ÖSV-Star und Trainer Pointner werfen Jury Respektlosigkeit vor.
Weltcuptitelverteidiger Gregor Schlierenzauer
steht nach dem turbulenten Saisonauftakt ohne Punkte da. Als moralischer Sieger kann sich der Skisprungstar nach seiner gemeinsam mit Anders Bardal vollzogenen "Verweigerung" wegen zu gefährlicher Windverhältnisse aber dennoch sehen.
"Ich respektiere diese Entscheidung im höchsten Maße, und es ist in dieser Situation möglicherweise mutiger Nein als Ja zu sagen", brachte es Bardals österreichischer Trainer Alexander Stöckl auf den Punkt.
"Haben das nicht nötig"
Die beiden besten Springer der vergangenen beiden Jahre hatten im windbedingt zur Hängepartie gewordenen Einzelbewerb ohne gesprungen zu sein den Schanzenturm verlassen. Es sei vor allem in Hinblick auf Olympia zu gefährlich gewesen, betonte Schlierenzauer. "Wir haben einfach beschlossen, dass wir das nicht nötig haben bei neun Metern zu springen. Neun Meter Wind sind einfach gefährlich, da ist die Sicherheit des Athleten nicht mehr im Vordergrund. Deshalb war die Entscheidung für uns klar, dass wir das nicht nötig haben und dass wir sozusagen die Zelte abgebrochen haben."
Kritik an Jury
Die später revidierte Ansetzung eines zweiten Durchgangs komme einem Affront gleich. "Ich habe mich eigentlich schon ein bisschen gewundert, muss ich sagen", meinte Schlierenzauer. Die Entscheidung, nach fünfstündigem Herumtun und dem Abtreten wegen zu großer Gefährdung auch noch einen zweiten Durchgang ins Visier zu nehmen, sei auch "ein bisschen respektlos". Er stelle sich die Frage, ob das notwendig gewesen und die Verantwortlichen "mit dem richtigen Herzblut" dabei seien.
Sicherheit geht vor
Der Entschluss, nicht zu springen, sei auch im Nachhinein betrachtet, vor allem wegen des großen Gefahrenpotenzials richtig gewesen. "Die Sicherheit jedes Athleten ist im Vordergrund. Wenn acht bis neun Meter Wind von allen Richtungen herrschen, dann ist von einem fairen Wettkampf sowieso nicht zu reden, und sicher ist es dann halt auch nicht mehr. Und es geht schlussendlich auch um Olympiamedaillen in diesem Jahr, und da muss man nichts Sinnloses riskieren - und speziell nicht am Saisonanfang", meinte der Weltcuprekordsieger.
Pointner wirft Jury Respektlosigkeit vor
ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner, mit dem er sich vor der Entscheidung beraten hatte, ärgerte sich über die seiner Meinung nach unrühmlichen Jury-Entscheidungen. Vor allem das Andenken eines zweiten Durchganges sei lachhaft und respektlos gewesen. "Man hat zur Belustigung aller Athleten einen zweiten Durchgang angesetzt. Ich muss sagen, das zeugt von Respektlosigkeit gegenüber den Athleten. Man hat fast den Anschein, man wird zum Spielball einer Show, die da aufgezogen wird."
Der Weltcupauftakt sei jedenfalls kein Ruhmesblatt für die Verantwortlichen. "Ich bin enttäuscht und muss mich fast ein bisschen schämen, was da momentan abgeht", betonte Poitner. Er gab aber auch zu, dass die Leistungen der meisten seiner Springer am ersten Wochenende nicht zufriedenstellend gewesen seien.
Kofler startet in Kuusamo
Die nächsten Chancen bekommen Schlierenzauer und Co. am kommenden Wochenende in Kuusamo. Auf der windanfälligen Anlage von Ruka gehen zwei Einzelbewerbe in Szene. Andreas Kofler
muss wegen seiner Blessuren keine Zwangspause einlegen. Der Tiroler wird am Mittwoch mit dem Team zur zweiten Weltcup-Station nach Kuusamo fliegen.
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