Nach WM-Aus

Balotelli will nicht wieder Schuld sein

26.06.2014

Italienischer Verband auf Suche nach Trainer und Präsident.

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Nur einen Tag nach dem krachenden Scheitern in Brasilien hat sich Italiens Fußball-Nationalteam enttäuscht auf den Heimweg gemacht. Dort erwartet die Nationalelf und allen voran den viel kritisierten Mario Balotelli die radikale Aufarbeitung der WM-Pleite. Die Rücktritte von Nationaltrainer Cesare Prandelli und Verbandspräsident Giancarlo Abete dürften nur der Anfang sein.

"Baut Italien wieder auf. In Eile", forderte die Zeitung "Tuttosport" am Donnerstag. "Der eklatante Zusammenbruch bei der WM gebietet schnelle Entscheidungen." Schon am Montag soll sich der Verwaltungsrat des italienischen Fußball-Verbands (FIGC) treffen und über die Nachfolge von Prandelli und Abete beraten. Als mögliche Kandidaten für den Posten des Nationaltrainers gelten Roberto Mancini, Massimiliano Allegri oder Luciano Spalletti.

Keine positive Bilanz
"Es kann sicherlich keine positive Bilanz sein", gab Vize-Verbandspräsident Demetrio Albertini nach dem zweiten Vorrunden-Aus der Azzurri bei einer WM hintereinander zu. "Wir sind mit anderen Erwartungen hierhergekommen." Ziel sei es nun, bis zur EM 2016 eine neue, schlagkräftige Mannschaft aufzubauen.

Wie das Gesicht des Nationalteams aussehen soll und was in Brasilien schief gelaufen ist, wird in Italien heftig diskutiert. "Prandelli hat bei der Nominierung Fehler gemacht, er hat zu viele Spieler mitgenommen, die keine Erfahrung haben. Das war eine sehr gewagte Entscheidung", kritisierte Italiens WM-Held von 1990, Salvatore "Toto" Schillaci.

Balotelli angefeindet
Im Mittelpunkt der Anfeindungen stand einmal mehr Balotelli. Nach seiner schwachen Leistung und der Auswechslung zur Pause bei der entscheidenden 0:1-Niederlage gegen Uruguay wurde der 23-Jährige von den Medien und in den sozialen Netzwerken heftig angegriffen. "Balotelli ist ein absolut überschätzter Spieler", meinte Ex-Nationalspieler Mauro Camoranesi. "Es ärgert mich, einen Spieler zu sehen, der auf dem Platz nicht alles für die Nationalmannschaft geben will."

Und auch innerhalb des Teams nimmt die Kritik zu, der Stürmer zieht sich zurück und wirkt zunehmend isoliert. "Chaos-WM für Balotelli", urteilte der "Corriere dello Sport".

Balotelli reagierte empfindlich
"Die Schuld lasse ich dieses Mal nicht auf mir abladen", schrieb der Profi vom AC Milan auf Twitter. "Sucht euch also eine andere Entschuldigung, weil Mario Balotelli ein reines Gewissen hat und bereit ist, mit erhobenem Kopf stärker als zuvor zurückzukehren", erklärte er und teilte ordentlich aus: "Die Afrikaner würden nie einen ihrer 'Brüder' beschuldigen. In dieser Sache sind wir Neger, so wie ihr uns nennt, euch Lichtjahre voraus."

Die Aussagen sorgten für reichlich Wirbel in Italien. "Unter Anklage. Balotelli rastet aus", kommentierte "Tuttosport". "Balotelli übertreibt. Ohne Beherrschung", meinte der "Corriere dello Sport". Doch es gab auch Unterstützung für den umstrittenen Skandalstürmer. "Es wird so dargestellt, als ob die Niederlage der Nationalmannschaft seine Schuld sei", sagte Adriano Galliani, Vize-Präsident von Balotellis Club AC Milan. "Sie hat aus anderen Gründen verloren und er hat sicherlich nicht schlechter gespielt als die anderen."

Balotelli erklärte sich nun zum Brasilien-Fan
"Zeigt jetzt, dass ihr die Väter des Fußballs seid und seid die Könige dieses Festes. Vorwärts Selecao!!!", schrieb Balotelli auf Portugiesisch auf Instagram. "Brasilien war es wert. Die WM ist für mich nicht optimal gelaufen, aber mit euch zu sein, das war Note eins. Die Brasilianer sind in meinem Herzen und hinterlassen Sehnsucht", schrieb Balotelli weiter.

Mancini Favorit auf italienischen Teamchef-Posten
Nach dem Rücktritt von Cesare Prandelli sucht Italien einen neuen Fußball-Teamchef. Als Favorit wird in den italienischen Medien Roberto Mancini gehandelt. Auch die Sport-Tageszeitung "Gazzetta dello Sport" (Mittwoch-Ausgabe) sieht den ehemaligen Trainer von Inter Mailand und Manchester City als ersten Anwärter auf den Posten. Zuletzt war Mancini bei Galatasaray Istanbul tätig gewesen.

Die Italiener haben am Dienstag durch eine 0:1-Niederlage gegen Uruguay den Aufstieg ins WM-Achtelfinale verpasst, Prandelli übernahm daraufhin die Verantwortung fürs frühe Aus des vierfachen Weltmeisters und trat ab. Außenseiterchancen auf den Job sollen auch Massimiliano Allegri, Luciano Spalletti und Alberto Zaccheroni haben.

Mittelfeldspieler Daniele De Rossi übte unterdessen noch einmal Kritik an einigen Teamkollegen: "Wir brauchen richtige Männer fürs Nationalteam, keine Panini-Sticker. Solche Leute brauchen wir nicht, die sollen zu Hause bleiben."

Pirlo erwägt Team-Verbleib: "Wenn ich helfen kann"
Andrea Pirlo erwägt nach dem blamablen WM-Aus, doch weiter in der italienischen Fußball-Nationalmannschaft zu spielen. Auf dem Heimflug aus Brasilien sagte der Mittelfeld-Routinier laut italienischen Medienberichten: "Wenn der neue Trainer meint, dass ich helfen kann, komme ich gerne wieder."

Der 35-jährige Profi von Meister Juventus Turin hatte sich eigentlich nach der 0:1-Pleite der Azzurri am Dienstag gegen Uruguay von der italienischen Auswahl verabschiedet. Im Flugzeug nach Mailand habe Verbands-Vizepräsident Demetrio Albertini dann betont, dass er auf einen Verbleib Pirlos hoffe, der den vierfachen Weltmeister beim Neuanfang anführen soll.

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