Nordische Kombination
Stecher holt sensationell Silber
21.02.2013
Österreichischer Routinier sichert sch im Zielsprint Silber in der nordischen Kombi.
Die ÖSV-Alpinen mussten bei der Heim-WM in Schladming länger warten, für die Nordischen hat Mario Stecher bei den Titelkämpfen im Val di Fiemme den Bann schon früh gebrochen. Im erst zweiten Bewerb der 49. Weltmeisterschaften eroberte der 35-jährige Steirer am Freitag in der Einzelkonkurrenz der Nordischen Kombination von der Normalschanze sensationell Silber.
Kurz darauf holte Jaqueline Seifriedsberger im Damen-Springen von der Normalschanze die Bronzemedaille. Alles dazu lesen Sie hier.
Packender Zielsprint
Nach dem zweiten Rang im Springen und dem fast ständig an der Spitze bestrittenen 10-km-Langlauf hatte der zweifache Team-Weltmeister von Oslo 2011 und zweifache Team-Olympiasieger (2006 und 2010) nur wenige Zentimeter Rückstand auf den Olympiasieger Jason Lamy Chappuis (Frankreich) - 0,2 Sekunden trennten ihn vom ersten Einzel-Titel eines Österreichers bei einem Großereignis.
Doch auch der Gewinn von Edelmetall hing für Stecher an einem seidenen Faden. Im Finish setzte sich der Routinier dank Stehvermögen und Sprintstärke vor den Deutschen Björn Kircheisen (0,3 zurück) und Eric Frenzel (0,5), der als Titelverteidiger leer ausging, durch. Er sicherte sich 14 Jahren nach der Heim-WM in Ramsau seine zweite Einzelmedaille, die erneut silbern glänzte, und die insgesamt neunte bei einem Großereignis. Der Husarenstreich gelang nur rund sechs Wochen nach der neunten Knieoperation.
"Lässiges Rennen"
"Ich bin froh. Es war bis zum Schluss ein lässiges Rennen. Ich dachte am Anfang, dass ich Vierter geworden bin, aber es ist Gott sei Dank die Medaille geworden. Es war ganz, ganz knapp", sagte Stecher, der aber knapp hinter der Linie im Schnee liegend schon gejubelt hatte. "Es ist ein Traum, vor sechs Wochen bin ich daheim gelegen und habe mir gesagt: 'Jetzt höre ich auf.' Und jetzt das. Das ist schon unglaublich kitschig."
Stecher hatte einen Auftakt nach Maß erwischt. Im Sprungbewerb, bei dem statt des erwarteten Rückenwindes oft böiger und starker Aufwind zu meistern war, segelte der im Tiroler Pitztal lebende Familienvater auf die Bestweite von 106 Metern und verdrängte dabei nach nur rund einem Dutzend Trainingssprüngen seit der Operation die Angst vor möglichen Schmerzen bei einem weiten Satz.
"Das taugt mir einfach, dass ich mich so weit zu springen getraut habe", freute sich Stecher im Auslauf. Schon da hatte er fast wie ein Sieger über seinen tollen Sprung gejubelt. "Dieser Sprung war auf dem gleich hohen Level wie der, bei dem ich mich verletzt habe", sagte er.
Tolle Ausgansgposition genützt
Die Ausgangsposition als Nummer zwei war günstig, dennoch hing die Medaille recht hoch. Anfangs mit Teamkollege Christoph Bieler (Dritter im Springen) im Schlepptau, lief Stecher bald zum Norweger Haavard Klemetsen vor, der für 103,5 m mehr Punkte erhalten hatte. Bei Halbdistanz schloss Frenzel mit zwei anderen Athleten zur Spitze auf, dahinter machte jedoch der eine Minute hinter Stecher als Elfter gestartete Lamy Chappuis mächtig Tempo.
Rund drei Kilometer vor dem Ziel kam der Weltcupsieger heran und danach entwickelte sich ein enorm spannendes Finale. Einen Kilometer vor dem Ziel war nur noch ein Quartett im Medaillenrennen. Der Franzose holte nach dem Großschanzen-Bewerb von Oslo auch dank noch schnellerer Ski seinen zweiten WM-Titel, für Stecher war Silber wie ein Sieg. Es war der dritte zweite WM-Rang im Val di Fiemme nach Klaus Sulzenbacher 1991 und Felix Gottwald 2003.
Bieler klassierte sich als zweitbester Österreicher an 8. Stelle (35,5), Bernhard Gruber wurde 13. ("Das war mein schlechtester Sprung auf dieser Schanze") und Wilhelm Denifl landete an der 20. Stelle.
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Mario Stecher (AUT/Vizeweltmeister): "Ich bin froh. Es war bis zum Schluss ein lässiges Rennen. Ich dachte am Anfang, dass ich Vierter geworden bin, aber es ist Gott sei Dank die Medaille geworden. Es war ganz, ganz knapp. Es ist ein Traum, vor sechs Wochen bin ich daheim gelegen und habe mir gesagt: 'Jetzt höre ich auf.' Und jetzt das, das ist schon unglaublich kitschig."
Christoph Bieler (AUT/WM-Achter): "Es war ein brutal hartes Rennen und ewig lang. Für mich war es um eine Spur zu schnell, weil ich mit dem Mario mitgegangen bin. Es ist wunderschön, dass Mario Vizeweltmeister geworden ist. Ich vergönne es ihm von ganzem Herzen, er hat so viel mitgemacht in den vergangenen Jahren. Es zeigt, was für ein Kämpferherz er hat und was für ein Topsportler er ist."
Bernhard Gruber (WM-13.): "Es war extrem schwer. Ich wollte zum Magnus Moan auflaufen, aber er hat Schwierigkeiten gehabt. Ich wollte dann mit Jason Lamy Chappuis mitgehen, aber das habe ich nicht geschafft. Ich bin recht zufrieden mit dem Langlauf, aber ich muss es halt über das Springen machen. Ich erwarte mir mehr. So ein Fehler genau beim Wettkampfsprung darf nicht passieren. Man muss nur weit springen und schön laufen, sich auf die wesentlichen Sachen konzentrieren. Ich habe Mario die Medaille zugetraut, denn ich habe schon im Training gemerkt, dass er wieder zurück ist. Er ist ein Fuchs, ich vergönne ihm diese Medaille von ganzem Herzen."
Willi Denifl (WM-20.): "Ich wollte mehr, habe alles probiert und riskiert, es ist mir aber leider nicht aufgegangen. Es war mir doch zu schnell im Langlauf. Die Gruppe war zu schnell, da macht nicht nur der Kopf, sondern auch die Füße zu. Mir taugt es voll, dass Mario die Silbermedaille gewonnen hat."