Krach Stoss vs. Darabos

Jetzt wird der Olympia-Streit brutal

13.08.2012

Nach der Pleite in London dreht sich plötzlich alles um die Spitzensportförderung.

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Österreichs Nullnummer in London bleibt ein Reizthema. ÖOC-Präsident Karl Stoss heizte die Debatte mit einer Aussage so richtig an: „In den vergangenen 18 Monaten wurden fünf Mio. aufgewendet, aber nur 850.000 Euro gingen an die in London anwesenden Olympia-Athleten. Fast genauso viel wurde für Marketing verwendet.“

Die Reaktion ließ nicht auf sich warten. In ÖSTERREICH schlägt Sportminister Norbert Darabos zurück. „Das ist falsch. Ich habe die Förderung von 2,5 Mio. auf 4 Mio. angehoben. Jeder Cent geht an die Sportler.“ (Siehe Interview.)

Für Darabos besteht das Grundproblem in der „Gießkannenförderung“. Er stellt klar, dass das Geld viel gezielter eingesetzt werden müsse. Sein Vorschlag: 50 Prozent der gesamten Fördermillionen sollen ausschließlich in den Spitzensport fließen.

So sollen Prime-Sportarten, in denen wir bei Olympia 2016 und 2020 Chancen haben, gezielt gefördert werden: „Hier“, so Da­rabos, „muss es Änderungen geben.“ Viele Modelle seien vorstellbar: „In der derzeitigen Situation gibt es keine Denkverbote.“

Rauch: "Man soll sich nicht an den Sportlern abputzen"
Sätze, die ÖVP-Generalsekretär Johannes Rauch scheinheilig vorkommen: „Auf einmal“, so Rauch zu ÖSTERREICH, „ist die SPÖ für Leistung, wo sie sonst immer eher leistungsfeindlich ist.“ Und: „Man kann nicht als Tourist nach London reisen, sich bei der Eröffnungsfeier im Sonnenschein der Sportler baden und sich dann an den Sportlern abputzen.“

Die Gießkannen-Förderung finde auch er nicht sinnvoll. Allerdings, so Rauch: „Für ein System à la DDR, wo die Sportler herangezüchtet werden, stehen wir aber auch nicht zur Verfügung.“

ÖSTERREICH: Was passiert jetzt konkret, damit 2016 keine Pleite blüht?
NORBERT Darabos:
Wir müssen weg von der Gießkannen-Förderung. Bestimmte Sportarten, wo Österreich Medaillenchancen hat, sollen mehr Förderungen bekommen. – Ein kleines Tischlerunternehmen wird niemals so erfolgreich wie IKEA sein. Es wird dann erfolgreich wirtschaften, wenn es sich Nischen sucht, wo es IKEA etwas voraushat.

ÖSTERREICH: Sie sprachen vom „Australischen Modell“, in GB wurden unter dem Motto „Inspire the Next Generation“ 500 Millionen für Rio 2016 freigegeben. Können Sie sich ein ähnliches Modell bei uns vorstellen?
Darabos:
Ja, ich möchte einen Talente-Pool in Hinblick auf die Spiele 2016 und 2020 aufbauen.

ÖSTERREICH: Karl Stoss wirft Ihnen vor, es seien von den 4 Mio./Jahr für „Team Rot-Weiß-Rot“ nur 850.000 bei den Sportlern angekommen. Tatsache?
Darabos:
Falsch. Ich habe die Förderung des Team Rot-Weiß-Rot von 2,5 auf 4 Mio. Euro pro Jahr angehoben. Jeder Cent davon geht an die Sportler. Das ÖOC bekommt übrigens 2,1 Mio. jährlich. Sowohl die Förderungen für das Team Rot-Weiß-Rot als auch jene für das ÖOC sind nicht das Problem. Es geht um die viel höheren 80 Mio. Gießkannen-Förderung, die sogenannte Besondere Bundessportförderung. Hier muss es Änderungen geben.

ÖSTERREICH: Wie sinnvoll wäre es, Förderungsgelder beim ÖOC zu bündeln?
Darabos:
Derzeit gibt es keine Denkverbote.

ÖSTERREICH: Haben Sie sich etwas vorzuwerfen?
Darabos:
Ich habe mir vorzuwerfen, dass ich die Widerstände im österreichischen Sport nicht eher durchbrochen habe. Nach dem Olympia-Debakel ist die Chance nun da.

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