Der ehemalige Chef der ÖSV-Biathleten und Langläufer wurde am Sonntag in der Steiermark festgenommen. Schon am 13. März war der Radprofi Christoph K. in U-Haft genommen worden.
Die im Jänner im Bundeskriminalamt gegründete Sonderkommission für Doping-Verdachtsfälle dringt immer tiefer in den offenbaren Doping-Sumpf in Teilen des österreichischen Sports vor. Nach Verhängung der U-Haft wegen angeblichen Handels mit Dopingsubstanzen über den heimischen Radprofi K. wurde am späten Sonntagabend auch der Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer festgenommen. Über den Wiener Apotheker, der den Coach und K. versorgt haben soll, wurde wegen des Verdachts der gewerblichen Weitergabe die Untersuchungshaft verhängt.
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Auslöser
Auf K. und Mayer sind die Kriminalisten im Zuge
der Ermittlungen zum Fall Andreas Zoubek gestoßen. Der Hobby-Triathlet und
Arzt soll EPO an Sportler weitergegeben haben, bestreitet dies aber
vehement.
Mayer in der Steiermark festgenommen
Mayer wurde am Sonntag im
Haus seiner Lebensgefährtin, der Marathon-Läuferin Eva-Maria Gradwohl, in
Anger in der Steiermark festgenommen. "Wir haben schon geschlafen, als
Polizisten gekommen sind, die mein Haus durchsucht haben. Ich habe mich
überhaupt nicht ausgekannt", erklärte die am Montagvormittag immer
noch geschockte Gradwohl. Bei der Durchsuchung sei nichts Belastendes
gefunden worden, sagte sie.
Der 52-jährige Mayer, der frühere Erfolgscoach der ÖSV-Langläufer und Biathleten, sei von den Beamten (Gradwohl: "Ich habe nicht einmal gefragt, wer sie überhaupt sind") zur Befragung mitgenommen worden. Bis Montagvormittag habe sie nichts mehr gehört, sagte Gradwohl. Mayer sei von jemandem beschuldigt worden, die Beamten hätten ein bestimmtes Datum erwähnt. "Ich habe nachgesehen, an diesem Tag war die Eröffnung meiner Laufarena und da war der Walter den ganzen Tag dabei. Es kann sich nur um einen Irrtum handel", erklärte Gradwohl.
Verdacht des Doping-Handels
Gerhard Jarosch, Sprecher der Wiener
Staatsanwaltschaft, teilte am Montagvormittag mit, Mayer werde verdächtigt,
Dopingmittel wie EPO bezogen und weitergegeben zu haben. Mayer wurde
zunächst von der Polizei befragt und sollte nach Angaben von Jarosch noch am
Montag in die Justizanstalt nach Wien überstellt werden.
Apotheker seit dem Wochenende in U-Haft
Der Apotheker wurde laut
Jarosch bereits am Wochenende in U-Haft genommen. Der Mann stehe unter dem
Verdacht, sowohl den 32-jährigen Radsportler K., als auch Walter Mayer mit
EPO und anderen Dopingsubstanzen versorgt zu haben, so der Sprecher. Der
Apotheker wird daher der gewerblichen Weitergabe beschuldigt.
5 Jahre Haft drohen
K. und Mayer sollen für den weiteren
Vertrieb gesorgt haben. Für sie alle gilt die Unschuldsvermutung. K. und
Mayer könnten sich nach dem neuen Antidoping-Gesetz der Weitergabe schuldig
gemacht haben. Darauf steht eine Höchststrafe von bis zu fünf Jahren Haft.
Entscheidung über U-Haft
Über eine U-Haft über Walter Mayer
war Montagnachmittag noch nicht entschieden worden. Der Ex-Trainer, dessen
Athleten u.a. Langlauf-Staffel-WM-Gold 1999 und Biathlon-WM-Gold 2000
geholte hatten, muss diesbezüglich noch einem Haftrichter vorgeführt werden.
Über den 32-jährigen Radsportler K. wurde bereits vor mehr als einer Woche
die U-Haft verhängt. Laut Jarosch gibt es weitere Verdächtige.
Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, gebe er dazu keine weiteren Details bekannt, betonte der Sprecher. Ob "Kunden" von K. der Profi-Sportlerszene angehören, wollte Jarosch nicht kommentieren.
Darabos kündigt Konsequenzen an
Verteidigungs- und
Sportminister Norbert Darabos, der oberste Chef des Bundesheer-Angehörigen
Mayer, kündigte für den Fall, dass sich der Verdacht bewahrheiten sollte,
harte dienstrechtliche Konsequenzen an. "Es ist ein richtiger und wichtiger
Schritt der Justiz, hart gegen Doping vorzugehen", erklärte der Minister.
Die Entwicklungen zeigten, dass es Sinn mache, das Strafrecht im Kampf gegen Doping anzuwenden. "Wir brauchen aber noch mehr Möglichkeiten, deshalb werde ich intensiv daran arbeiten, das bestehende Gesetz weiter zu verschärfen", teilte Darabos in einer Aussendung mit.
Kein Kommentar vom ÖSV
Der ÖSV wollte sich als früherer
Arbeitgeber nicht zur Causa Mayer äußern. "Walter Mayer ist seit drei Jahren
aus dem Verband ausgeschieden, er ist eine Privatperson. Diese Sache
betrifft nur ihn und hat mit dem Verband nichts zu tun", betonte
Geschäftsführer Klaus Leistner.