ÖSV-Herren-Cheftrainer ist überzeugt, im Slalom eine Medaille zu gewinnen.
Frage: Nach dem Super-G-Debakel haben sie sich den Ärger laut herausgebrüllt.
Was taten sie nach dem Riesentorlauf?
Giger: "Ich bin im Regen
laufen gegangen, um wieder eine gute Einstellung zu mir selbst zu bekommen.
Die Plätze 4, 5 und 6 sind das Ärgste, was dir als Trainer bei Olympia
passieren kann. Medaillen, ja sogar der Sieg wäre drin gewesen. So etwas
zipft einen im ersten Moment natürlich an."
Frage: Vier Rennen, keine Medaille. Wenns nicht läuft, dann läuft es offenbar
nicht, oder?
Giger: "Wenn man es auf einfache Zusammenhänge
reduzieren will, kann man es so sehen. Ich bin aber kein Freund von Glück
und Pech. Die Fahrer am Podest waren besser, auch wenn's nur ganz knapp war.
Uns hat sicher das nötige Glück gefehlt, das muss man akzeptieren."
Frage: Hätten sie nach dem Turin-Rekord mit acht Herren-Medaillen gedacht,
dass es in Vancouver nach vier Rennen noch keine gibt?
Giger:
"Nein. Turin zu erreichen war natürlich unrealistisch. Aber mit
drei bis vier haben wir gerechnet."
Frage: Keine Medaille, dafür Zeitungsberichte von angeblichen Lokal-Eskapaden.
Was ist da dran?
Giger: "Die Sache mit Streitberger wurde weit
übertrieben dargestellt. Das ist ein Bild dass vielen jetzt gut
hineinpasst. Es ist falsch."
Frage: Erstmals seit Österreich an olympischen Alpinskibewerben teilnimmt,
drohen aber die Herren ohne Medaille zu bleiben. Eine nicht sehr schöne
Vorstellung, oder?
Giger: "Ich bin überzeugt, dass wir noch eine
Medaille holen. Wir haben das stärkste Slalomteam der Welt."
Frage: Was ist im Riesentorlauf passiert?
Giger: "Wir
haben uns mannschaftlich sehr gut präsentiert. Wenn es eine
Mannschaftsgoldene gäbe, hätten wir die mit Sicherheit geholt. Leider
gibt es die nicht bei uns, deshalb stehen wir ohne da."
Frage: Was genau ist passiert?
Giger: "Leider
Individualfehler. Bennis (Raich/Anm.) Fehler hat sich nicht nur dort
ausgewirkt wo er passiert ist, sondern auch danach. Das war die schlechteste
Stelle für so einen Fehler. Marcel Hirscher hat im zweiten Lauf ganz
oben alles probiert und den selben Fehler gemacht wie Philipp Schörghofer.
Diese Kleinigkeiten haben uns die Medaille gekostet, der Speed war da"
Frage: Sind irgendjemand Vorwürfe zu machen?
Giger:
"Nein. Wir ärgern uns alle wahnsinnig. Auf der anderen Seite bin
ich der Letzte, der einem Läufer, Trainer oder Servicemann einen Vorwurf
macht. So ist nun mal der Sport. Die anderen waren schneller."
Frage: Oft war das Glück bei Großereignisse auf unserer Seite.
Diesmal ist das offenbar nicht so, oder?
Giger: "Genauso ist es.
Wir hätten auch im Super-G und der Abfahrt Medaillen holen können. Aber
das ist alles wäri-hätti-täti. Wenn der Roller von meinem
Dirndl rot wäre und vier Räder hätte, wär's ein Ferrari."
Frage: Wie soll es nun weitergehen?
Giger: "Ich schließe
nichts aus. Aber ausgemacht ist, dass ich bis zum Ende der Saison
Cheftrainer bleibe. Die Mannschaft steht hinter mir und ich habe ein
Kämpferherz."
Frage: Aber eine Art Neustart im Herrenbereich ist - aus welchen Gründen
auch immer - wohl unvermeidlich, oder?
Giger: "Es gibt den
Spruch: Was uns hierher gebracht hat, wird uns nicht weiterbringen. Wir
haben einerseits eine solide Basis und eine gute Mannschaft. Aber natürlich
müssen wir schauen, was können wir Neues bringen das uns weiter
bringt, damit wir wieder ganz oben stehen."
Frage: Wie fundamental ist die Situation bei den Alpin-Herren?
Giger:
"Die Dichte von 2000 oder 2001 haben wir momentan sicher nicht. Aber
trotzdem sind wir mannschaftlich noch immer das stärkste Team der Welt.
Nur der kleine Schritt um ganz oben zu stehen, ist uns heuer öfter nicht
gelungen."
Frage: Möchten sie selbst gerne weitermachen?
Giger: "Ich
lebe für den Sport und ich arbeite sehr gerne. Aber es geht jetzt
vorrangig nicht um mich sondern darum, dass man sich nach der Saison
hinsetzt und schaut, wie wir zulegen können um das fehlende Quäntchen
besser sein zu können."