Regen auch in der Nacht auf Samstag - damit bleib den Veranstaltern nichts übrig, als die Herren-Abfahrt abzusagen. Nächster Anlauf: Montag.
Die Entscheidung fiel Samstag schon kurz vor 4 Uhr Früh kanadischer Ortszeit. „Durch den Schnee und den Regen in der Nacht und die milden Temperaturen am Tag ist derzeit keine Bewegung auf der Piste erlaubt“, heißt es in einem FIS-Statement.
Mit Chemie-Einsatz soll die Abfahrt gerettet werden
Während es
hell wird, kämpfen freiwillige Helfer mit den widrigen Bedingungen. Auf und
unter den leeren Tribünen sammelt sich Wasser. Der Zielhang ist in dichten
Nebel gehüllt, es schüttet in Strömen. Techniker testen die
Lautsprecher, die Betreiber der Fanartikel-Stände diskutieren, ob es sich
auszahlt, am Absage-Wochenende aufzusperren. Das „Training cancelled“ auf
der Video-Leinwand wird wohl noch mehrere Tage zu lesen sein.
Im Zielraum versinkt man knöcheltief im Schnee. Es ist so weich wie bei uns im Frühjahr. Hier sollen alle zehn Alpin-Rennen über die Bühne gehen? Nur schwer vorstellbar.
Piste aufgeweicht
Die andauernden Regenfälle haben die Piste
total aufgeweicht. Offiziell heißt es, dass die Veranstalter noch keine
Chemie zur Rettung der Olympia-Pisten einsetzen. Das stimmt natürlich nur
zum Teil, denn Samstag kam das erste Mal der Schneehärter PTX
(Ammoniumnitrat) zum Einsatz. Damit werden die Winterspiele in Vancouver zu
Chemie-Spielen! Die Rettung?
Wetter-Prognose macht Hoffnung auf Montag
Auch was die
Temperaturen betrifft, ist Hoffnung in Sicht: Nach dem Hawaii-Tief der
vergangenen Tage soll es in der Nacht auf Sonntag aufklaren – und abkühlen.
Passiert das tatsächlich, dann könnte die Abfahrt morgen gestartet werden!
Schon am Dienstag ist die Dave-Murray-Piste noch einmal gefragt – in der Superkombi. Dann sollen die Bedingungen noch besser sein. Stimmen die Prognosen, sollte auch der Super-G am Freitag gerettet sein.
Dann wären die Olympia-Veranstalter ihre größte Sorge los. Denn RTL und Slalom sollten unter normalen Umständen in jedem Fall durchgepeitscht werden können.
Frühe Rennabsage
Herren-Cheftrainer Toni Giger war der
Erste, der von der Absage erfuhr. Um exakt 4.09 Uhr erreichte ihn die
SMS-Nachricht „Race cancelled“. Wahrgenommen hat er sie erst viel später .
Giger: „Zu dem Zeitpunkt habe ich noch geschlafen.“
Nur überraschen konnte ihn die Absage auch nicht mehr. „Wenn man die Piste gesehen hat, musste man damit rechnen.“ Kurz vor sieben Uhr verständigte Giger seinen Abfahrtstrainer Andreas Evers im Olympischen Dorf. Der hatte die Aufgabe, die Rennläufer zu informieren.
Walchi beim Frühstück
Michael Walchhofer saß zu dieser
Stunde beim Frühstück. Unser „Mr. Abfahrt“ reagierte völlig gelassen auf die
Nachricht: „So eine Situation erleben wir nicht das erste Mal.“ Auch für
Mario Scheiber („Ich habe sowieso damit gerechnet“) stellte die neue
Situation kein Problem dar.
Spannung runter
Hebel umlegen – und durch. Giger erklärt, was das
Wichtigste ist: „Die Läufer müssen sofort die Spannung abbauen.“ Darum hat
er seinen Speed-Assen auch gleich den Tag freigegeben. An ein Schneetraining
war aufgrund der weichen Pisten eh nicht zu denken.
Michael Walchhofer fuhr zum Skisprung-Bewerb und drückte „Schlieri“ & Co. die Daumen. Am Nachmittag setzte er sich in seinem Zimmer im Athleten-Dorf auf den Ergometer. Sonntag wollen die Abfahrer zurück auf Schnee – falls es möglich ist!