Kathrin Zettel wollte drei Medaillen. Jetzt steht sie mit leeren Händen da.
Kathrin hat sich verzettelt. Und wie. Blech in der Super-Kombi, Fünfte in ihrer Paradedisziplin Riesentorlauf und im Slalom das gleiche traurige Bild. Sie stand ratlos im Zielraum und wirkte im Regen wie ein begossener Pudel.
Ihr Rückstand: Eine halbe Ewigkeit. Schon im ersten Lauf hatte sie 1,84 Sekunden auf die Führende Maria Riesch eingebüßt. Zettel suchte nach Erklärungen. „Ich hatte Schwierigkeiten bei den Übergängen und bin zu lange auf der Kante gefahren“, meinte sie. „Ich hatte Probleme mit der schnittigen Piste und mit der Sicht. Mir hat es die Brille beschlagen.“
Kritik auch von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel
Am Vortag
hatte sie sich noch eine saftige Schelte von Cheftrainer Herbert Mandl
eingefangen. Nach ihrer Riesentorlauf-Pleite war Mandl stinksauer auf sie:
„Wir sind bei Olympia. Aber so kann man um Medaillen nicht mitfahren. Die
Kathrin war viel zu brav unterwegs und ist einfach nicht ans Limit gegangen.“
Sogar der ansonsten so diplomatische ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ließ sich zu einem Kommentar hinreißen: „Wir haben uns ganz klar mehr erwartet. Zettel hätte mehr machen müssen, sie hat es einfach verschlafen.“ Klare Worte des mächtigen Ski-Bosses.
Trainer-Taktik wirkte nur bei deutscher Gold-Maria
Hat die Kritik
der Trainer Zettel endgültig aus der Bahn geworfen? Mandl wollte mit seinen
Aussagen eigentlich das Gegenteil bewirken und seine Läuferin anstacheln.
Ein Schuss, der nach hinten losging. Bei anderen funktioniert die Taktik
allerdings schon. Wir erinnern uns: Als Maria Riesch in der Abfahrt mit
angezogener Bremse fuhr, hagelte es von ihrem österreichischen Trainer
Mathias Berthold bitterböse Worte. Die Folge: Im nächsten Rennen fuhr Riesch
zu Super-Kombi-Gold.
Bitter für Zettel: Sie war nach Vancouver gekommen, um drei Medaillen abzustauben. Im Vorfeld wurde sie neben Marlies Schild als Medaillenbank gehandelt. Und jetzt steht sie ohne Edelmetall da. „Ich muss das jetzt abhaken und nach vorne blicken“, sagte sie in einem ersten Kommentar. „Die Saison ist noch nicht vorbei, ich hab noch Ziele im Weltcup.“
Niederösterreicherin wirkt körperlich ausgebrannt
Ein
schwacher Trost, nachdem der Olympia-Zug für sie abgefahren ist. Diese
Chance bekommt die 23-jährige Niederösterreicherin erst wieder in vier
Jahren in Sotschi (RUS).
Was auffällt: Zettel wirkte gestern im Zielgelände von Whistler Mountain ausgebrannt. Die Göstlingerin scheint körperlich am Ende zu sein. Schon vor den Olympischen Spielen hatte sie wegen Überbelastung und Schmerzen im Knie eine Zwangspause eingelegt. Zettel konnte ihre Akkus leider nicht mehr rechtzeitig aufladen.