Kartenverkauf verläuft schleppend - Skandale bei Bau von Arena in St. Petersburg.
Der Confederations Cup in Russland soll "ein Fest in allen vier Städten werden". Das sagte Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch wenige Tage vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels zwischen Russland und Neuseeland am Samstag (17.00 Uhr MESZ) in St. Petersburg. Die Stadien sind auf Hochglanz poliert, fraglich ist aber nach wie vor, ob auch viele Zuschauer zu den Spielen des WM-Test-Turniers kommen.
Die von Ex-Tirol-Goalie Stanislaw Tschertschessow gecoachten Russen spielten bei ihrer Generalprobe in Moskau gegen Chile vor teils leeren Rängen bei rund 17.000 verkauften Tickets. Bis Mittwoch waren noch rund 30 Prozent der Karten zu haben. Dass Weltmeister Deutschland mit einer "Perspektivauswahl" antritt, wird den Kartenverkauf auch nicht weiter antreiben.
Kein Fußballfieber in Russland
Die Organisatoren rühren zwar seit Monaten massiv die Werbetrommel, doch Fußballfieber will trotz bunter Plakate und Fußball-Symbole im Stadtbild der Austragungsorte St. Petersburg, Moskau, Sotschi und Kasan nicht aufkommen. Wie ein Elitenprogramm wirke das Prestigeprojekt WM bisher, sagen Sportreporter in Moskau.
Fußball gehört neben Eishockey zu den beliebtesten Sportarten in Russland und erlebt seit Jahren einen Boom. Die Regierung fördert den Trend. Um den Sport populärer zu machen, hatte sie im April 2016 eine Bewegung mit dem plakativen Namen "Russland liebt Fußball" gegründet, die im Internet Werbung machen soll. Dennoch hat der Fußball nie dieselbe gesellschaftliche Bedeutung entfaltet wie in Westeuropa oder Südamerika. Erstligaspiele sind in Russland selten ausverkauft.
Bau riesiger Stadien
Das wirft auch die Frage nach der Nutzung der riesigen Stadien über die WM hinaus auf. Für die Vorbereitung von Confed Cup und WM hat die Regierung mehr als 643,5 Milliarden Rubel (rund 10 Milliarden Euro) eingeplant. Experten halten gut das Doppelte für wahrscheinlich.
Neben Neubau und Renovierung von Stadien investiert Russland in Infrastruktur wie Straßen, Zugtrassen und Trainingsanlagen. Doch selbst die enthusiastisch berichtenden russischen Medien lassen Zweifel durchblicken, ob das Mammutprojekt nicht etwas zu groß ist für die von einer Wirtschaftskrise geplagte Rohstoffnation.
Chef will Zweifel zerstreuen
Alexej Sorokin, Chef des Organisationskomitees, versucht, Zweifel zu zerstreuen. "Wir sind überzeugt, dass all dies sowieso gebaut worden wäre", sagt er der Zeitung "Iswestija". Eine Straße zum Flughafen der Stadt Saransk sei erneuert, ein neuer Terminal am Airport von Rostow am Don gebaut und ein Teil einer Insel in Kaliningrad erschlossen worden, zählte er auf. "Die bevorstehenden Ereignisse sind ein Katalysator dieser Prozesse." Nach der WM sollten die Stadien mit lukrativen Sponsorenverträgen querfinanziert werden, erklärte er.
Auch Russlands Tourismus erwartet Aufwind. "Wir hoffen, dass zur WM mehr als eine Million Gäste aus dem Ausland nach Russland kommen, darunter 100.000 Chinesen", sagte Tourismus-Chef Oleg Safonow Anfang Juni. Dass große Sportveranstaltungen der Branche helfen, hätten schon die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 gezeigt. Und anders als damals werde diesmal nicht nur eine Region gefördert, sondern gleich elf Städte, in denen die WM 2018 ausgetragen wird, meinte er.
Explodierende Kosten & Skandale
Doch nicht alles läuft so glatt, wie es gerne dargestellt wird. Explodierende Kosten und Skandale beim Neubau der Zenit-Arena in St. Petersburg sind ein Kratzer auf dem Image des Fußballfests. Von "sklavenähnlichen Bedingungen" für Gastarbeiter aus Nordkorea berichteten ausländische Medien. Mehrere sollen beim Bau des Stadions ums Leben gekommen sein. Vizeregierungschef Witali Mutko feuerte zurück, dies sei eine Schmutzkampagne der Medien vor der WM.
Fakt ist: Der Bau der Arena, in der Eröffnungsspiel und Finale des Confed Cup stattfinden, hat sich mehrfach verzögert. Waren die Kosten bei Baubeginn 2007 auf rund 220 Millionen US-Dollar geschätzt worden, erwarten Experten inzwischen gut das Vierfache. Allein der Austausch des Rasens soll kurzfristig noch einmal 140.000 Euro gekostet haben. Hausherr Zenit St. Petersburg hatte sich im Mai über den schlechten Zustand des Platzes beschwert. Bis zuletzt wird an der Rasenqualität gearbeitet. Sorokin gibt sich zuversichtlich: "Der Rasen ist bereit. Er zeigt eine hervorragende Dynamik und ist schön anzusehen."