Nach Schock-Bildern

Sölden-Start löst Klima-Krieg aus

18.09.2023

Bilder der Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigen, wie Bagger Teile des Rettenbachferners abtragen, um das Ski-Weltcup-Opening durchzuführen. Sölden wehrt sich gegen die Anschuldigungen: "Nur noch böswillig". Auch Ski-Profi und Klimaaktivist Julian Schütter ist geschockt. 

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© Greenpeace
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Es sind dramatische Bilder in Zeiten der Klimakrise. 40 Tage vor dem Ski-Weltcupstart (28./29. Oktober) in Sölden schlägt Greenpeace Alarm! Aufgrund aktueller Arbeiten ortet die Umweltschutzorganisiation eine Zerstörung des Gletschers.

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Greenpeace nimmt Landespolitik in die Pflicht

Seit April würden Teile des Gletschers abgetragen und auch Sprengungen sollen laut Greenpeace durchgeführt worden sein, "um die Fahrbahn (Anm. Piste) für den Ski-Weltcup  zu begradigen und ihre Breite beizubehalten." Gefordert wird ein Einschreiten der Landespolitik. ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle müsse die "letzten Gletscher vor der Zerstörung bewahren". 

Skistar Julian Schütter ist erschüttert

Die Bilder lassen auch Klimaaktivist und ÖSV-Athtlet Julian Schütter nicht kalt. Über seine Klima-Initiative Protect Our Winters (POW) lässt der Speed-Spezialist, der nach seinem schweren Sturz in Kitzbühel 2023 an seinem Comeback arbeitet, ausrichten: "Diese Rennen wurden in den Weltcupkalender aufgenommen, weil der Gletscher einen frühen Saisonstart ermöglicht. Den Gletscher jetzt zu entfernen, damit weiterhin viel zu früh Rennen veranstaltet werden können, ist wirklich absurd. Bei diesem Vorgehen braucht man sich nicht wundern, wenn der Sport unter einem schlechten Ruf leidet." Eine Start im Riesentorlauf in Sölden wäre auch ohne Verletzung kein Thema für den 25-Jährigen.

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Die Initiative rund um den Ski-Profi nimmt die FIS in die Pflicht. "Würde die FIS die Weltcup-Saison endlich an die tatsächlichen Jahreszeiten und Gegebenheiten anpassen und etwa den Start des Weltcups auf Ende November verschieben, wäre es nicht notwendig, solch kontraproduktive Eingriffe vorzunehmen, um erfolgreich in die Saison zu starten", heißt es in einer Mitteilung.

Bergbahnen-Chef: »Völlige Blödheit«

Parallel wütet in Sölden ein Sturm der Entrüstung. "Nur noch böswillig", nannte der Chef der Söldener Bergbahnen, Jakob Falkner, die Vorwürfe. Es handle sich um normale Sanierungsarbeiten der bestehenden Piste aufgrund des Rückganges des Rettenbachgletschers, die im April begonnen hätten und bis September andauern. Die Sanierungsarbeiten würden ausschließlich die bestehende Pistenfläche betreffen inklusive "Genehmigung durch die Behörde." Es sich handle sich keinesfalls nur um eine Weltcuppiste, sondern auch um eine für die gewöhnlichen Wintersportler. Keinesfalls würden bestehende Pisten erweitert. So etwas zu behaupten, sei eine "völlige Blödheit".

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Greenpeace würde "populistisch" agieren und böswillig einen "Missbrauch der Fakten" betreiben. "Ich wäre froh, wenn wir diese Sanierungsarbeiten nicht machen müssten. Sie kosten schließlich auch viel Geld", so der Bergbahnen-Geschäftsführer. Denn auch wenn man dies im "Mainstream" der veröffentlichten Meinung nicht wahrhaben wolle: Die Gletscher würden seit Anfang der 1980er-Jahre zurückgehen. Gleichzeitig würden aber nicht alle zurückgehen, auch das wolle man nicht wahrhaben, erklärte Falkner. Ebenso wenig wie: "Wir sind nicht die Verursacher dieser Situation. Wir sind kleine Spieler. Die Natur macht mit uns, was sie will." Das müsse man einfach einmal zur Kenntnis nehmen.

Greenpeace geht auch auf die FIS los - nicht zum ersten Mal. Schließlich sei der "Großevent" Sölden der Startschuss des von der FIS ausgetragenen alpinen Ski-Weltcups. "Die FIS behauptet, klimapositiv zu sein und Nachhaltigkeit groß zu schreiben. Die aktuellen Bilder belegen jedoch einmal mehr, dass hinter solchen Aussagen reines Greenwashing steckt", bemängelte Sprecherin Ursula Bittner.

Auch Schütter hatte  im oe24-Interview FIS-Boss Johan Eliasch ins Visier genommen: "Er sollte aufhören , an diesem unglaubwürdigen Märchen festzuhalten, dass die FIS klimapositiv wäre." 

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