Stoss: "Er hat gesagt, er ist ein Einzeltäter"
Johannes Dürr hat am Sonntag vor seiner Abreise nach Österreich erstmals Stellung zu seinem positiven Dopingtest genommen. Im ORF-Interview war Dürr, der am Samstag Abend vom positiven Test erfahren hatte, sichtlich geknickt. "Es war das Schlimmste, was ich in meinem Leben getan habe. Viele Leute haben sich für mich den Arsch aufgerissen, ich habe sie mit meiner Blödheit alle enttäuscht. Ich hoffe, dass mir meine Frau und meine Familie verzeihen können", so Dürr.
"Es bleibt mir nichts anderes über, als mich bei allen zu entschuldigen, bei meiner Familie, bei meiner Frau", sagte Dürr im ORF-Interview. Ob er sich bewusst gewesen sei, was er getan hat? "Schon, aber was für mich im Vordergrund steht, dass ich die Leute, die ich alle enttäuscht habe... Ich kann das nicht mehr gut machen, aber ich möchte mich einfach dafür entschuldigen. So viele Leute haben sich den Arsch für mich aufgerissen und ich habe sie enttäuscht mit meiner Blödheit."
"Froh, dass das ein Ende hat"
Der schwer gezeichnete Dürr wollte sich vorrangig nur entschuldigen. "Alle weiteren Schritte werden wir dann eh sehen, was noch alles auf mich zukommt. Das weiß ich selbst nicht einmal genau. Ich werde das Schritt für Schritt bewältigen. Das Wichtigste ist, dass mir die Familie das verzeihen kann und meine Frau, die alle so hart gekämpft haben für das. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen."
In gewisser Weise zeigte der Niederösterreicher aber auch Erleichterung, denn auf die Frage, ob er Angst vor dem hat, was nun auf ihn zukommt, sagte er: "Angst nicht. Ich bin auf der anderen Seite froh, dass das ein Ende hat, ein Ende genommen hat." Ob er den falschen Menschen vertraut habe? "Mit Sicherheit ja. Es ist in jeglicher Hinsicht das Schlimmste, was ich in meinem Leben gemacht habe. Das ist ganz, ganz schwer, das kann man nicht in drei Sätzen erklären."
"Er hat gesagt, er ist ein Einzeltäter"
Laut Karl Stoss, dem Präsidenten des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), hat Langläufer Johannes Dürr
bei der Konfrontation mit dem positiven Test Doping sofort zugeben. "Er hat gesagt, er ist ein Einzeltäter, niemand anders ist involviert", sagte Stoss auf der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Krasnaja Poljana.
Stoss selbst stand der Schock ins Gesicht geschrieben. "Mir persönlich tut das wirklich unglaublich weh und auch sehr leid, weil wir ja tolle Spiele erlebt haben. Diese tollen und großartigen Leistungen der anderen Athletinnen und Athleten sollten dadurch nicht in den Hintergrund gerückt werden. Die haben ehrlich diese tollen Leistungen errungen. Leider haben wir jetzt zum Schluss einen Einzeltäter, der überführt werden konnte. Das ist wirklich ein trauriges Kapital und ein schwarzer Sonntag für uns", sagte er.
Betreuer opferten sich für Dürr bis zur Gewichtsabnahme auf
Die von Langlauf-Chef Markus Gandler erläuterte Aufopferung des Betreuerstabes für den vormaligen Hoffnungsträger Johannes Dürr ging offenbar sehr weit. Einer der Wachstechniker des Niederösterreichers habe etwa eigens Gewicht abgenommen, um auf Dürrs Masse zu kommen, damit der Athlet bei Skitests ideal simuliert werden konnte.
"Die haben den Job für ihn gemacht. Sie haben sogar abgenommen, dass sie auf sein Skigewicht kommen", erzählte Gandler. Der betreffende Betreuer soll als Reaktion auf die Doping-Nachricht sogar eine Art Nervenzusammenbruch erlitten haben. In den Vormittagsstunden saß er laut ÖOC-Angaben kreidebleich im Wachscontainer. Andere Teammitglieder, wie einer erfahrener Betreuer und eine Physiotherapeutin, waren demnach in der Früh in Tränen aufgelöst.
Das sagt Peter Schröcksnadel:
ÖSTERREICH: Herr Präsident, wie sehr hat Sie die Nachricht getroffen?
Peter Schröcksnadel: So ein dummer Mensch. Ich bin extra für ihn dageblieben, da ich ihm versprochen habe, zum Bewerb zu kommen. Da wäre ich lieber heimgefahren.
ÖSTERREICH: Was wird mit Dürr im ÖSV passieren?
Schröcksnadel: Er ist der Betrüger, und mit Betrügern können wir nichts anderes tun, als sie auszuschließen.
ÖSTERREICH: Was passiert mit der Sparte Langlaufen?
Schröcksnadel: Es kann nicht sein, dass wir immer die Arschkarte ziehen. Wenn man mit den Langläufern nur Probleme hat, muss man überlegen, wie weit die noch gefördert werden. Wir stecken bis zu 900.000 Euro pro Saison ins Langlaufen. Ich werde zur Diskussion stellen, Langlaufen aus dem ÖSV zu streichen. Die sollen ihren eigenen Verband gründen.
ÖSTERREICH: Wie leid tut es Ihnen für Markus Gandler?
Schröcksnadel: Für ihn ist das ganz schlimm. Er ist ein Ehrenmann, und er hätte sich das nie erwartet. Bei den strengen Anti-Doping-Gesetzen in Österreich wird Dürr einen guten Rechtsanwalt brauchen.
Auf Seite 2 die Reaktionen
Johannes Dürr (im ORF-Interview): "Ich kann das nicht mehr gut machen, aber ich möchte mich einfach dafür entschuldigen. So viele Leute haben sich den Arsch für mich aufgerissen und ich habe sie enttäuscht mit meiner Blödheit. Ich werde das Schritt für Schritt bewältigen. Das Wichtigste ist, dass mir die Familie das verzeihen kann und meine Frau, die alle so hart gekämpft haben für das. Ich bin auf der anderen Seite froh, dass das ein Ende hat."
Bernhard Tritscher (Langläufer/Zimmerkollege von Dürr): "Für mich ist das völlig überraschend. Als Mensch ist er echt ein super Kerl. Dass er so etwas macht, hätte ich nicht gedacht. Ich bin schon ein bisschen enttäuscht. Ich kann nichts dafür, was andere machen, ich habe davon nichts mitbekommen. Ich kann es irgendwie gar nicht glauben. Für den ganzen Langlauf ist es Scheiße, wenn so etwas passiert. Das ist zum Weinen."
Markus Gandler (ÖSV-Sportdirektor Langlauf und Biathlon): "Das ist nicht irgendwas, das ist schwerstes Doping. Das gehört verurteilt bis zum Letzten. Das sind Betrüger, aus, fertig. So etwas gehört bestraft. Das Vertrauen habe ich verloren. Ich kann in niemanden mehr Vertrauen haben. EPO ist nicht irgendetwas, das ist schwerwiegend. Das ist nicht irgendetwas, das man mit einem Riegel zu sich nimmt."
Karl Stoss (ÖOC-Präsident): "Ein Paukenschlag, der uns wie eine Keule getroffen hat. Wir sind zutiefst enttäuscht und erschüttert. Diese Betrügereien hätten wir nie in unseren Reihen erwartet. Wir haben gedacht, jetzt haben wir das endlich im Griff. Acht Jahre lang nichts, was ja auch eine lange Periode ist. Aber es kann das Netz nicht so engmaschig sein, dass es nicht trotzdem Menschen gibt, die es schaffen, zu betrügen."