Nach erfolgreicher Semifinal-Quali paddelte Österreicher klar an Medaille vorbei.
"Ich habe meine Goldmedaille zu Hause, das ist (Sohn, Anm.) Milo. Das ist, was zählt." Schon ein paar Minuten nach der Enttäuschung über Rang acht im Finale des olympischen Wildwasser-Slaloms in London dachte Helmut Oblinger bereits wieder an das Wichtige in seinem Leben. "Ich bin schon enttäuscht. Als Sportler strebt man immer nach Höherem, aber es hat halt nicht geklappt."
Gold im Lee Valley White Water Center ging an den Italiener Daniele Molmenti, der sich vor dem Tschechen Vavrinec Hradilek und dem Deutschen Hannes Aigner durchsetzte. Am Donnerstag kämpft für Österreich Corinna Kuhnle um Edelmetall, die zweifache Weltmeisterin wird vielerorts als heißer Goldtipp gehandelt.
Fünf Mal ohne Medaille
Mit Platz 28 in Atlanta, 4 in Sydney, 13 in Athen, 7 in Peking und 8 in London kann sich die olympische Erfolgsliste von Helmut Oblinger sehen lassen. Der Europameister von 2005 aus Schärding durfte am Mittwoch nach dem siebenten Platz im Halbfinale und den knappen Rückständen durchaus mit einer Medaille spekulieren. "Im Halbfinale war ich nicht weit weg, im Finale waren die Abstände groß. Da wäre ich mit meiner besten Leistung nicht drangekommen. Die vorne sind, haben es sich verdient."
Oblinger meisterte im Endlauf die ersten Tore gut, kam dann aber aus dem Konzept und nahm jede Welle mit. "Wenn du mal aus dem Rhythmus bist, kommst du schwer wieder rein. Das Boot ist nicht ins Laufen gekommen", erzählte der 39-Jährige.
Sohn tröstet über Niederlage hinweg
"Jetzt habe ich 24 Stunden Zeit, enttäuscht zu sein. Dann fliege ich heim, da wartet Milo, da habe ich keine Zeit mehr, traurig zu sein." Zwei Wochen lang den Kleinen nur via Skype zu sehen und sich dann verabschieden zu müssen, würde ihm jedes Mal das Herz zerreißen. Ehefrau Violetta Oblinger-Peters, die 2008 in Peking die Bronzemedaille gewonnen hat, war als Rückhalt nach England gereist. Sie lief während des Rennens neben dem Kanal her, alles Anfeuern war jedoch vergebens.
Zukunft noch offen
Ans Aufhören denkt das Paddler-Paar nicht, konkrete Pläne können aber auch noch nicht gemacht werden. "Wenn die Emotionen hoch sind, soll man keine Entscheidungen treffen. Jetzt geht einmal die Familie vor. Der Plan, der steht, ist, dass Milo im September in den Kindergarten kommt", sagte Oblinger.
Das Bundesheer hat zudem seinen bis Ende 2013 laufenden Vertrag vorzeitig mit November 2012 gekündigt. Ohne die Unterstützung des Bundesheers ist Spitzensport für Oblinger nicht möglich. Mit Sport und Verteidigungsminister Norbert Darabos, am Mittwoch als Zuschauer im Stadion, hat der bald 40-jährige Sportler diesbezüglich bereits Kontakt aufgenommen.