ÖSV fotografierte neuartiges Bindungsteil des Schweizers: "Keine Lappalie!"
Kaiserwetter im Whistler Olympic Park hat am Mittwoch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass hinter den Kulissen der Skisprung-Szene derzeit intensiv nachgeforscht wird. Anlass ist die Bindung von Olympiasieger Simon Ammann, die dieser bereits seit Klingenthal einsetzt und die ihm möglicherweise doch einen Vorteil verschaffen könnte. Cheftrainer Alexander Pointner meinte dazu gegenüber der APA - Austria Presse Agentur, dass man die Leistung Ammanns keinesfalls schmälern wolle, allerdings das Sprunggerät des Schweizers und dessen Zulassung für die weitere Zukunft prüfen lasse.
Österreicher ermitteln
ÖSV-Pressebetreuer Florian Kotlaba
hatte schon am ersten Trainingstag vom großen Bakken die Bindung des
Olympiasiegers von der Normalschanze fotografiert. Freilich wurde diese
Maßnahme auch gleich als Unsicherheit der so erfolgsverwöhnten ÖSV-Adler
interpretiert. "Nein, wir sind überhaupt nicht verunsichert. Nur ist uns
dieses Patent, dass er noch nicht sehr lange hat, sondern erst seit
Klingenthal, sehr bekannt vorgekommen. Wir haben auch in diesem Bereich
getestet. Alle weiteren Sachen müssen jetzt geprüft werden", meinte Pointner
im Schanzenauslauf.
Kein Protest gepalnt
Es werde weder einen Protest geben, noch
soll die Leistung des Schweizers schlecht geredet werden. "Man muss sagen,
dass man im Skisprungsport schon sehr oft auf etwas draufgekommen ist und
dann ist man auf den Zug aufgesprungen und dann ist es einfach verboten
worden. Man muss aber auch erst einmal draufgekommen", so der
ÖSV-Cheftrainer. Dies sei aber wohl passiert, weil man im ÖSV-Team ein
ähnliches Produkt "schon länger in der Schublade" liegen hat.
Loitzl klärt auf
Normalschanzen-Weltmeister Wolfgang Loitzl
erklärte genauer, worum es bei dieser Bindung geht. "Was ich gehört habe
ist, dass bei der Bindung der Zapfen gebogen ist und er in dem Fall
schneller eine Rückmeldung vom Ski hat. Dass heißt, er kann eigentlich
extremer in die Richtung springen, weil der Ski dann schneller zum System
dazuschließt. Ob dass der Fall ist, ist die Frage", sagte Loitzl und fügte
hinzu: "Wie er zur Zeit springt, würde ich sagen, dass es stimmt und dass es
für ihn von Vorteil ist."
Springer noch immer entscheidend
Grundsätzlich sei aber zu sagen,
dass schon der Springer der entscheidende Faktor ist. "Ich denke, es gibt
kein Material, das von allein fliegt. Du kannst dir aber mit dem einen oder
anderen Vorteil beim Material das Leben sehr erleichtern, scheinbar hat er
was gefunden", meinte Loitzl.
ÖSV-Know-how transferiert
Bei der Entwicklung mitgeholfen
hat offenbar auch der frühere ÖSV-Servicetechniker Gerhard Hofer, der seit
einiger Zeit im Schweizer Team arbeitet. "Ich möchte von vorneherein
klarlegen, dass es in keinster Weise gegen irgendjemand ist, um eine
Leistung zu schmälern", insistiert Pointner. Wie es möglich sei, dass bei
einem derart strengen Reglement solche Neuheiten bei Olympia auftauchen?
"Die Frage ist: Gibt es eine Zulassung? Gibt es ein Protokoll dazu? Diese
Sachen werden jetzt geprüft. Ist es angemeldet und entspricht das Produkt
der IWO (Internationale Wettkampfordnung)?"
Dass diese Sache aber dennoch keine Nebensache ist, gab Pointner dann schon zu. "Natürlich ist es keine Lappalie. Aber es geht um die Zukunft und nicht um die Vergangenheit, das möchte ich klarstellen."