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Neymar-Bilder schocken Brasilien
05.07.2014
Schmerzen beim Stürmerstar. Ein ganzes Land weint.
Festgeschnallt auf der Trage wird der Stürmer von fünf Personen durch einen Gang geschoben. Alles wirkt hektisch, man will hier keinen fatalen Fehler machen. Der Stürmer bekommt Schmerzmittel gegen die starken Rückenbeschwerden.
Brasilien unter Schock
Brasilien steht nach dem Ausfall von Superstar Neymar für die restliche Fußball-WM unter Schock. Mit einem Wirbelbruch und einem Stützkorsett musste der 22-jährige Hoffnungsträger am Freitagabend nach dem 2:1-Viertelfinalsieg über Kolumbien den Rückflug von Fortaleza nach Rio de Janeiro antreten. In einem Rettungsauto legte er das letzte Stück Weg zum Teamquartier nach Teresopolis zurück.
Die Freude über den Halbfinal-Einzug war deshalb bei den Brasilianern im Nu verflogen. Torschütze und Innenverteidiger David Luiz brach in den Katakomben des Stadions in Tränen aus, als er von Neymars schwerer Verletzung erfuhr. "Wir werden einen Pakt abschließen, um ihn zu unterstützen, um an seiner Seite zu sein. Und auch, um die Stärke dieser Mannschaft auf dem Platz zu zeigen", versprach der 27-Jährige. "Wir werden für ihn beten, denn der Platz von 'Ney' ist auf dem Rasen."
Mit dem Profi vom FC Barcelona verliert der Rekord-Weltmeister seinen vierfachen Torschützen und bisher herausragenden WM-Akteur. Argentiniens Ausnahmespieler Lionel Messi tröstete seinen Clubkollegen via Facebook: "Neymar, ich hoffe, Du erholst dich sehr schnell, mein Freund", schrieb der 27-Jährige und stellte dazu ein gemeinsames Jubel-Bild im Trikot der Katalanen auf seine Facebook-Seite.
In heller Aufregung verbreiteten die brasilianischen Medienvertreter die Hiobsbotschaft im ganzen Land: "Neymar ist raus aus der WM!" Unmittelbar zuvor hatte Rodrigo Lasmar, einer der Mannschaftsärzte der "Selecao", die Diagnose mitgeteilt: "Neymar hat einen Bruch des dritten Lendenwirbels." Es sei keine ernsthafte Fraktur, aber es werde einige Wochen dauern, bis Neymar seine volle Bewegungsfähigkeit wiedererlangt habe. "Er wird nicht binnen einer Woche genesen", stellte Lasmar klar, dass die WM für den Superstar vorbei ist.
Screenshot
Die Diagnose wurde nach Untersuchungen in einer Privatklinik gestellt, in die Neymar auf schnellstem Wege gebracht worden war. In der 86. Minute war Kolumbiens Juan Zuniga dem Brasilianer mit dem Knie in den Rücken gesprungen, der spanische Schiedsrichter Carlos Velasco hatte die Attacke nicht geahndet und Vorteil gelten lassen. Neymar krümmte sich vor Schmerzen und blieb lange liegen, ehe der Stürmer mit Tränen in den Augen und schmerzverzerrtem Gesicht hinausgetragen wurde.
Brasiliens bekanntester TV-Kommentator Galvao Bueno sprach von einer "Aggression" Zunigas und einem "kriminellen Vergehen". Der Kolumbianer versicherte aber: "Als ich da reingegangen bin, habe ich an nichts Böses gedacht. Ich wollte ihn nicht verletzen, aber unglücklicherweise ist es passiert. Ich hoffe, dass er sich mit Gottes Hilfe wieder erholt."
Zuniga ein schlechter Mensch?
Zuniga sei kein schlechter Mensch, meinte Brasiliens Kapitän Thiago Silva. "Ich kenne ihn aus der italienischen Meisterschaft. Was ich aber glaube, ist, dass es leichtfertig war", sagte Silva und räumte ein: "Wir sind sehr von Neymar abhängig, Neymar macht den Unterschied bei uns aus."
Teamchef Luiz Felipe Scolari hatte sich schon bei der Pressekonferenz nach dem Spiel skeptisch gezeigt, dass Neymar für das Halbfinale am Dienstag in Belo Horizonte gegen Deutschland wieder einsatzbereit sein werde. "So wie ich es sehe, kann er nicht spielen", erklärte der 65-Jährige. "Er weinte vor Schmerzen." Scolaris schlimmste Befürchtungen wurden wenig später bestätigt.
Die Sportzeitung "Lance!" schrieb über Neymars WM-Aus: "Eine traurige Nachricht für die gesamte brasilianische Nation. ... Wir werden für ihn den Hexa holen!" Auf dem Weg zum erhofften sechsten WM-Titel ist das Ausfall von Neymar aber ein ganz bitterer Rückschlag für Brasilien, zumal auch Thiago Silva wegen seiner zweiten Gelben Karte im Halbfinale gegen Deutschland fehlt.