Herren-Slalom

Doppelsieg: Matt holt Gold vor Hirscher

21.02.2014

Matt bringt Halbzeitführung ins Ziel. Hirscher mit Teufelsritt zu Silber.

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© Reuters
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13 Jahre nach seinem ersten Weltmeistertitel darf sich Mario Matt auch Olympiasieger nennen. Der 34-jährige Tiroler bot am Samstag bei den Olympischen Spielen in Krasnaja Poljana eine beeindruckende Slalom-Leistung, er eroberte auf Frühlingsschnee den dritten großen Titel seiner Karriere. Weltmeister Marcel Hirscher erkämpfte Silber, Bronze ging an den Norweger Henrik Kristoffersen.

Um 0,45 Sekunden lag der Flirscher Matt zur Halbzeit vor dem zweitplatzierten Schweden Andre Myhrer. "Der Mario ist auf diesem Schnee unschlagbar, und ich komm nicht näher als auf eine Sekunde heran", hatte der 24-jährige Hirscher gemeint, der als Halbzeit-Neunter bereits 1,28 Sekunden Rückstand und wohl kaum noch an die Medaillenchance geglaubt hatte.

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Matt bleibt eiskalt
Doch es kam einiges anders. Hirscher lag auch noch immer in Führung, als aus den Top-30 nur noch Matt oben stand, womit das zweite alpine Gold der ÖSV-Herren nach dem Triumph in der Abfahrt von Matthias Mayer feststand. Der Weltmeister von 2001 in St. Anton und 2007 in Aare setzte abgebrüht Schwung um Schwung und brachte auf der schon ziemlich ramponierten Piste 0,28 Sekunden Vorsprung auf seinen um zehn Jahre jüngeren Teamkollegen ins Ziel.

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Für Hirscher und Matt war es bei den jeweils zweiten Spielen das erste Edelmetall. Während Hirscher schon zwei vierte und einen fünften Platz zu Buche stehen hatte, schied Matt bei seinem bisher einzigen Antreten 2006 in Turin im ersten Slalom-Durchgang aus. Ob er seine Karriere fortsetzt, hat er noch nicht entscheiden.



Matt: "Wahnsinn"
Matt liebt normalerweise derartige Verhältnisse, der Pferdezüchter war mit seiner "Fahrerei" aber nicht zufrieden. "Die war eine Katastrophe, aber irgendwie habe ich das doch runtergebracht. Es ist einfach eine große Erleichterung, ein Wahnsinn wie das heute aufgegangen ist. Es ist genial. Ein Riesenziel, ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist", sprudelte es aus dem sonst eher schweigsamen Athleten heraus. Beim Besichtigen habe er das letzte Drittel des Kurs nicht genau anschauen können, weil die Besichtigungszeit so knapp gewesen sei.

Hirscher "brutal erleichtert"
Hirscher hatte sich nach dem ersten Lauf nichts mehr ausgerechnet, den Rückstand hatte er als Ding der Ummöglichkeit betrachtet. "Gott sei Dank ist es härter geworden und wir mussten nicht mehr hier im Gatsch herumfahren. Jetzt haben wir Gold und Silber, ich bin brutal erleichtert. Das Übergepäck zahle ich gerne", meinte der zweifache Gesamtweltcupsieger. Als er die Kurssetzung von Ante Kostelic gesehen habe, habe er einen Grinser im Gesicht gehabt: "Gott sei Dank war der zweite Lauf so selektiv, wir suchen ja die Olympischen Champions und fahren kein Schülerrennen."

Stars scheitern am Kostelic-Kurs
Der Kroate Ante Kostelic hatte einmal mehr einen gefinkelten Kurs gesetzt, das brachte seinem Sohn Ivica zwar noch etwas nach vorne (von 21 auf 9), zwang jedoch etliche Läufer - natürlich auch in Verbindung mit den schwierigen Verhältnissen - vorzeitig in die Knie.

Auch die Mitfavoriten Alexis Pinturault (FRA) und Felix Neureuther schieden aus, der Deutsche hatte aus Position sieben um eine Medaille mitringen wollen. Es folgten im K.o.-Rennen aus den Top-Ten Ted Ligety (USA), Jean-Baptiste Grange (FRA) und der Halbzeitzweite Myhrer, die ohne Slalomresultat heimfahren müssen. Die Ex-aequo-Halbzeitdritten Mattias Hargin (SWE) und Stefano Gross (ITA) fielen auf Platz 7 bzw. 4 zurück.

Raich und Herbst schon im ersten Lauf out
Die große Winterspiele-Karriere von Benjamin Raich endete mit einem Einfädler im ersten Durchgang. "Ich war gut unterwegs", sagte der Tiroler, der 2006 in Turin Olympiasieger in Slalom und Riesentorlauf geworden war. "Ich war so im Rennen drinnen, auf einmal stehst du neben dem Lauf und fühlst einfach nur Leere", erklärte der 35-Jährige, der sich mit Slalom-Silber seiner Lebensgefährtin Marlies Schild tröstete.



Für den ebenfalls 35-jährigen Reinfried Herbst kam drei Tore vor dem Ziel des ersten Laufes das Ende. "Lieber das Herz in die Hand nehmen und alles riskieren, als um Platz 20 herumwedeln", lautete die Bilanz des Salzburgers, der wusste, dass er riskieren muss, wenn er etwas holen will.

Nicht mehr in Krasnaja Poljana war Herren-Rennsportleiter Mathias Berthold, der aus privaten Gründen vorzeitig abgereist ist. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum meinte zum Doppelsieg: "Es war ein großartiger Abschluss. Immer wieder wenn Ante setzt, sind auch unsere Athleten vorne dabei. Es sind immer schwierige Läufe, man muss mit dem Kopf fahren. Ich freue mich für die beiden sehr."

Endstand
1. Mario Matt (AUT) 1:41,84 Min.
2. Marcel Hirscher (AUT) +0,28 Sek.
3. Henrik Kristoffersen (NOR) +0,83
4. Stefano Gross (ITA) +0,88
.Fritz Dopfer (GER) +0,88
6. Adam Zampa (SVK) +1,44
7. Markus Larsson (SWE) 1,76
.Mattias Hargin (SWE) +1,76
9. Sebastian-Foss Solevaag (NOR) +2,27
.Ivica Kostelic (CRO) +2,27

Ausgeschieden u.a.: Reinfried Herbst (AUT), Benjamin Raich (AUT), Felix Neureuther (GER), Andre Myhrer (SWE), Jean-Baptiste Grange (FRA), Alexis Pinturault (FRA)

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Mario Matt (AUT/Gold): "Die Fahrerei war eine Katastrophe, aber irgendwie habe ich das doch runtergebracht. Bei Olympia hat es bis jetzt ja noch nicht so geklappt, bin ich erst einmal gestartet und ausgefallen und einmal war ich verletzt. Bei Weltmeisterschaften hat es immer sehr gut geklappt, Gott sei Dank heute auch. In Schladming war ich viel nervöser, da wollte ich es erzwingen. Ich war die ganze Saison immer schon schnell. Der Ausfall in Schladming hat mich schon sehr belastet. Es ist einfach eine große Erleichterung, ein Wahnsinn, wie das heute aufgegangen ist. Es ist genial. Beim Besichtigen habe ich das letzte Drittel vom Kurs gar nicht genau anschauen können, weil die Besichtigungszeit für diesen Lauf so knapp war. Ob ich nächste Saison auch noch fahre, lasse ich offen. Heute ist ein Riesenziel - ein Traum - in Erfüllung gegangen."

Marcel Hirscher (AUT/Silber): "Ich habe mir nichts mehr ausgerechnet gehabt, 1,28 Sekunden Rückstand sind sogar für mich ein Ding der Ummöglichkeit. Gott sei Dank ist es härter geworden und wir mussten nicht mehr hier im Gatsch herum fahren. Jetzt haben wir Gold und Silber, ich bin brutal erleichtert. Das Übergepäck zahle ich gerne. Wie ich die Kurssetzung von Ante Kostelic gesehen habe, habe ich von oben bis unten einen Grinser im Gesicht gehabt. Gott sei Dank war der zweite Lauf so selektiv, wir suchen ja die olympischen Champions und fahren kein Schülerrennen. Mario kann jetzt verdient aufhören (lacht)."

Henrik Kristoffersen (NOR/Bronze): "Der erste Lauf war wirklich schlechtes Skifahren. Mit Kostelic und diesem zweiten Lauf wurde es dann wirklich gut. Jetzt stehe ich hier mit Bronze, es ist unglaublich. Die Erwartungshaltung war nicht zu groß, ich bin zwar jung, aber das ist Skifahren - das mache ich schon 15 Jahre. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."

Hans Pum (ÖSV-Sportdirektor): "Es war ein großartiger Abschluss. Immer wenn Ante (Kostelic) setzt, sind auch unsere Athleten vorne dabei. Es sind immer schwierige Läufe, man muss mit dem Kopf fahren. Ich muss den Trainern wirklich gratulieren, sie haben die Athleten hervorragend eingestellt. Ich freue mich sehr für die beiden. Mario (Matt) hat wenig Nerven, der lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, teilt sich den Lauf genau ein und setzt das bei Großereignissen auch um. Marcel (Hirscher) ist einzigartig im Slalom, er hat hier genau seine Schnelligkeit und Technik ausgespielt. Es freut mich sehr, dass sich das auch bei ihm noch mit einer Medaille ausgegangen ist."

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