Skisprung-Silber
Iraschko-Stolz am Ziel ihrer Träume
11.02.2014
Österreicherin sprang bei der Olympia-Premiere nur hauchdünn an Gold vorbei.
Noch vor ein paar Jahren hätte sie sich das nicht mehr träumen lassen: Damen-Skispringen ist in Sotschi nach langem Kampf doch erstmals olympisch geworden und nun darf sich Daniela Iraschko-Stolz
seit Dienstag Silbermedaillen-Gewinnerin bei der Olympia-Premiere der Frauen nennen.
Skisprung-Pionierin
Es war ein langer, steiniger Weg für die 30-jährige Steirerin zum ersehnten Olympia-Silber: Sie sprang noch in Zeiten, in denen die Damen weder einen Kontinentalcup, noch einen Weltcup kannten. Und als es endlich 2009 die erste Weltmeisterschaft gab, musste die Steirerin einen von vielen Rückschlägen hinnehmen: Als Favoritin musste sie sich in Liberec mit "Blech" zufriedengeben.
Aus Liberec-Pleite gelernt
"Ich habe durch Liberec sehr viel gelernt", sollte sie später sagen. Exakt zwei Jahre später, als sie in Oslo auf dem traditionsreichen Holmenkollen das WM-Gold nachgeholt hatte. Obwohl sie immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen worden war, gab Iraschko-Stolz nicht auf. Ein Kreuzbandriss verhinderte 2013 die Titelverteidigung bei der WM in Val di Fiemme, doch schon bald visierte sie Olympia an.
"Wollte immer einzigartig sein"
Mit flotten, markigen Sprüchen, früher oft bunt gefärbtem Haar und Schlagfertigkeit hat Iraschko-Stolz schon immer für Aufsehen gesorgt. "Das hat mir immer schon gefallen. Ich wollte auch nie irgendwie normal ausschauen, wollte irgendwie einzigartig sein. Mir gefällt das auch, wenn man ein bisserl auffällt. Ich glaube, das ist nichts Schlechtes", sagte sie einmal.
Homo-Ehe sorgt in Sotschi für Aufsehen
Aufgefallen ist die Steirerin später auch mit ihrem Outing und die offizielle Verpartnerung mit ihrer Lebensgefährtin Isabel am 31. August 2013. Durch das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland wurde ihr Privatleben als aktive Olympiasportlerin plötzlich auch über die Grenzen Österreichs hinaus interessant.
"Wenn ich gewusst hätte, dass ich so 'important' bin, dann hätte ich vielleicht erst nach Russland geheiratet. Dann hätte ich mir den ganzen Medienrummel erspart", meinte Iraschko-Stolz, wie sie seit Sommer des Vorjahrs heißt, lachend.
Olympia-Traum seit der Kindheit
Den großen Traum von Olympia hatte sie schon früh: "Ich bin nach der Hauptschule gefragt worden, was ich eines Tages machen will. Da habe ich gesagt, 'jetzt gehe ich nach Stams und dann fahr' ich zu Olympia'. Jetzt bin ich wirklich da. Unkraut vergeht ned", freute sich die leidenschaftliche Fußballerin der Damen-Mannschaft Wacker Innsbruck vor dem Olympia-Bewerb.
Trainer muss sie "manchmal bremsen"
Damen-Cheftrainer Harald Rodlauer kennt Iraschko-Stolz schon seit zwei Jahrzehnten. "Sie hat bei mir mit zehn Jahren zum Skispringen angefangen. Daniela ist eine Sportlerin und eine Persönlichkeit, die aus sich immer das Maximum herausholen will", beschreibt er die Steirerin. "Das ist natürlich für den Trainer wunderbar, aber auch nicht einfach, weil man muss sie auch manchmal bremsen." Durch die Hochzeit sei sie ruhiger geworden. "Ihre Lebenspartnerin tut ihr sehr gut, ich schätze ihre Frau Isabel sehr. Es hilft ihr auch im sportlichen Umgang."
Iraschko kannte als gebürtige Eisenerzerin das Skispringen von klein auf. "Meine Eltern haben gesagt, mach lieber etwas Anderes. Als ich dann in die Sporthauptschule gekommen bin, habe ich mit Langlaufen begonnen, aber das war dann so langweilig nach einem Jahr." Iraschko setzte mit 11 ihren Wunsch gegen ihre Eltern durch.
Erste Frau über 200 m
Vor elf Jahren durfte sie eines ihrer größten Highlights erleben. Am 29. Jänner 2003 übersprang Iraschko-Stolz auf dem Kulm als erste und bisher einzige Frau die 200-m-Marke. Ein Höhenflug, der wohl selbst ihr Vorbild, Tennis-Superstar Martina Navratilova, beeindrucken würde.
Die Anerkennung des Damen-Skisprungsports ist seit 2009 stetig gestiegen, schon zu Weltcup-Saisonende kommen die Damen auch auf die Großschanze. Und die Diskussionen über weitere Olympia-Bewerbe der Skispringerinnen haben bereits begonnen, allen voran der Mixed-Bewerb. Ob Iraschko-Stolz dann noch dabei ist, ist aber wohl eher unwahrscheinlich.