Real-Stürmer Benzema beschert Frankreich gelungen Einstand in Brasilien.
Karim Benzema
ist nach seinen "zweieinhalb Toren" beim 3:0-Fußball-WM-Auftaktsieg der Franzosen über Außenseiter Honduras naturgemäß der gefeierte Held der Grande Nation gewesen. "Benzema bringt die Blauen in Schwung", titelte etwa die Sporttageszeitung "L'Equipe" treffend.
Auf dem Team-Bus des Weltmeistes von 1998 prangt der Slogan des früheren Kaisers Napoleon Bonaparte: "Impossible n'est pas Francais." (Das Wort unmöglich existiert in der französischen Sprache nicht.) Ausgeschlossen ist also nichts. Der Spruch der "Tricolore" bewahrheitete sich jedoch in jüngster Vergangenheit auch schon zu ihren Ungunsten. In Brasilien soll nun aber das WM-Desaster von Südafrika 2010 endgültig überwunden werden.
Benzema hilft bei Image-Korrektur
Wie sehr die Franzosen um eine großflächige Imagekorrektur trotz des Ausfalls von Bayern-Star Franck Ribery bemüht sind, stellten sie in Porto Alegre ein erstes Mal mit Nachdruck unter Beweis, wobei ein Mann gegen Honduras herausragte: Real-Madrid-Torjäger Benzema, der im Mai mit Spaniens Rekordmeister bereits die Champions League gewonnen hat.
Höhen und Tiefen
Im Gegensatz zu anderen der einst hochgelobten U17-Europameister-Generation von 2004 verschwand er trotz schwieriger Phasen im Club, im Nationalteam sowie im Privatleben (Stichwort Sexaffäre) nie ganz von der Bildfläche. Aus ihm wurde zwar kein Kaiser, aber immerhin ein "Königlicher" in Madrid, wo er unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti in der abgelaufenen Saison mit 17 Liga-Toren zu Hochform auflief.
Zweieinhalb Tore gegen Honduras
Beim 3:0 gegen Honduras war der 26-Jährige an sämtlichen Treffern hauptbeteiligt – zwei schoss er selber, das Eigentor von Tormann Noel Valladares zum 2:0
provozierte Benzema mit einem Stangenschuss. Sein einjähriges Tief mit 15 Länderspielen ohne Torerfolg hat der sensible Power-Stürmer überwunden – in den jüngsten sieben traf er achtmal.
Benzema will sich aber nicht nur über Tore definieren lassen. Für ihn ist auch die Stilnote entscheidend. "Die Art, wie ich spiele, zählt für mich ebenso viel", betonte der Profi mit algerischen Wurzeln, dem "der Erfolg der Mannschaft aber am wichtigsten" ist, wie er auch nach dem WM-Auftaktsieg klarstellte.
Brasilien-Fan als Hoffnungsträger
Nach dem Ausfall von Ribery ist der einst passionierte Brasilien-Anhänger - als zehnjähriges Kind unterstützte er noch im Ronaldo-Shirt bei der WM 1998 im eigenen Land nicht etwa die Equipe um Superstar Zinedine Zidane, sondern die "Selecao" – zum Hoffnungsträger der ganzen Fußball-Nation aufgestiegen. Teamchef Didier Deschamps hat sein 4-3-3-System nun ganz auf den Leader in der Offensive ausgerichtet.
Lob vom Kapitän
Kapitän Hugo Lloris unterstützt diese Strategie ausnahmslos. "Er trägt einen respektablen Teil der Verantwortung, das tut ihm gut. Karim löst die Aufgabe exzellent. Er kann in jeder Situation den Unterschied ausmachen", weiß der Tormann. Dazu ist Benzema, der für die WM in Südafrika nicht berücksichtigt worden war, für die aufstrebende Generation um U20-Weltmeister Paul Pogba eine Leitfigur, die sich scheinbar durch nichts aus der Fassung bringen lässt.
© Reuters
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Pannenserie schon vergessen
Aufblühen unter Zidane
Benzema wird im Top-Duell der Gruppe E mit den Eidgenossen noch mehr gefordert sein, nachdem er unter Beweis gestellt hat, dass er das Zeug zum WM-Superstar hat. Auch Zidane, ehemals Deschamps' wichtigster Weggefährte als Nationalspieler und vor 16 Jahren der eigentliche WM-Maestro beim Titelgewinn in der Heimat, hält viel vom aktuellen Topscorer der "Bleus". Der Assistent von Real-Coach Ancelotti tauschte sich in der abgelaufenen Saison auf dem Trainingsareal der Madrilenen täglich mit ihm aus.
Der Einfluss von Zidane, ebenfalls ein Sohn algerischer Einwanderer, ist spürbar. Und Benzema ist dankbar für jeden Input des früheren Welt- und Europameisters, wie er kurz vor dem WM-Auftakt in einem ausführlichen Interview mit "France Football" bekräftigte: "Ich schätze die Zusammenarbeit mit ihm sehr. Er ist wie ein großer Bruder, er beschützt mich. Unsere Beziehung ist fast schon familiär."