Silber-Marlies über ihre Medaille und Pläne bis Sotschi 2014.
Als Marlies Schild mit der Silbermedaille um den Hals am Medals Plaza stand, schossen ihr wieder die Gedanken an ihren Trainingssturz in Sölden 2008 durch den Kopf. „Das ist meine schönste Medaille“, sagte sie, „weil damit so viel verbunden ist. Die Schmerzen und der harte Weg zurück.“ Der Trümmerbruch im linken Unterschenkel hatte sie brutal aus dem Alltag gerissen. Doch sie gab nicht auf, obwohl es immer wieder Rückschläge gab. Insgesamt viermal musste sie sich unters Messer legen. Als Andenken an ihre schwere Verletzung trägt sie immer noch einen 32 Zentimeter langen Titan-Nagel im linken Unterschenkel.
Whistler
Eine große Stütze war ihr Freund Benni Raich gewesen.
„Er hat mir wahnsinnig geholfen“, erzählt Schild. Der harte Weg zurück hat
Schild verändert. „Früher hab ich mich verkrampft und geärgert, wenn etwas
nicht gleich funktioniert hat. Jetzt bin ich viel lockerer unterwegs“, sagt
sie. Was auch mit Mentaltrainer Thomas Mörz zu tun hat.
Am 22. Juli 2009 schnallte sie sich das erste Mal wieder die Skier an. Am 14. November 2009 wurde sie in Levi in ihrem ersten Weltcupslalom nach der Verletzung Sechste. Bereits am 29. Dezember jubelte sie in Lienz über den ersten Sieg seit dem Comeback. In Flachau schlug sie dann ein zweites Mal zu.
Rückkehr
Sonntag fliegt sie gemeinsam mit Benni zurück nach
Österreich. Und plötzlich sind sogar die nächsten Winterspiele 2014 in
Sotschi ein Thema für sie. Obwohl Schild sagt: „Ich mach mir keinen Druck.
Das ist noch alles so weit weg.“
Interview - Schild: "Ich habe noch Schmerzen"
ÖSTERREICH: Marlies, welchen Stellenwert hat diese Medaille für
Sie?
Marlies Schild (28): Ich hatte nur eine einzige Chance und
die hab ich genützt. Für mich ist diese Medaille eine Belohnung für all die
Strapazen in den letzten Monaten. Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen
sich mit mir freuen. Ich bin ja eigentlich eine, die nicht so gerne im
Mittelpunkt steht, aber das genieße ich jetzt in vollen Zügen
ÖSTERREICH: Was hat Ihr Freund Benni gesagt?
Marlies:
Super gemacht, hat er gesagt. Er hat sich natürlich sehr gefreut, dass ich
es geschafft hab.
ÖSTERREICH: Welchen Anteil hat er an Ihrem erfolgreichen
Comeback?
Marlies: Benni hat mir wahnsinnig geholfen. Es war
nicht immer leicht, sich im Alltag aufzuraffen. Immer wenn es mir schlecht
gegangen ist, hat Benni mich motiviert. Zu zweit war es leichter. Da wir
beide hart im Nehmen sind, hat es auch so gut funktioniert.
ÖSTERREICH: War Olympia Ihr einziger Ansporn, unbedingt
weiterzumachen?
Marlies: Nicht unbedingt. Ich hab gespürt, dass
es das noch nicht gewesen sein kann. So wollte ich nicht aufhören. Das war
der Hauptgrund, sich zurückzukämpfen.
ÖSTERREICH: Haben Sie noch Schmerzen?
Marlies: Im Großen und
Ganzen geht es mir gut. Ab und zu hab ich Schmerzen beim Gehen. Deshalb
hinke ich so oft.
ÖSTERREICH: Wann starten Sie wieder im Riesentorlauf?
Marlies:
Probiert hab ich es schon. Es hat auch Spaß gemacht. Aber im Weltcup fahre
ich sicher erst wieder mit, wenn ich ganz vorne mitmischen kann. Die Plätze
20 bis 30 tue ich mir sicher nicht mehr an.