Herren-Gold für den Amerikaner. Russe Pluschenko bei Comeback Zweiter.
Der Springerkönig ist besiegt. Nichts ist aus der zweiten olympischen Goldmedaille für den russischen Eiskunstläufer Jewgenij Pluschenko geworden. Der dreifache Weltmeister, der nach dem Kurzprogramm nur 0,55 Punkte Vorsprung auf den US-Amerikaner Evan Lysacek und 0,60 auf den Japaner Daisuke Takahashi hatte, ging Donnerstagabend bei der Kür in die Knie und musste sich mit Silber begnügen. Den Olympiasieg holte sich mit 257,67 Punkten Weltmeister Lysacek. Der Österreicher Viktor Pfeifer verbesserte sich um zwei Ränge auf Platz 21 (175,93).
Pluschenko hatte nach Olympia-Gold vor vier Jahren in Turin seine Karriere beendet und war erst in diesem Winter aufs Eis zurückgekehrt. Der Verfechter des "Vierfachen" zeigte in der Kür aber Nerven und patzte gleich bei mehreren Sprüngen, während Lysacek nahezu fehlerfrei durchkam. Takahashi (247,23) stand einen vierfachen Toeloop nicht, bot aber eine ausdrucksstarke und hinreißende Vorstellung und wurde mit Bronze belohnt.
Pech hatte der 22-jährige Japaner Nobunari Oda, ein Nachfahre eines Kriegsherren während der Sengoku-Zeit. Dem Viertplatzierten nach dem Kurzprogramm ging während der Kür das Schuhband am Schlittschuh auf. Nach kurzer Unterbrechung, in der er vor den 14.200 Zuschauern im Pacific Coliseum und Millionen vor den Fernsehgeräten ein Lehrbeispiel ablieferte, wie man flüssig und schnell einen Doppelknoten knüpft, machte er im Programm weiter, fiel aber auf Platz sieben zurück.
Viktor Pfeifer zeigte sich mit dem 21. Rang (ein Platz besser als in Turin 2006) sehr zufrieden, er hatte mit 61,25 seinen höchsten technischen Wert der ganzen Saison bekommen, allerdings in den Komponenten (der Ausdruck ist eigentlich seine Stärke) eine viel niedrigere Note als normal.
"Aber das ist okay, ich bin nicht böse. Die Noten spielen momentan nicht so eine Rolle und ich weiß, dass ich mich verbessern muss. Ich bin ja eine Art Newcomer. Die Leute haben nicht mehr mit mir gerechnet, dass ich überhaupt wieder dabei bin bei Olympia. Ich glaube, dass ich schon wieder gezeigt habe, dass ich wieder unter die besten 24 gehöre", sagte der Vorarlberger.
Mit Recht stolz konnte er darauf sein, dass er das gesamte Programm wie vorgehabt durchgezogen hat. Nur am Beginn beim vierfachen Toeloop, den er eigentlich schon gestanden hatte, fiel der 22-Jährige hin, und nach dem dreifachen Lutz griff er ins Eis. Ansonsten klappten alle Sprünge und Kombinationen sehr gut und sauber. Das Missgeschick nach dem Vierfachen hatte ihn nicht verunsichert, erzählte er. "Ich hätte ihn stehen können, blöd, aber es hat mich nicht geärgert. Beim Einlaufen bin ich ihn gestanden. Ich habe ihn probiert und den trauen sich nicht alle, das ist auch was wert."
Das Ziel, gut zu laufen, habe er erreicht, das sei wichtig für das Selbstbewusstsein und ein guter Schritt nach vorne. "Ich freue mich wahnsinnig, jetzt fliege ich wieder nach Delaware zum Trainieren und kann ein super Gefühl mit heimnehmen." An der Ostküste wird er sich auf die Weltmeisterschaften Ende März in Turin vorbereiten.
"Der dreifache Axel wird definitiv kommen, den muss ich ins Programm einbauen. Er ist ein wichtiges Element, ein Sprung, den die Herren beherrschen müssen. Meine Aufgabe ist, konstant das zu machen, was ich heute und Dienstag gemacht habe und mich weiter verbessern."
Im Vergleich zum Kurzprogramm fühlten sich die Beine gut an, im zweiten Teil der Kür habe er aber kämpfen müssen. "Ich habe geschaut, dass ich im Rumpfbereich stark bleibe, das hat super funktioniert." Nach schwierigen sportlichen und persönlichen Jahren hat sich Viktor Pfeifer zurückgemeldet, mit weiteren ähnlich starken Leistungen wird er sich auch wieder die Gunst der Punkterichter zurückerobern.
"Ich habe noch so viel vor mir, was die Arbeit angeht. Wir sind schon so weit gekommen in den letzten zwei Jahren, das ist unglaublich. Man kann sich nicht erwarten, dass man ein Wunder vollbringt. Es ist eh schon ein Wunder, wie weit ich gekommen bin."