Obdachlose und Aktivisten protestieren gegen Olympia in Vancouver.
Fünf Handschellen anstelle der olympischen Ringe, die Flamme aus Pappmache und Plakate wie "Homes not Games" - Unterkünfte statt Spiele: Obdachlose und Olympia-Gegner haben am Sonntag in Vancouver bei den "Poverty Olympics" (Armuts-Spielen) gegen das Wintersportspektakel und gegen soziale Missstände in der kanadischen Hafenstadt protestiert.
Problemviertel Downtown Eastside
Etwa 500 Personen hatten sich
nach Veranstalterangaben nach dem alternativen Fackellauf im Problemviertel
Downtown Eastside versammelt. "Die Besucher kommen in eine Stadt, die mehr
Obdachlose hat als Olympia-Teilnehmer", verkündete die Poverty-Organisation
fünf Tage vor Olympia-Beginn.
Geld in Armutsbekämpfung stecken
"Ganz Kanada und British
Columbia bezahlen für die Olympischen Spiele. Sie sollten die Milliarden von
Dollar lieber für etwas anderes ausgeben", sagte Bruce Triggs, der in einer
Obdachlosenunterkunft wohnt und sich für die Aktion in sein weiß
geschminktes Gesicht Dollarzeichen gemalt hatte. "Wenn die Leute entscheiden
könnten, ob das Geld für diese zwei Wochen Olympia ausgegeben werden soll
oder für alles andere, dann würden sie sagen: Natürlich für etwas anderes.
Olympia - das ist Kommerz. McDonald's und so..."
Licht und Schatten
Vancouver zählt zu den lebenswertesten Städten
der Welt - für diejenigen, die einen guten Job haben oder als Touristen
anreisen. Die Schattenseiten wirken hier besonders dunkel, weil die "Perle
am Pazifik" mit ihrer Skyline und ihren Jachthäfen nur so glitzert und
strahlt. Downtown Eastside liegt nur ein paar Häuserblocks vom Zentrum und
vom BC Place Stadium, wo die Winterspiele am Freitag mit Riesenpomp eröffnet
werden. Es ist das ärmste Viertel ganz Kanadas.
Probleme ohne Ende
Die UN hatte die Stadtverwaltung schon lange
aufgefordert, dringend etwas gegen die hohe AIDS-Rate, gegen Prostitution,
Kriminalität und Drogenhandel in dem Quartier mit seinen etwa 16.000
Bewohnern zu tun. Die Poverty-Organisation berichtete, dass sich die Zahl
der Personen, die im Großraum Vancouver auf der Straße leben, zwischen 2002
und 2005 verdoppelt habe. Heute würden über 2.000 Menschen in
Notunterkünften oder auf der Straße wohnen. Behörden sprechen von 1600
Wohnsitzlosen 2008. Seitdem seien 750 Personen untergebracht worden.
"Baut Sozialwohnungen", forderten die Demonstranten auf Plakaten. "Erhöht die Sozialhilfe" und: "Beendet die Armut - das ist kein Spiel". Als in der Japanese Hall in Sketchen, Reden und Liedern friedlich, aber deutlich gegen die Kommerz-Spiele gewettert wurde, waren ein paar Teilnehmer der Kundgebung schon nicht mehr dabei: Sie schliefen in den umliegenden Hauseingängen.