Sieger Ammann
"Es wird langsam extrem voll geil"
13.02.2010
Olympiasieger auf der Normalschanze ringt nach zusammenhängenden Worten.
Acht Jahre nach seinem überraschenden Doppelsieg bei den Winterspielen in Salt Lake City ist Simon Ammann zurückgekehrt auf die oberste Stufe des Olympia-Podests. Der 28-Jährige eroberte am Samstag in Whistler nach Bestweiten in beiden Durchgängen überlegen mit sieben Punkten Vorsprung sein drittes Olympia-Gold. Im Gegensatz zu 2002 hatte er beim zweiten Großereignis in Nordamerika als Weltcup-Spitzenreiter zum engsten Favoritenkreis gezählt.
Acht Jahre Pause
"Nach acht Jahren wieder diese konzentrierte
Energie auf die Schanze gebracht zu haben, das bedeutet mir sehr viel",
erklärte Ammann. "Die Erfahrung hat mich oft behindert, mir aber hier
unmittelbar vor den Sprüngen die nötige Kraft gegeben." Er freue sich,
Unglaubliches geschafft zu haben. "Ich würde gegen nichts tauschen, das ich
bisher erlebt habe."
"Geiler" Harry Potter
Die sprühende Begeisterung, die
überbordenden Emotionen, die saloppen Aussagen ("vor acht Jahren war es voll
geil, aber jetzt wird es langsam extrem voll geil") - alle diese Züge des
"skispringenden Harry Potter" von 2002 hat sich Ammann auch im reiferen
Alter bewahrt. So gerne er im Sport abhebt, so bodenständig ist der
Bauernsohn privat geblieben.
Nach dem Doppelsieg 2002 wurde er nicht nur von der Last der Erwartungen nach unten gedrückt, sondern auch von neuen Regeln eingebremst. Engere Anzüge, die Einführung der Body-Mass-Index-Regel im Jahr 2004 - all das kam dem von Natur aus zart gebauten Eidgenossen nicht entgegen. Er musste zwei bis drei Kilogramm zunehmen, um reglementgemäß weiterhin die gleiche Skilänge verwenden zu dürfen. So klappte es 2006 in Turin überhaupt nicht für den Toggenburger, der über Rang 15 auf der Großschanze nicht hinauskam.
Fluggefühl wiedergefunden
Doch gemeinsam mit dem Schweizer
Disziplinchef Gary Furrer gelang es ihm, trotz Muskelzuwachs wieder zu
seinem phänomenalen Fluggefühl zu finden. Der Lohn waren 2007 in Sapporo
WM-Gold auf der großen und Silber auf der kleinen Schanze. In der aktuellen
Saison hat er mit neuem Ski-Material im Duell mit seinem
Fischer-Markenkollegen Gregor Schlierenzauer beste Chancen auf den
Weltcup-Gesamtsieg.
Es gab wohl keinen Springer, der Ammann den Sieg nicht gönnte. Thomas Morgenstern, der sich selbst durch Fehler um die Medaillenchance gebracht hatte, bezeichnete den Schweizer als verdienten, würdigen Sieger. "Er war heute ganz, ganz schwer zu schlagen."