Springertrainer Pointner sieht bei Schlieri & Co noch viel Luft nach oben.
Die Saisonbilanz der österreichischen Skispringer von 26 Weltcup-Podestplätzen, drei Olympia-Medaillen, der Team-Goldmedaille und einer silbernen im Einzel bei der Skiflug-WM und dem Vierschanzentourneesieg fällt auch dieses Mal eindrucksvoll aus. Dennoch sehen die Springer und Verantwortlichen im ÖSV nicht zuletzt aufgrund der ausgebliebenen Einzeltitel bei den Großereignissen und des verpassten Gesamtweltcups in einigen Bereichen noch Spielraum nach oben.
"Wollen überall besser werden"
"Wir haben neben
den Medaillen insgesamt elf Saisonsiege eingefahren, da darf man nicht
meckern und überheblich sein. Trotzdem streben wir danach, weiter besser zu
werden und das auf allen Ebenen", sagte ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner
nach der zum Saisonabschluss gelungenen Titelverteidigung im Skifliegen in
Planica.
Jagd auf Ammann als Motivation
Vor allem das Nichterreichte und
die Dominanz des Schweizers Simon Ammann in der zweiten Saisonhälfte seien
Motivation genug, noch vorhandenes Verbesserungspotenzial auszuschöpfen.
"Oft sind die Saisonen, in denen man nicht alles gewinnt, die lehrreichsten.
Es steckt eine unglaubliche Energie in dieser Mannschaft. Man hat nie das
Gefühl, dass das Ende der Fahnenstange schon erreicht ist", betonte Pointner.
Pointner hat Forderungen
Der Tiroler hat seinen Vertrag noch
nicht verlängert, er stellt zuvor einige Forderungen an die Verbandsführung.
Das Ausbildungssystem und das Trainerwesen in allen Leistungsstufen sind
etwa Bereiche, die er weiter optimieren möchte. "Man kann in der
Trainingssteuerung noch Sachen verbessern. Wir müssen uns trauen, noch
andere Sachen auszuprobieren", forderte der Tiroler, dessen Aussagen
keineswegs nach Abschied klingen. "Ich bin natürlich voll drinnen in der
Mannschaft, und auch mit unserem neuen Nordischen Direktor Ernst Vettori
habe ich immer gut zusammengearbeitet. Ich bin interessiert daran, mit
dieser Mannschaft weiterzuarbeiten", erklärte Pointner.
Aber auch in der ÖSV-Führung müsse der Wunsch nach Veränderungen auf Gegenliebe stoßen. "Es muss auch die ÖSV-Spitze dahinterstehen. Man muss den Sprungsport weiter zum Wachsen bringen. Vielleicht benötigt man auch zusätzliche Trainer, weil die Anzahl der Topathleten ständig steigt. Wenn mehr Quantität da ist, braucht man auch mehr Qualität", erläuterte der 39-Jährige. Einige der angedachten Neuerungen von Pointner sind letztlich wohl eine Frage des Geldes, die Pointner und Sportdirektor Ernst Vettori im April der ÖSV-Führung stellen dürften.
Schlierenzauer freut sich auf Urlaub
Teamleader Gregor
Schlierenzauer zeigte sich angesichts von acht Saisonsiegen, zwei
Bronzemedaillen in Vancouver, Einzel-Silber in Planica und den Team-Titeln
zufrieden mit dem Geleisteten, erklärte aber auch, dass er für den Sommer
noch Verbesserungsansätze im Sinn habe. Der Tiroler war aber wie das Gros
der Springer froh, dass die lange Wettkampfphase nun vorbei ist. "Es war
eine sehr anstrengende Saison, jetzt freue ich mich auf den Urlaub", betonte
der 20-Jährige, der sich zuerst in der Heimat beim Skifahren und
Skitourengehen erholen möchte und danach zum Surfen ans Meer fahren will.
Auch seine eigene Modelinie will der Tiroler in der wettkampffreien Zeit
weiterentwickeln.
Morgenstern hat noch nicht genug
Thomas Morgenstern, der im
Schatten von Schlierenzauer mit acht Podestplätzen (2/1/5) seinen
zweitbesten Winter absolvierte, würde aufgrund des jüngsten Formanstieges am
liebsten sogar noch weitermachen. "Ich bin ein wenig traurig, dass die
Saison vorbei ist, da ich immer besser in Form komme", sagte der Kärntner,
der demnächst mit Langzeitfreundin Kristina sein neues Domizil am
Millstätter See beziehen wird. Nach der Goldmedaille zum Abschluss sei er
motivierter denn je. "Ich freue mich auf die nächsten Herausforderungen",
sagte der Kärntner.
Auch Routinier Wolfgang Loitzl, der in dieser Saison ohne Einzelsieg blieb, freut sich auf kommende Aufgaben. "WM-Gold ist die beste Medizin für die nächste Saison", bekräftigte Loitzl.