auf das Podest. "Ich wäre gerne heute auf dem Stockerl gestanden, aber es passt schon, ich bin voll dabei. Garmisch liegt mir jetzt ganz gut", erklärte Kraft.
Der 30-jährige Pole Stoch feierte nach Flügen auf 126 und die Tageshöchstweite von 137 Metern seinen 23. Weltcupsieg, den ersten der Saison und den ersten in Oberstdorf. Topfavorit Richard Freitag verpasste als Zweiter seinen vierten Saisonerfolg nach Weiten von 128,5 und 127 Metern um 4,2 Punkte. Sommer-Grand-Prix-Sieger Dawid Kubacki schaffte als Dritter (126,5/129 m) sein bestes Saisonresultat (9,6 zurück).
Schlieri: "Ein Schritt nach vorne"
Stoch freute sich über den Sieg nach dem fünften Halbzeitrang. "Das ist fantastisch. Beide Sprünge waren wirklich gut. Es war ein harter Wettkampf, denn das Wetter war sehr schwierig", betonte der Doppel-Olympiasieger. Freitag, meinte, es sei nicht einfach gewesen, alles auszublenden. "Aber ich habe eine Top-Ausgangslage, zwei Meter sind gar nichts bei den Schanzen, die jetzt noch kommen."
Kraft weiß um die Klasse des Spitzenduos. "Es wird ganz schwer sein, Kamil und Richi zu biegen." Der von Fachjournalisten zum "Skispringer des Jahres" gewählte Pongauer war einmal mehr der einzige Österreicher in den Top Ten.
Gregor Schlierenzauer hatte zunächst trotz des laut FIS-Messung zweitstärksten Rückenwindes des Feldes den zehnten Zwischenrang (116,5 m) belegt, bei fast ebenso schlechten Bedingungen rutschte er im Finale (erneut 116,5) auf den 13. Platz zurück. Es war dennoch seine beste Saisonplatzierung nach dem späten Einstieg wegen einer Knieblessur.
Er sei nicht unzufrieden, meinte der 27-Jährige. "Es war nicht einfach, aber ein Schritt nach vorne." In punkto Technik fehle aber noch einiges, gab der Stubaier zu und hofft auf Garmisch. "Das war immer ein guter Boden für mich."
Österreicher schwer geschlagen
Der Wind nahm großen Einfluss auf den Ausgang, die Bonuspunkte für Rückenwind vermögen das nicht auszugleichen. Einige Mitfavoriten wurden früh zu Boden gedrückt. Der Slowene Peter Prevc, der Tourneesieger von 2015/16, verpasste sogar das Finale. Und die Chancen des Norwegers Daniel Andre Tande wurden stark reduziert.
Bei der 65. Auflage hatte er die Chance auf den Gesamtsieg im letzten Sprung wegen eines Materialfehlers vergeben, diesmal geriet er gleich beim ersten der acht Wertungssprünge ins Hintertreffen. Der Vorjahres-Dritte hat mehr als 40 Punkte Rückstand auf Kraft. Vize-Weltmeister Andreas Wellinger reduzierte den Rückstand im Finale als Zehnter auf 24 Zähler.
Von den sechs Österreichern durften nur die zwei Ex-Tourneesieger zufrieden sein. Michael Hayböck kam nach mäßigem Sprung bei Rückenwind mit Glück ins Finale und wurde 27. Manuel Fettner und Clemens Aigner schieden in den k.o.-Duellen klar aus, Daniel Huber wurde wegen eines nicht reglementgemäßen Anzugs disqualifiziert. Er wäre nach verlorenem Duell aber auch nicht als Lucky Loser weitergekommen.