Am Samstag (18:45 MEZ) wird es erstmals ernst für die heimischen Skispringer.
Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Andreas Kofler und Wolfgang Loitzl kämpfen auf der Normalschanze in Whistler um die ersten Medaillen dieser XXI. Olympischen Winterspiele überhaupt. Zumindest Schlierenzauer und Morgenstern zählen zu den Favoriten, allerdings sind auch Simon Ammann und Adam Malysz in ausgezeichneter Form.
Modernes Profil
Das moderne Profil der Normalschanze erlaubt auch
ein gewisses Fluggefühl. ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner erwartet nicht
zuletzt deshalb "eine Konkurrenz auf ganz hohem Niveau". Wie immer
der erste von drei Skisprung-Bewerben ausgeht, vorwerfen können sich die
rot-weiß-roten Adler nichts. "Ich würde nichts anders machen in
der Vorbereitung. Wir können alle Karten ausspielen, mit vier Siegspringern,
die schon alles erreicht haben." Und ohne überheblich klingen zu
wollen, glaubt Pointner, dass seine vier Athleten "um den Olympiasieg
springen."
In den ersten sechs Trainingssprüngen präsentierte sich Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern von den Österreichern am stärksten, gefolgt von Olympia-Debütant Gregor Schlierenzauer. Doch auch der Pole Adam Malysz, dem nach Silber und Bronze in Salt Lake City 2002 noch Einzel-Olympia-Gold fehlt, sowie ein bärenstarker Simon Ammann haben etwas gegen eine Prolongierung der österreichischen Erfolgsserie. Das bisher letzte Gold für den ÖSV auf einer Normalschanze im Zeichen der Fünf Ringe ist allerdings auch schon 18 Jahre her, als Ernst Vettori 1992 in Albertville triumphiert hatte.
"Ich sehe das jetzt als Chance, noch einmal in so einer guten Form zu sein wie damals. Die Möglichkeit zu haben, ganz vorne reinzuspringen", meinte Morgenstern im Vorfeld. Ihm liegt noch der WM-Bewerb vom kleinen Bakken vor einem Jahr im Magen, als er eine Medaille vor Augen im Auslauf stürzte. Er hat also noch eine Rechnung offen mit der Normalschanze, von der im Weltcup so gut wie gar nicht mehr gesprungen wird.
Geheimfavorit Ahonen
Immer auf der Rechnung haben muss man aber
einen anderen Routinier: Janne Ahonen ist wohl hauptsächlich wegen der
Olympischen Spiele aus der Sportlerpension zurückgekehrt und er hat allen
Grund dazu. Lediglich zwei Mal Silber 2002 und 2006 hat er in seiner
Erfolgskarte stehen und die holte er jeweils mit dem Team.
Eine Einzelmedaille bei Olympischen Spielen fehlt auch Wolfgang Loitzl. Bei seinen vierten Spielen soll es endlich klappen. Unglaublich, aber wahr, der Normalschanzen-Weltmeister war bei drei Spielen, durfte aber nur 2002 im Teambewerb (4.) antreten. Die Einzelmedaille konnte er also gar nicht machen, weil er nie aufgestellt war.
"Erinnerungen habe ich keine guten an die Spiele", sagt Loitzl. "Daher ist es ein großes Ziel, dass ich über die Einsätze auch zu den Erfolgen komme. Ich bin da, um erfolgreich zu sein", stellt er klar und grinst bei den folgenden Worten: "Aber ich kann nur noch gewinnen, schlechter kann ich fast nicht mehr werden."
Auch der mit 30 Jahren zum Team-Oldie gewordene Steirer sieht in "Simi, Adam, Ahonen und Anders Jacobsen" die stärksten in der internationalen Konkurrenz. Und was meint ein Simon Ammann, der vor acht Jahren sensationell zum doppelten Olympia-Gold gehüpft war? "Eine Medaille ist Pflicht." Der Schweizer hat kein Problem mit der Favoritenrolle. Er ist abgebrüht, aktueller Weltcupleader und gibt vor, keinen Druck zu haben. In Bezug auf den jungen Schlierenzauer und die Tournee-Sieger Kofler und Loitzl mag das stimmen, die allesamt noch keinen Olympia-Einzelsieg haben. Für die Altstars Ahonen und Malysz mag es deren letzte Chance sein, doch keiner sollte die Rechnung ohne den zweiten Doppel-Olympiasieger im Starterfeld machen - Thomas Morgenstern.