Hosp holt Bronze
Fenninger schnappt sich Super-G-Gold
14.02.2014
Salzburgerin behält die Nerven, siegt vor Riesch. Bronze für Niki Hosp.
Österreichs Olympia-Team hat am Samstag die zweite Goldmedaille bei den Winterspielen 2014 bejubeln dürfen. Neuerlich ging die Goldene auf das Konto der Alpinen, nach dem Abfahrts-Triumph von Matthias Mayer siegte Anna Fenninger im Super-G. Die Deutsche Maria Höfl-Riesch holte 0,55 Sekunden hinter der Salzburgerin Silber, Bronze ging an die Tirolerin Nicole Hosp (0,66).
Lesen Sie hier das erste Interview mit Fenninger nach ihrem Triumph
Das ÖOC-Team hält damit bei zwei Goldenen, vier Silbernen und einer Bronzenen. Die steirische Mitfavoritin Elisabeth Görgl schied auf dem von ÖSV-Speedtrainer Florian Winkler selektiv gesetzten Kurs aus, die Tirolerin Regina Sterz wurde Elfte. Österreichs Speed-Damen gaben damit nach dem "Nuller" in der Abfahrt die perfekte Antwort.
"Man musste taktisch fahren"
Fenninger behielt im Ausscheidungsrennen in Krasnaja Poljana die Nerven und den Überblick. Und das, obwohl sie drei Tage zuvor mit ihrem Ausscheiden in der Abfahrt einen bitteren Start in die Spiele erlebt hatte. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist alles sehr emotional, ich fühl mich fast wie eingefroren", meinte Fenninger in ihrer ersten Reaktion.
"Es war unglaublich schwierig, man musste taktisch fahren", sagte die 24-Jährige, die sich auch für die zahlreichen hilfreichen Funksprüche vor ihrer Goldfahrt mit Startnummer 18 bedankte. Der entscheidende Gold-Tipp kam von Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum, der genau auf der Schlüsselstelle bei der tückischen Kante vor dem Zielhang positioniert war.
"Es war zu hundert Prozent richtig, hier taktisch zu fahren. Jürgen hat uns gefunkt: 'Driften, nicht auf Zug fahren'. Sonst wäre es sich nicht ausgegangen. Das war es, was es im Endeffekt ausgemacht hat", meinte Fenninger im Nachhinein erleichtert.
Schwierige Zeit nach Abfahrtspleite
Die Tage zwischen Abfahrt und Super-G seien keinesfalls leicht gewesen. "Ich hab' sehr viel über mich nachgedacht, was wichtig für mich ist. Es waren keine leichten Tage. Aber ich hatte mir nach der Abfahrt eigentlich nichts vorzuwerfen", berichtete Fenninger. Dass mittlerweile ihr Freund Manuel Veith, ein ehemaliger Snowboarder, in Russland an ihrer Seite weilt, hat Fenninger zusätzlich Kraft gegeben. "Er unterstützt mich und sorgt dafür, dass ich mich wohlfühle. Anscheinend hab' ich nur auf ihn gewartet."
Sterz mit "zwei Fehlern zu viel"
Sterz ging nach der anfänglichen Ausfallsorgie als erste Österreicherin mit Nummer 13 ins Rennen. "Ich hab gewusst, dass ich taktisch fahren muss", sagte die Tirolerin, die die Schlüsselstelle zwar gut meisterte, aber im oberen Teil zwei Fehler einbaute. "Das waren leider zwei Fehler zu viel", wusste die 28-Jährige.
Höfl-Riesch rettete Silber
Im Gegensatz zu Fenninger erwischte Höfl-Riesch die Schlüsselstelle alles andere als ideal. "Ich war kurz vorm Abschwingen, die Medaille war weg", gestand die Deutsche, die nach Super-Kombi-Gold aber neuerlich eine Medaille gewann. "Die Emotionen im Ziel waren noch größer als in der Kombi, weil ich es nicht glauben konnte, dass sich das ausgegangen ist."
Hosp sah fern
Angesichts der anfänglichen Ausfallserie (von den ersten elf schieden acht aus) brach Hosp vor ihrer Fahrt mit einer Tradition und schaute ihren Konkurrentinnen im Fernsehen zu. "Das mach ich normal nie. Aber es war extrem schwierig zu fahren", sagte die Tirolerin, die in der Super-Kombi bereits Silber gewonnen hatte. Wie Fenninger wies auch Hosp auf die perfekte Arbeit der ÖSV-Betreuer hin.
"Wir haben super Tipps bekommen, klipp und klar und nicht zu viel. Die Zusammenarbeit war heute wirklich perfekt", jubelte Hosp, die über ihre Taktik bei der Kante der Entscheidung meinte: "Ich hab einen klassischen Touristenschwung eingelegt, das war der Schlüssel zum Erfolg."
Super-G-Tradition fortgesetzt
Die Österreicherinnen setzten damit ihre Tradition an starken Ergebnissen in Olympia-Super-Gs fort, nach Michaela Dorfmeister (2006) und Andrea Fischbacher (2010) war es bereits die dritte Goldene in Serie. Tränen der Enttäuschung flossen hingegen bei Görgl, die bei der Schlüsselstelle scheiterte: "Ich hab alles mit den Trainern durchbesprochen und Tempo rausgenommen, aber leider nicht die richtige Richtung auf der Kante gemacht."
Ergebnis
1. Anna Fenninger (AUT) 1:25,52
2. Maria Höfl-Riesch (GER) +0,55
3. Nicole Hosp (AUT) +0,66
4. Lara Gut (SUI) +0,73
5. Tina Maze (SLO) +0,76
6. Fränze Aufdenblatten (SUI) +1,27
7. Fabienne Suter (SUI) +1,37
8. Julia Mancuso (USA) +1,52
9. Viktoria Rebensburg (GER) +1,56
10. Nadia Fanchini (ITA) +1,68
11. Regina Sterz (AUT) +2,00
Ausgeschieden u.a.: Elisabeth Görgl (AUT)
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Anna Fenninger (AUT/Gold): "Ich selbst hatte das Gefühl, dass ich nicht am Limit war. Aber man musste echt taktisch fahren, ich habe von den Trainern auch die richtigen Funksprüche erhalten. Nach der Abfahrt (Ausfall, Anm.) war es schwierig. Ich habe viel über mich selbst nachgedacht, was für mich wichtig ist. Es waren keine leichten Tage. Aber ich wollte so weitermachen wie bisher."
Maria Höfl-Riesch (GER/Silber): "Ich war kurz vor dem Abschwingen. Ich dachte nicht, dass ich so weit voran lag. Nach dem Fehler war es unglaublich, noch Zweite zu sein. Das war fast noch eine größere Freude als in der Kombi, wo ich als Führende ins Ziel kam. Es war schwer heute, es war kein Rennen, in dem man voll durchziehen konnte."
Nicole Hosp (AUT/Bronze): "Es war extrem schwer heute. Unsere Trainer haben aber super Tipps hinaufgegeben."
Regina Sterz (AUT/Elfte): "Mir wurde gesagt, dass ich die Kante taktisch fahren soll, das ist mir gut gelungen. Leider hatte ich oben zwei Fehler und bin dadurch extrem langsam geworden."
Elisabeth Görgl (AUT/ausgefallen): "Wir haben die Stelle noch genau durchgesprochen am Start. Ich habe raus genommen, aber nicht die nötige Richtung hineingebracht. Ich muss mir das noch einmal genau ansehen, was genau das Problem war. Schade. Die Fahrt bis dahin war gut, ich habe auch gehört, dass ich nicht so langsam war."
Florian Winkler (Speedtrainer Damen, Kurssetzer): "Ich habe gesehen, dass es fahrbar ist. Man muss das auch ein wenig mit Kopf fahren. Wir haben es nicht zu Fleiß gemacht, aber wir wollten es schwer machen. Taktisch sind wir stark, das wissen wir. Es war schwierig für uns nach den vielen Ausfällen bei den ersten Läuferinnen. Wir haben dann eine taktische Marschroute festgelegt, und das haben unsere Läuferinnen größtenteils sehr gut gemacht."
Werner Faymann (Bundeskanzler): "Die beiden Österreicherinnen haben heute beim spannenden Super-G eine großartige Leistung gezeigt, ich gratuliere ihnen herzlich. Auch für die noch verbleibenden Wettkämpfe wünsche ich unseren Athletinnen und Athleten viel Erfolg."
Gerald Klug (Sportminister): "Anna Fenninger hat auf diesem schwierigen Kurs eine perfekte Linie gewählt und sich mit viel Risikobereitschaft souverän die Goldmedaille gesichert. Auch Nicole Hosp hat eine hervorragende Leistung geboten und bereits ihre zweite Medaille bei diesen Spielen errungen. Der Super-G der Damen bleibt somit unsere olympische Paradedisziplin."