Brasilien

Tops und Flops der Gruppenphase

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Was war top, was war flop in den ersten 2 WM-Wochen? Wir verraten es!

Tops

Tore: Es ist eine WM des Offensivfußballs. 2,83 Tore pro Spiel sind im Schnitt in der Gruppenphase gefallen. Damit steuert das Turnier in Brasilien auf den höchsten Wert seit 1970 zu. 2010 in Südafrika waren in der Gruppenphase noch magere 2,10 Treffer pro Partie erzielt worden. Seither hat aber auch bei den Teamchefs ein Umdenken eingesetzt. Der Mut zur Offensive ist zurückgekehrt.

Superstars: Brasiliens Neymar und Argentiniens Lionel Messi sind ihren Erwartungen gerecht geworden. Beide erzielten wie Deutschlands Thomas Müller bereits in der Gruppenphase vier Tore. Messi war fast allein dafür verantwortlich, dass die Argentinier alle drei Spiele gewannen. Für seinen Barcelona-Clubkollegen Neymar scheint Druck bei der Heim-WM ebenfalls ein Fremdwort.

Miroslav Klose: Auf den Rekordmann ist Verlass. Selbst in seiner Rolle als "Joker" erzielte der Deutsche gegen Ghana (2:2) einen enorm wichtigen Treffer. Mit seinem 15. WM-Tor stellte Klose den Rekord von Ronaldo ein. Der 36-Jährige hat in der K.o.-Phase die Chance, die Marke weiter auszubauen. Bei vier verschiedenen WM-Turnieren haben außer ihm nur Landsmann Uwe Seeler und Pele getroffen.

Amerika: Südamerika brachte fünf seiner sechs WM-Teams ins Achtelfinale, der häufig belächelte Verband von Nord- und Mittelamerika mit den USA, Mexiko und Costa Rica drei von vier. Amerika hat Europa beim Turnier in Brasilien endgültig den Rang abgelaufen. Die Europäer stellen in der K.o.-Phase wie 2010 in Südafrika nur noch sechs Teams.

Dreier- bzw. Fünferkette: Die WM rüttelt an der Alleinherrschaft der Viererkette. Mehrere Teams waren mit flexiblen Defensivreihen erfolgreich, bei denen sich die Außenverteidiger in Ballbesitz noch stärker in die Offensive einschalteten. Bei Ballverlust dagegen wurde mit den drei Innenverteidigern eine Fünferkette gebildet - gesehen etwa bei den Niederlanden, Mexiko, Chile oder Costa Rica.

Costa Rica: Den Mittelamerikanern war in einer Gruppe mit drei Ex-Weltmeistern die Rolle des Punktelieferanten zugedacht. Mit Siegen gegen Uruguay (3:1) und Italien (1:0) sowie einem torlosen Remis gegen England erreichte Costa Rica aber sensationell ohne Niederlage als Gruppensieger das Achtelfinale. Dort geht es mit Griechenland ebenfalls gegen einen Außenseiter.

Torlinientechnik: Fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen gibt es weiterhin. Doch dank der erstmals eingesetzten Torlinientechnik blieben den Unparteiischen zumindest diesbezüglich Diskussionen erspart. Auch die überflüssige Darstellung glasklarer Treffer mit der neuen Technik hat sich die FIFA bald abgewöhnt.

Fans: Die Begeisterung der südamerikanischen Fans verleiht der WM ein einzigartiges Flair, die Euphorie rund um die "Copa" in Brasilien übertrifft bei weitem jene bei den Turnieren in Deutschland und Südafrika. Seit Turnierbeginn mutierten die Austragungsstädte zu riesigen Party-Zonen. Die Befürchtung, Demonstrationen könnten die Wohlfühl-Atmosphäre stören, bewahrheitete sich nicht, auch gravierende Ausschreitungen blieben vorerst aus.

Flops

Tiqui-taca: Sechs Jahre lang hatte Spanien mit seinem Kurzpass-Spiel den Weltfußball dominiert. Am 18. Juni endete die spanische Ära. Mit einem 1:5 gegen die Niederlande und einem 0:2 gegen Chile war die Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung schon nach zwei Spielen verspielt. Die Spanier verabschiedeten sich als fünfter amtierender Weltmeister schon in der Vorrunde.

Ballbesitz: Nicht nur für Spanien, auch für andere Teams, die das Spielgerät gern in den eigenen Reihen zirkulieren lassen, gab es bei der WM nichts zu holen. Die Italiener zum Beispiel schieden in der Gruppenphase aus, obwohl sie in allen drei Partien mehr Ballbesitz hatten. Im Gegensatz dazu setzt sich immer mehr die Taktik des schnellen Umschaltspiels durch.

Europas Schwergewichte: Erstmals scheiterten beide EM-Finalisten bei der folgenden WM bereits in der Gruppenphase. Neben Spanien und Italien erwischte es von den namhaften europäischen Teams aber auch Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo oder England. Die Engländer verzeichneten mit nur einem Punkt aus drei Spielen überhaupt das schlechteste WM-Abschneiden ihrer Geschichte.

Asien: Alle vier Teams der asiatischen Konföderation verabschiedeten sich bereits in der Gruppenphase - und das ohne einen einzigen Sieg. Der Iran, Japan, Südkorea und Australien, das seit 2006 ebenfalls in der asiatischen Qualifikation antritt, holten zusammen nur drei magere Punkte. Die FIFA könnte die Zahl der WM-Startplätze für Asien überdenken.

Prämienstreit: Gleich bei drei afrikanischen Teams wurde vor und während der WM über das Geld diskutiert. Einzig Nigeria schaffte es daraufhin noch ins Achtelfinale. Kameruns zerstrittener Haufen trat ohne Punkt mit 1:9 Toren die Heimreise an. Bei Ghana wurden die Stars Kevin-Prince Boateng und Sulley Muntari noch vor dem entscheidenden Gruppenspiel gegen Portugal wegen Disziplinlosigkeiten suspendiert. Immerhin erhielten die Spieler ihre WM-Antrittsprämien - in Geldkoffern.

Vorbereitung in Österreich: Keines der drei Teams, das sich in Österreich auf die WM vorbereitet hat, hat reüssiert. Kroatien, Ende Mai eine Woche in Bad Tatzmannsdorf stationiert, musste trotz eines Sieges gegen Kamerun (4:0) die Koffer packen. Der Iran (im Mai drei Wochen in Bad Waltersdorf und Stegersbach) und Kamerun (zehn Tage in Walchsee in Tirol) zählten zu den schwächsten WM-Teams.

Luis Suarez: Uruguays Stürmerstar sorgte für einen unrühmlichen Höhepunkt der Gruppenphase. Im entscheidenden Gruppenspiel gegen Italien (1:0) biss der Liverpool-Angreifer Gegenspieler Giorgio Chiellini in die Schulter. Suarez fasste dafür neun Spiele Sperre bzw. vier Monate Ausschluss von allen Fußball-Aktivitäten aus.

Schiedsrichter: Die Vorbereitung war so professionell wie nie, gebracht hat sie wenig. Die Referees leisteten sich vom Eröffnungsspiel an zahlreiche und manchmal sogar im Aufstiegsrennen entscheidende Fehlpfiffe.

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