Jakob Dusek holt Österreichs zweite Gold-Medaille bei der Snowboard- und Freestyle-WM in Georgien. Olympiasieger Alessandro Hämmerle belget den vierten Platz.
Jakob Dusek hat sich am Mittwoch in Bakuriani zum Weltmeister im Snowboard Cross gekürt. Der 26-jährige Niederösterreicher setzte sich im Fotofinish gegen den Deutschen Martin Nörl durch. Olympiasieger Alessandro Hämmerle wurde nach einer strittigen Entscheidung Vierter, nachdem dieser im Rennverlauf von Nörl geschnitten worden war. Bronze holte Omar Visintin (ITA). Für Dusek war es die erste WM-Medaille überhaupt.
Österreich hält bei den Snowboard- und Ski-Freestyle-Weltmeisterschaften in Georgien nun insgesamt bei zehn Medaillen. Es ist die zweite aus Gold nach Andreas Prommeggers Sieg im Snowboard Parallel-Slalom.
"Ich habe es schon gewusst, dass ich gewonnen habe, als ich über die Ziellinie gefahren bin. Selber war ich in nichts verwickelt", meinte Dusek in einer ersten Reaktion im Ziel. Er hatte sein Board zur rechten Zeit über die Ziellinie vorgeschoben und so Nörl ausgebremst und konnte die ausständige Juryentscheidung dementsprechend cool verfolgen. "Ein bisserl Glück habe ich auch gehabt im großen Finale, aber unglaublich", freute sich der Mann aus Herzogenburg dann im ORF-TV-Interview. "Ich habe heute Spaß am Snowboarden gehabt, das ist für mich sehr wichtig. Wenns lauft, dann lauft es, oder?"
Dusek profitiert von Hämmerle-Sturz
Der Tag war ein Marathontag, nachdem von der Vorausscheidung bis zur Medaillenvergabe alles durchgefahren wurde. "Es ist für alle dasselbe, ich muss daraus machen, was kommt." Im Rennverlauf des großen Finales habe er sich gut im Windschatten halten können. "Man hat es eh gesehen, wir waren bis zur vorletzten Kurve alle sehr knapp beieinander. Ich habe gewusst, dass unten raus auf jeden Fall noch was möglich ist. Vor zwei Jahren war es auch so."
Den Sturz von Hämmerle habe er natürlich mitbekommen. "Das ist genau vor meinen Augen passiert, ich bin sogar ein bisserl auf sein Snowboard draufgesprungen, zum Glück nicht auf ihn selbst. Das waren glaube ich fünf Zentimeter daneben", schilderte Dusek die dramatischen Renn-Momente. Dieses Gold bedeutet Dusek freilich sehr viel: "Mein Leben dreht sich in den letzten 15 Jahren nur ums Snowboarden. Man ist halt auch viel unterwegs, aber das zahlt sich aus."
Das starke österreichische Männer-Team kann dank seines Sieges zur nächsten WM einen fünften Mann mehr mitnehmen. "Das freut mich sehr fürs Team. Der Izzi (Hämmerle, Anm.) letztes Jahr Olympia-Gold, die letzte WM-Goldmedaille ist schon länger her vom Schairer Markus 2009", erinnerte sich Dusek. Insgesamt war es die dritte Snowboard-Cross-WM-Goldene für Österreich, zuvor hatte Helmut Pramstaller (1997) gewonnen.
Protest wurde abgewiesen
Auch gesamt gesehen sind es in der Snowboard-Sektion schon die dritterfolgreichsten Welt-Titelkämpfe nach der Sierra Nevada 2017 (4-2-0) und Gangwon 2009 (3-2-1). Nevada könnte sogar noch übertroffen werden, dazu müsste allerdings Anna Gasser im Big Air (Sonntag) und das Snowboard-Cross-Team (Samstag) jeweils Gold holen. Einer Medaille beraubt fühlte sich am Mittwoch Alessandro Hämmerle. "Das war ein klassisches Manöver inside-out. Ich habe ihm ein bisserl Platz gelassen und gewusst, er will innen reinstechen", meinte er über den späteren "silbernen" Nörl. "Das kann er alles machen, aber dann muss er seine Linie innen halten. Dann lässt er sich raustreiben, ich bin früher fertig mit dem Schwung. Er ist noch nicht fertig, touchiert leicht meine Spitze und ich bin nur noch am Rudern, dass ich es korrigieren kann. Der Schwung von mir war aus, wo soll ich denn hin?"
Für Hämmerle besonders bitter, weil er so etwas nicht das erste Mal erlebt hat. "Genau das gleiche Theater beim letzten Weltcup, wo ich gefahren bin, in Cortina", erinnerte sich Hämmerle an den spanischen Konkurrenten Lucas Eguibar, der ihn "einfach umgefahren" hätte. "Bei allen anderen Leuten hast das Gefühl, wird ein Foul gewertet, vor allem wenn die Deutschen fahren. Mittlerweile finde ich es schon eine Frechheit, man könnte auch ein Mal durchgreifen, wenn einer von uns da fliegt", war Hämmerle sauer. "Das hat mit Sport nichts mehr zutun, das ist einfach ein Witz."
Dem im Ziel einlegten Protest wurde nicht stattgegeben, ein schriftlicher wurde von ÖSV-Headcoach Thomas Greil noch nachgereicht. "Ich habe gehofft, dass es deutlicher sichtbar ist. Es war wirklich eine kleine Berührung, natürlich als Fahrer siehst du das viel klarer", so Hämmerle. Er könne sich persönlich nichts vorwerfen.