Porträt

Thomas Morgenstern mutiert zum Seriensieger

17.02.2008

Zwölf Jahre nach Andi Goldberger gewann wieder ein Österreicher den Siksprung-Gesamt-Weltcup. Thomas Morgenstern feierte schon früh große Erfolge.

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Thomas Morgenstern hat den größtmöglichen Triumph eines Sportlers gleich als ersten gefeiert. Der Kärntner durfte im Februar 2006 von den Olympischen Spielen in Turin mit zwei Goldmedaillen nach Hause fahren. Nun ist er dabei, nach und nach die weiteren Trophäen einzusammeln. Drei Team-Weltmeistertitel und Einzel-WM-Bronze hat er schon, am Sonntag krönte er sich mit Platz fünf in Willingen als erster Österreicher seit zwölf Jahren zum Weltcup-Gesamtsieger.

Seine Pläne für die Saison ohne Großereignis hatte Morgenstern schon früh formuliert. Nach Platz eins im Sommer-Grand-Prix hatte er im Herbst den Gewinn des Gesamt-Weltcups als großes Ziel bezeichnet. Und es lief von Beginn an optimal für den selbstbewussten Athleten des SV Villach, der mit sechs Erfolgen (zwei davon auf seiner Heimschanze) einen Startrekord fixierte. In 21 Bewerben stand er nur fünfmal nicht auf dem Podest, mit einem achten Rang als "schlechtestem" Resultat.

Gebürtiger Kärntner
Geboren in Spittal/Drau, lebt der Polizeischüler Morgenstern mit Freundin Kristina in seiner Wohnung in Seeboden. Der echte Kärntner klingt in allen seinen Statements durch. Der Blondschopf sagt, was er denkt und zeigt, was er fühlt. Unbekümmert (seinen schweren Sturz von Kuusamo vom November 2003 schaut er sich immer noch auf Video an) und authentisch präsentiert sich Morgenstern - dafür lieben ihn seine Fans.

Er ist ein Familienmensch und kann sich mittlerweile auch großzügige Geschenke leisten. So hat er als Dank für langjährige Unterstützung seine Eltern und Schwestern zu den Weltmeisterschaften 2007 nach Japan eingeladen.

Kam durch Zufall zum Skispringen
In der sportlichen Familie waren Alpinskirennen und Fußball die Hauptsportarten. Auch Thomas wollte Alpinrennläufer werden wie sein Onkel Alois, der u.a. 1976 in Innsbruck Olympia-Siebenter im Slalom war. Zum Springen kam er über das "Toni-Innauer-Skifest" in Bad Kleinkirchheim. Doch da war auch Zufall dabei. "Morgi" war wegen seiner Langlaufschwäche nicht bei den Besten und kam nur deshalb zum Finale, weil seine Schwester qualifiziert war. "Da haben sie zu ihr gesagt, nimm den kleinen Bruder auch mit", erinnert sich Morgenstern. "Ich hab' es mir aber selber zahlen müssen."

Die Begeisterung war entfacht, im Sommer 1996 begann er mit dem Skispringen und mit 14 Jahren entschied sich Morgenstern endgültig für diesen Sport, nachdem er bis zum Alter von 13 auch Alpinrennen und Nordische Kombination bestritten hatte. "Wir haben Morgi wie ein Wildpferd eingefangen", sagt ÖSV-Sportdirektor Innauer.

"Rohdiamant"
Die Trainer haben den "Rohdiamanten" geschliffen, im Jahr 2003 zeigte der damals 16-jährige Kärntner erstmals groß auf und feierte in Liberec seinen ersten von bisher zwölf Weltcupsiegen. Schon im Jahr darauf freute er sich bei der Skiflug-WM über die erste (bronzene) Team-Medaille bei den "Großen", 2005 war er in Oberstdorf Team-Doppelweltmeister. Die erste Einzelmedaille bei einem Großereignis kam 2005 mit Bronze bei der Heim-Skiflug-WM auf dem Kulm.

Bei den Olympischen Spielen 2006 schaffte Morgenstern seinen endgültigen Durchbruch. Es gab Gold von der Großschanze und 48 Stunden später als Schluss-Springer des ÖSV-Teams einen weiteren Triumph.

Wandlung zum Seriensieger
Dass er das Zeug zum Seriensieger hat, zeigte der Schützling von Cheftrainer Alexander Pointner aber erst in der laufenden Saison. Da hatte auch die die neue Konstellation im Team ihren Anteil. Denn in der Saison nach seinen Olympiasiegen war plötzlich ein anderer ÖSV-Adler in den Vordergrund gesprungen: Gregor Schierenzauer hatte als 17-Jähriger fünf Weltcupsiege gefeiert, Morgenstern war leer ausgegangen.

"Nach dem Olympiasieg habe ich mich vielleicht zu viel zurückgelehnt - bis Schlierenzauer kam. Das war ein wichtiger Punkt in meiner Karriere, dass einer kommt und jedem davonspringt", erklärte Morgenstern. Seither profitieren beide von der internen Konkurrenz.

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