Gregor Schlierenzauer kam in Wisla auf den guten Rang Acht.
Tournee-Champion Kamil Stoch hat mit einem Doppel-Sieg in Wisla am Wochenende die Weltcup-Führung übernommen. Aber der größte Gewinner im südlichen Polen war wohl Gregor Schlierenzauer. Der 27-jährige Weltcup-Rekordsieger schaffte am Sonntag im erst zweiten Bewerb nach 376 Tagen Wettkampfpause den großartigen achten Rang und hatte nach Durchgang eins sogar Podestchancen.
Daniel Andre Tande (NOR) wurde Zweiter, Domen Prevc (SLO) komplettierte das Podest. Unmittelbar dahinter war Stefan Kraft als Vierter bester Österreicher und sorgte nach Rang zwei am Samstag wieder für ein Spitzenresultat. "Der erste Sprung war nicht ideal. Aber ich habe durchgezogen, alles probiert. Von den Bedingungen her war ich nicht gesegnet." Körperlich fühlt sich der Salzburger nach einem Magen-Darm-Virus noch nicht bei hundert Prozent. "Ich werde mich gut ausrasten, dass es für die nächsten Wettkämpfe gut passt."
Comeback mit breitem Grinsen
Schlierenzauer hatte es am Sonntag sogar in der Hand gehabt, als bester Österreicher zu bilanzieren. Nach dem Sieg in der Qualifikation und einem sensationellen 135,5-m-Flug lag der 53-fache Weltcupsieger auf dem tollen vierten Zwischenrang. Die kleine Enttäuschung, dass er am Vortag als 31. die ersten Weltcupzähler knapp verpasst hatte, steckte Schlierenzauer gut weg. Manuel Fettner, Michael Hayböck und Andreas Kofler, die im ersten Sprung nicht gerade Top-Bedingungen hatten, landeten auf den Rängen 14 bis 16.
Die Schlagzeilen gehörten aus rot-weiß-roter Sicht an diesem Tag Schlierenzauer, der mit breitem Grinsen seine Rückkehr in den Skisprung-Zirkus kommentierte. "Es war ein sehr schöner Tag. Wir haben sehr gut gearbeitet von gestern auf heute", freute sich der Stubaier gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. "Es ist natürlich eine Riesengenugtuung und ein schönes Gefühl, wenn es sich wieder gut anfühlt auf der Schanze und gleich so aufgeht. Ich habe schon länger nicht mehr so einen Sprung wie im ersten Durchgang gehabt, da bin ich schon stolz auf mich, aber es ist schon auch einiges zu tun." Allerdings, gestand Schlierenzauer, müsse man fairerweise dazusagen, dass er im ersten Durchgang die Gunst der Stunde, also gute Bedingungen, genützt habe.
Knie hielt Belastung stand
Besonders wichtig für Schlierenzauer ist nicht nur das Resultat, sondern auch, dass das rechte Knie gehalten hat. Er hatte sich im vergangenen März einen Kreuzbandriss zugezogen und nun sprang er die Schanze in Wisla schon fast aus. Er landete bei 135,5 m mit einem Telemark und bekam von einem Sprungrichter im ersten Durchgang sogar die Höchstnote 20,0.
"Das war eine Befreiung für den Kopf und eine super Bestätigung, dass das Knie hält. Ich spüre es schon ein bisserl, das ist klar." Die Höchstnote im ersten Durchgang hat der Tiroler natürlich mit Freude registriert. "Das bedeutet mir sehr viel, weil ich in meiner Karriere noch nicht viele 20er gekriegt habe. Das zeigt auch, dass wir von der Skiführung her da in einer sehr guten Richtung gearbeitet haben. Es gibt meinem Knie und mir noch mehr Selbstvertrauen, dass ich jetzt mit einem reparierten Kreuzband sogar 20,0 auch schaffe."
Riesenschritt zurück
Auch wenn er mit dem achten Rang im erst zweiten Springen glücklich war, als er im Finale auf dem Balken saß, hatte Schlierenzauer schon noch mehr vor. "Ich habe oben definitiv das Ziel gehabt, auf das Podest zu springen, das muss ich auch haben. Aber jetzt war der Sprung nicht mehr ganz so gut und es von den Bedingungen etwas zäher."
Schlierenzauer kann jedenfalls aus Wisla mit der Gewissheit abreisen, dass er in Richtung kommendes Wochenende in Zakopane einen Riesenschritt zurück gemacht hat. "Wichtig ist, dass was man hat, mitzunehmen und weiterzuentwickeln. Zakopane ist eine tolle Schanze, die hat ein bisserl eine andere Arithmetik und das werde ich auch wieder genießen."
Großes Lob gab es von den Teamkollegen für das Comeback des Stars. "Gregor hat im ersten echt eine Rakete runtergehaut. Da sieht man, was er schon wieder drauf hat und dass er für uns ganz wichtig sein kann", stellte Kraft fest. Auch Michael Hayböck, dem noch ein bisschen die Magen-Darm-Viruserkrankung nachhängt, zollte Schlierenzauer Lob: "Der erste Sprung war ein Wahnsinn. Im zweiten hatte er sehr schwierige Verhältnisse und dass er da auch einen guten runterbringt, das musst du erst einmal schaffen."