Favoritin Tina Maze nur auf Platz 4. Sterz Fünfte.
Keine der Topfavoritinnen, sondern mit Carolina Ruiz Castillo eine Außenseiterin hat am Samstag sensationell die Abfahrt in Meribel für sich entschieden. Die 31-jährige Spanierin sorgte mit ihrem ersten Sieg auch für den ersten Speed-Triumph für ihr Land in der Weltcup-Geschichte. Zweite wurde die Deutsche Maria Höfl-Riesch (0,20 Sek. zurück), die eine hundertstel Sekunde vor der Französin Marie Marchand-Arvier lag. Hinter der viertplatzierten Slowenin Tina Maze (0,28) kam Regina Sterz in dem Rennen mit knappen Zeitabständen als beste Österreicherin an die fünfte Stelle (0,35).
Zehn Rennen vor Schluss hat Maze 858 Punkte Vorsprung auf Höfl-Riesch, sie könnte damit bereits am Sonntag in der Super-Kombination den Gesamtsieg vorzeitig fixieren. Im Abfahrts-Weltcup hat Maze als Zweite noch 101 Punkte Rückstand auf die US-Amerikanerin Lindsey Vonn, die wegen einer in Schladming erlittenen Knieverletzung die Saison aber bereits beenden musste.
Spanierin mit Sensations-Sieg
Ruiz Castillo vermasselte nicht nur Höfl-Riesch den ersten Abfahrtssieg des Winters, sondern auch Maze den 18. Podestplatz der Saison, womit sie mit den Rekordhalterinnen Hanni Wenzel (Liechtenstein) und Pernilla Wiberg (Schweden) gleichziehen würde. "Es ist ein so toller Kurs, ich habe mich vom ersten Training an wohlgefühlt. Ich habe so lange darauf hingearbeitet und heute hat alles zusammengepasst. Ich bin einfach nur glücklich", sagte Ruiz Castillo, die als beste Leistungen in der Abfahrt bisher zwei siebente Plätze von 2007 und 2009 zu Buche stehen hatte. Im Riesentorlauf war sie im März 2000 einmal Zweite - es war ihr einziger Podestplatz überhaupt.
Freudig strahlte auch die Tirolerin Sterz im Zielraum, hatte sie es doch geschafft, ihre Trainingsleistungen mit Bestzeit am Freitag im Rennen umzusetzen. "Ich war schon in Cortina Fünfte und freue mich, dass ich es noch einmal zeigen konnte. Für ganz oben brauchte es einen perfekten Lauf, es hat nicht all zu viel gefehlt, leider habe ich im oberen Teil Zeit verloren", sagte die 27-Jährige. "Für das Stockerl bin ich auf dem richtigen Weg. Ich werde einfach so weitermachen, dann wird es irgendwann gelingen."
Görgl Neunte
Elisabeth Görgl verbuchte mit Platz neun ihr bestes Abfahrtsergebnis der Saison, sie hatte einen weicheren Schuh mit entschärfter Einstellung verwendet und damit einen guten Griff gemacht. "Ein Danke an das ganze Team, das mir geholfen hat. Ich habe heute den Ski gehen lassen, die Linie war nicht ganz ideal. Aber ich bin sehr zufrieden, es ist schön, wieder einmal unter den besten zehn zu sein", sagte die Steirerin, die auch optimistisch in die Super-Kombi geht. "Ich habe auch wieder zwei Tage Slalom trainiert. Mit so viel Training kann es nur bergauf gehen", verriet sie schmunzelnd.
Mit Stefanie Moser auf Rang 17, Anna Fenninger auf 19, Andrea Fischbacher auf 20 und Nicole Schmidhofer auf 22 landeten vier weiter ÖSV-Läuferinnen in den Punkterängen. Fenninger war durch eine Erkrankung gehandicapt, die Salzburgerin hütete am Freitag mit einer Blasenentzündung das Bett. Sie packte gleich nach der Abfahrt ihre Tasche und reiste nach Hause, wird auf die Super-Kombi am Sonntag verzichten.
Maze könnte sich vorzeitig zur Gesamt-Weltcup-Siegerin küren
Mit großen Zielen wird Maze an den Start gehen, die große Kugel könnte ihr nach der Super-Kombi bereits fix gehören. "Mein Fokus liegt auf dem Rennen, dann kommt eh alles von selbst", sagte die Gewinnerin von drei WM-Medaillen in Schladming. Dem knapp verpassten Podest in der Abfahrt trauerte sie nicht lange nach. "Es war ein enges Rennen und ich war oben nicht so schnell. Der vierte Platz ist auch gut. Für mich ist wichtig, dass ich so konstant bin."
Nachdem WM-Bronzemedaillengewinnerin Höfl-Riesch mit Startnummer 20 Bestzeit gefahren war, hatte sie sich aber noch lange nicht als Siegerin gefühlt. Und nach der Fahrt von Ruiz Castillo, die mit 28 kam und in Führung ging, zitterte Höfl-Riesch bis zur 30 und damit Sterz um ihren zweiten Platz. "Ich habe Regina noch auf der Rechnung gehabt, sie ist dann auch sehr nahe gekommen. Es ist besser, man freut sich nicht zu früh, ich bin auch schon oft eines Besseren belehrt worden", meinte die Deutsche. In Anbetracht, wie die Saison verlaufen und wie selten sie auf dem Podium gewesen sei, sei sie sehr zufrieden. "Vielleicht kann ich die Saison noch mit ein paar guten Ergebnissen abschließen."
Österreich geschwächt
Österreich geht ersatzgeschwächt in die Super-Kombination am Sonntag, neben der abgereisten Fenninger fehlt auch Kathrin Zettel, die die Reise nach Frankreich überhaupt nicht mitgemacht hatte. Einerseits hat die Niederösterreicherin bei der WM viel Substanz verloren, andererseits laboriert auch sie an einer Erkältung. Wie die WM-Kombi-Dritte Nicole Hosp und Michaela Kirchgasser, die den Samstag in Meribel teils fiebrig im Bett verbrachten. "Ich hoffe, dass sie an den Start gehen können", sagte ÖSV-Damen-Cheftrainer Herbert Mandl. Mit Platz fünf von Sterz in der Abfahrt war er zufrieden. "Ein Podium wäre möglich gewesen, aber gut Ding braucht Weile", weiß er.